"Soll ich dich abballern?": Kauf eines Gebrauchtwagens läuft in Bünde aus dem Ruder

Bünde. Mit Waffengewalt sollen zwei Männer und eine Frau in Bünde versucht haben, einen BMW zu rauben. Einer der Männer, ein 30-Jähriger aus Bünde, sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Nun schildert der 19-jährige Verkäufer detailliert, wie er den Übergriff erlebt hat. Das Auto, einen BMW 335 mit mehr als 300 PS und einem Wert von etwa 12.000 Euro, hat der 19-Jährige für einen Verwandten in einem Kleinanzeigenportal im Internet inseriert. Über Bekannte sei er dann in Kontakt mit den zwei Männern und der Frau gekommen. Wenig später machen sie ein Treffen aus. Von Herford aus führt die Fahrt zu einem BMW-Händler nach Bünde. Verkäufer fühlt sich unter Druck gesetzt Doch vor Ort wächst das Misstrauen des Verkäufers. Ist der Termin beim Händler nur ein Vorwand, um Seriosität vorzutäuschen? &bdquo;Von BMW habe ich niemanden gesehen“, sagt er. Was ihn zudem stutzig macht: Die beiden potenziellen Käufer wollen unbedingt ein Foto vom Kaufvertrag machen, berichtet er. &bdquo;Damit haben sie dauernd auf mich eingeredet und mich unter Druck gesetzt“, sagt er. Weil ihm die vermeintliche Untersuchung zu lange dauert, fährt er gemeinsam mit Freunden wieder weg. Das Auto bleibt jedoch in Bünde. Am Abend soll das Geschäft dann über die Bühne gehen. &bdquo;Um 21 Uhr sollte ich zu einer Tankstelle nach Bünde kommen. Sie meinten, dass wir zu dem Käufer nach Hause fahren und ich dann das Geld bekomme“, berichtet der 19-Jährige. Es seien aber noch ein paar kleine Fragen zu klären. Zur Sicherheit ruft er einige Freunde an. Gemeinsam fahren sie in einem VW-Bulli in Richtung Bünde. Fahrt führt auf dunklen Parkplatz Dort angekommen, soll der Deal perfekt gemacht werden. Zwei Männer und der Verkäufer steigen in den BMW ein. Doch die Fahrt der drei Männer, die an der Tankstelle an der Wasserbreite beginnt, führt nicht in die Innenstadt, wo der 30-jährige Kaufinteressent wohnt, sondern nach Spradow. Ohne Licht fahren die Männer in Richtung Konrad-Adenauer-Kreisel. Das belegt ein Audiomitschnitt, den der Verkäufer mit seinem Handy gemacht hat. Es ist zu hören, dass der 19-Jährige zweimal irritiert fragt, warum der Bünder trotz Dunkelheit ohne Licht fährt. Sollten die Freunde des jungen Mannes, die in ihrem VW-Bus dem BMW folgen, abgehängt werden? Plötzlich eine Waffe gezogen Mit hohem Tempo, so schildert es der Verkäufer, geht die Fahrt weiter. Was dann passiert ist, erzählt der 19-Jährige so: &bdquo;Auf dem Weg fingen die Männer an, auf mich einzureden. Sie fragten, ob ich sie verarschen will. Das ganze Auto ist Schrott, haben sie gesagt, ein Totalschaden“, berichtet er. Während der 30-jährige Bünder am Steuer des Fahrzeugs gesessen habe, habe der zweite Mann eine Waffe gezogen. &bdquo;Er hat gefragt, ob er mich abballern soll“, schildert der Verkäufer. Über der Waffe sei ein Tuch gewesen. &bdquo;Man hat aber vorn den Lauf gesehen“, sagt der 19-Jährige. Später finden Ermittler bei einer Hausdurchsuchung bei einem der beiden Männer einen Revolver – ohne Trommel. Männer halten am Herzogweg Die Fahrt der Männer führt in Richtung des Herzogwegs in Spradow. Dort hält der BMW auf dem Parkplatz an der Sporthalle. Der Verkäufer erzählt: &bdquo;Ich sollte denen alles geben, die Papiere und den Kaufvertrag. Ich sollte keinem etwas davon sagen, aber erzählen, dass sie mir das Geld für das Auto überwiesen hätten. Sollte ich etwas anderes sagen, würden sie mich und meine Familie umbringen“, sagt er. Dann gibt es nach Aussage des jungen Mannes noch eine weitere Drohung: &bdquo;Sie haben noch gesagt, dass ich mich nicht mit Albanern anlegen soll. Ich habe richtig Angst gehabt. In dem Moment habe ich das sehr ernst genommen“, berichtet er. "Ich wollte, dass er Ruhe gibt" Die Einschüchterungen wirken. Die drei Männer fahren in Richtung Innenstadt zurück und treffen nach einigen Metern auf die Freunde des Verkäufers, die im VW-Bulli nach dem 19-Jährigen suchen. &bdquo;Sie konnten dem BMW nicht folgen. Der Bulli stand ein oder zwei Straßen weiter“, berichtet der Verkäufer. Er sei dann zu seinen Freunden in das Auto gestiegen. Einer seiner Bekannten habe gefragt, ob etwas passiert sei. Die Umstände seien ihm komisch vorgekommen. Aus Angst winkt der 19-Jährige ab. &bdquo;Ich habe gesagt, dass das Geld per Überweisung auf der Sparkasse angekommen ist. Das habe ich aber nur gesagt, damit mein Freund Ruhe gibt“, sagt er. Opfer taucht zwei Tage unter Die Angst vor den beiden Männern steckt dem Verkäufer nach eigener Aussage aber noch in den Knochen. &bdquo;Zuhause bin ich erst einmal zwei Tage untergetaucht. Erst dann habe ich mich einem Freund anvertraut und der hat dann die Polizei gerufen“, sagt er. Gegen einen der Männer, dem 30-Jährigen aus Bünde, läuft derzeit ein Gerichtsverfahren am Bielefelder Landgericht. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den Mann unter anderem wegen schweren Raubes mit gefährlicher Körperverletzung und versuchter Nötigung angeklagt. Der Mann schweigt zu den Vorwürfen. Ein weiteres Verfahren läuft gegen den Mann, der die Schusswaffe auf den Verkäufer gerichtet haben soll, sowie gegen eine Frau, die als Käuferin in den Vertrag eingetragen worden ist. War der BMW ein Schrottauto? Gegen den Verkäufer ist übrigens ebenfalls ermittelt worden: weil er ohne das Wissen der beiden Männer einen Tonmitschnitt angefertigt hat. Das Verfahren soll mittlerweile eingestellt worden sein. Anschuldigungen erhebt auch Tobias Diedrich, der Verteidiger des 30-jährigen Bünders. Der Rechtsanwalt hat mit Hilfe der Fahrzeugidentifikationsnummer herausgefunden, dass der BMW eigentlich ein &bdquo;Schrottauto“ gewesen ist, das aus den USA nach Osteuropa importiert wurde. &bdquo;Man lässt es dort reparieren und dann wird es mit einem kleinen Unfallschaden verkauft“, sagt er. Davon habe der Verkäufer in der Anzeige nichts erwähnt. Der 19-Jährige bestreitet den Import nicht, weist aber den Totalschaden zurück. Es habe sich nur um einen Blechschaden gehandelt, sagt er.

Meistgelesen