Wichtige Tipps einer Expertin: Wie sich Eltern nach der Trennung richtig verhalten

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Die Zahl der Scheidungen im Bünder Land ist in den vergangenen Jahren relativ konstant. Das geht aus Daten hervor, die das Amtsgericht auf Nachfrage bereitstellt. Demnach waren im vergangenen Jahr 110 Scheidungsanträge beim Bünder Amtsgericht gestellt worden. 2021 waren es 119 Anträge und 2020 117. &bdquo;Eine Differenzierung nach Wohnorten lässt sich aus unseren Daten leider nicht extrahieren“, teilt Axel Koehler, Geschäftsleiter des Amtsgerichtes, mit. Auf Nachfrage teilen die Kommunen für 2022 folgende Zahlen mit: In Bünde gab es 59 Scheidungen, in Rödinghausen 19 und in Kirchlengern waren es 79 Scheidungen. Wobei bei den Bünder Zahlen geschiedene Ehepaare, die in Bünde geheiratet haben, berücksichtigt werden. &bdquo;Darunter sind auch auswärtige, nicht in Bünde wohnhafte Personen“, teilt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit. Auch die Zahlen der Kommunen sind relativ konstant. So gibt die Stadt Bünde für 2021 63 geschiedene Ehepaare an und für 2020 53. In Rödinghausen waren es 2020 18 Scheidungen und 2021 14 Scheidungen. Kirchlengern gibt für das Jahr 2021 65 Scheidungen an. Besonders schwer wiegen Scheidungen beziehungsweise Trennungen natürlich für Kinder. Denn mit dem Entschluss der Eltern, getrennte Wege zu gehen, ändert sich das Leben von heute auf morgen. Aber wie erklärt man dem Nachwuchs die Trennung vernünftig? Elke Wehrmann-Horst, Familientherapeutin aus Bünde, hat einige Fragen zum Thema beantwortet. Trennungsgründe gehen nur die Partner etwas an Sie rät dazu, Sätze wie &bdquo;Wir lieben uns nicht mehr“ nicht zu benutzen. Denn das könne vor allem bei kleineren Kindern für Ängste sorgen, weil sie Analogien herstellen und so etwas auch auf sich beziehen könnten. &bdquo;Kann es sein, dass meine Mama oder mein Papa mich irgendwann auch nicht mehr liebt? Was muss ich tun, dass dies nicht passiert?“, skizziert Wehrmann-Horst den Gedankengang der Kinder. Besser sei es, zu erklären, dass es vorkommen kann, dass man sich nicht mehr versteht, ungut streitet, sich nicht mehr gut tut und deshalb nicht mehr zusammenleben möchte. &bdquo;Das kennen die Kinder auch aus Erfahrungen mit Freunden“, sagt sie. Auf Fragen der Kinder zu den Trennungsgründen sollte man eher im Allgemeinen bleiben, rät Wehrmann-Horst. Trennungsgründe gingen nur die beiden Partner etwas an und seien oft auch zu komplex. &bdquo;Wer welchen Anteil an einer Trennung hat, wird von den beteiligten Personen oft selbst nicht einmal verstanden“, weiß die 66-Jährige aus ihren Trennungsberatungen. Eine Erklärung könne leicht in eine Dynamik der Schuldzuweisung der anderen Person gegenüber übergehen. Das könne wiederum leicht zu der Tendenz führen, das Kind auf die eigene Seite ziehen zu wollen. &bdquo;Je älter die Kinder sind, desto mehr bohren sie vielleicht nach. Dann sollte man ihnen sagen ’Das ist die Sache zwischen deinem Vater/deiner Mutter und mir“, rät sie. &bdquo;Oft sind ganz viele Emotionen mit im Spiel. Wut, Hass und Enttäuschung sollte man von den Kindern fernhalten“, sagt sie. Das Kind auf die eigene Seite zu ziehen oder schlecht über den Ex-Partner oder die Ex-Partnerin zu sprechen, solle man auf jeden Fall unterlassen. Stattdessen solle man auf Respekt und Wertschätzung setzen – &bdquo;auch wenn die Trennung sicherlich nicht das Einfachste ist“. Wehrmann-Horst: &bdquo;Man muss sich dann vor Augen führen, dass derjenige auch mal eine bewusste Entscheidung im Leben gewesen ist.“ Sorgen der Kinder ernst nehmen und beobachten Auch wenn Kinder diese nicht explizit äußern, machen sich Kinder in einer Trennungssituation Sorgen um vieles. Diese Sorgen seien so individuell wie die Kinder selbst. Eltern sollten deshalb ihre Kinder in dieser Zeit sehr aufmerksam beobachten. &bdquo;Oft fallen Kleinigkeiten in Nebensätzen. Dann sollte man nachfragen“, sagt die Familientherapeutin. Denn nicht selten hätten Kinder das Gefühl, Schuld an der Trennung der Eltern zu sein. Gedanken wie &bdquo;Wie waren nicht artig genug“ oder &bdquo;Wir waren zu anstrengend und deshalb trennen sich Mama und Papa jetzt“ kämen öfter auf. Nicht selten übernähmen Kinder auch emotionale Verantwortung, die sie eigentlich nicht übernehmen sollten. Es könne sein, dass sie sich um den verlassenen Partner sorgen und durch ihr Verhalten – besonders lieb sein oder fröhlich sein zur Aufmunterung – für dessen Wohlergehen sorgen wollen oder durch Solidarisierung mit dem &bdquo;scheinbar“ Unschuldigen den Kontakt zum anderen Elternteil verweigern. Hier solle man entsprechend gegensteuern, damit langfristig keine psychischen Probleme entstehen, rät die Expertin. Manche Kinder verschließen sich. Hier könne man versuchen, dass sie sich über Bücher zum Thema öffnen. &bdquo;Dann müssen sie nicht über sich selbst sprechen, sondern über die Figuren in den Büchern und welche Erfahrungen diese machen“, sagt Wehrmann-Horst. Kinder einbeziehen bei Entscheidungen Je nach Alter sollte das Kind oder der Jugendliche auch mit in Entscheidungen einbezogen werden, die die zukünftige Lebensgestaltung nach der Trennung der Eltern betreffen. &bdquo;Optimal wäre es, statt starrer Umgangsregelungen dem Kind und dem anderen Partner zu ermöglichen, flexibel und unkompliziert Zeit miteinander verbringen zu können und die Regelung der Besuchszeiten nicht als Machtspiel zu nutzen“, rät die Expertin. In der Praxis zeige sich immer wieder, dass da, wo diese Variante möglich ist, alle Beteiligten am besten mit der Situation zurechtkämen. Schließlich hat jeder Elternteil das Bedürfnis, mit dem Kind zusammen zu sein als auch andersrum.

Meistgelesen