Expertin aus Bünde hilft: Was Trauernden in der Weihnachtszeit helfen kann

Bünde. In der Advents- und Weihnachtszeit rückt die Familie zusammen. Der Verlust eines geliebten Menschen wiegt in dieser Zeit besonders schwer – egal, wie weit er zurückliegt. &bdquo;Trauer ist ganz individuell und braucht Zeit. Das sollten Angehörige bedenken. Es ist ein Irrglaube, wenn man meint, dass nach einem Jahr alles wieder gut ist. Manchmal wird es auch nie wieder gut“, sagt Martina Ludewig, die das Trauercafé &bdquo;ZeitRaum“ am Elsedamm seit sechs Jahren ehrenamtlich anbietet und ausgebildete Trauerbegleiterin ist. Der Trauernde müsse sich neu erfinden. Das sei schwierig und dauere. Verständnis für den Trauernden sei deshalb besonders wichtig. Das Umfeld gehe nach einem Trauerfall meist sehr schnell wieder in den Alltag über, &bdquo;ganz nach dem Motto ’Jetzt muss es aber wieder gehen“. Das gehe aber nicht so einfach, der Trauerprozess dauere je nach Lebenslage und Umgang mit Krisen unterschiedlich lange an. Wichtig sei auch zu bedenken, dass die Verarbeitung der Trauer für die Betroffenen sehr anstrengend ist. &bdquo;Das ist emotionale Höchstarbeit und kostet sehr viel Kraft.“ Daher seien Trauernde oft völlig erschöpft, obwohl sie &bdquo;nichts tun“. Das können sowohl die Betroffenen als auch das Umfeld oft nicht verstehen und einordnen. Umfeld eines Trauernden ist oftmals verunsichert Auch der Trauernde müsse verstehen lernen, dass andere nicht immer wissen können, was ihn ihm vorgeht. &bdquo;Es ist oft gar keine böse Absicht, wenn irgendwelche Ratschläge oder Sprüche kommen, die einem so gar nicht helfen, sondern Unwissenheit und Unsicherheit“, sagt Ludewig. Wenn das Umfeld nicht weiß, was es sagen soll, könne auch genau das kommuniziert werden. Das sei besser als etwas Unbedachtes zu sagen, mit dem man verletzt. &bdquo;Man muss auch gar nicht immer etwas sagen, sondern kann den anderen auch einfach in den Arm nehmen“, sagt Ludewig, die seit zehn Jahren auch Teil der Hospizgruppe des Lukas-Krankenhauses ist. &bdquo;Es muss nicht immer alles zerredet werden.“ Ein spezielles Rezept, wie man Trauernden in der Weihnachtszeit besonders helfen kann, gebe es nicht. &bdquo;Grundsätzlich ist es wichtig, für den anderen da zu sein und genau hinzugucken, was derjenige braucht“, sagt sie. Oft würden Angebote ausgesprochen wie &bdquo;Du kannst dich jederzeit melden“. Aber das helfe oft nicht. &bdquo;Das ist lieb gemeint. Aber je nach dem, wie tief man noch in seiner Trauer drinsteckt, sind Trauernde gar nicht dazu in der Lage, sich aufzuraffen und zu melden.“ Deshalb solle man immer wieder Angebote aussprechen und signalisieren, dass man da ist. Feingefühl sei hierbei besonders wichtig. &bdquo;Oft brauchen Trauernde auch einfach nur Ruhe und Verständnis“, weiß Ludewig. Wenn jemand einfach nur die Decke über den Kopf ziehen will, solle man das auch mal akzeptieren und nicht beleidigt sein. &bdquo;Man sollte den Trauernden eine gesunde Portion Egoismus zugestehen. Sie sollen entscheiden: Was brauche ich jetzt? Dann darf man als Trauernder auch mal egoistisch sein und etwas ablehnen, wenn jemand etwas anbietet.“ Klar kommunizieren: Was möchte der Trauernde an Weihnachten? Kommunikation sei für jeden Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis zum Weihnachtsfest das A und O. &bdquo;Man muss sich trauen, darüber zu sprechen. Und sich gegenseitig fragen: Wollen wir uns dieses Jahr treffen oder willst du lieber alleine sein?“ Erlaubt sei alles, was hilft. Es gebe kein richtig oder falsch. &bdquo;Für manche ist es hilfreich, wenn alles genau so abläuft, wie es immer war, weil sie diese Sicherheit brauchen. Wieder andere wollen das Weihnachtsfest nach einem Trauerfall ganz anders gestalten, damit das Fehlen des Verstorbenen erträglicher ist.“ Gemeinsames Weinen und Lachen sei auch erlaubt. &bdquo;Viele haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie wieder lachen. Als Trauernder gibt man sich oft nicht die Erlaubnis, aber es ist unbedingt erlaubt“, betont Ludewig. Es sei darüber hinaus wichtig, sich auch Situationen zu schaffen, die man trotz Trauer als schön erlebt. Trauernde könnten in der Advents- und Weihnachtszeit versuchen, sich Pausen von der Trauer zu schaffen, indem sie sich durch verschiedene Aktivitäten ablenken. &bdquo;Wenn es dann aber doch nicht geht, muss man das aber auch akzeptieren. Absagen sind dann nicht schlimm.“ Anlässe bewusst planen, um mit Trauer besser umgehen zu können Grundsätzlich sei es auch hilfreich, sich auf besondere Momente wie die Weihnachtszeit, Geburtstage und Todestage vorzubereiten. &bdquo;Ich muss mir überlegen: Was würde mir helfen: Sollte ich jemanden einladen? Oder mache ich einen Ausflug mit Freunden oder Familien?“ Wer planlos an solche Anlässe rangeht, werde von seiner Trauer oft überrollt. &bdquo;Traurigkeit gehört aber auch dazu“, sagt Ludewig. &bdquo;Manchmal ist es wichtig, sich dieser Traurigkeit hinzugeben, zu weinen und zu weinen und zu weinen.“ Wichtig sei es, dass dann jemand da ist, der einen wieder dort rausholt und mit einem etwas unternimmt.

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