Bünde/Kirchlengern Diesel und Flüssiggas: Firmen im Bünder Land rüsten sich für Gas-Krise

Bünde. Die Gas-Krise könnte in der kalten Jahreszeit nicht nur private Haushalte, sondern auch heimische Unternehmen treffen. Einige Firmen im Bünder Land sind aufgrund ihrer wirtschaftlichen Größe bereits von Behörden über eine mögliche Gas-Knappheit informiert worden. Doch was passiert, wenn die Gas-Lieferung ausbleibt? Und wie bereiten sich die wirtschaftlichen Schwergewichte im Bünder Land auf mögliche Lieferengpässe vor? Die NW hat nachgefragt. Arnold André, Zigarrenhersteller aus Bünde, ist eines der Unternehmen, das im Zuge der ausgerufenen Frühwarnstufe auf mögliche Probleme bei der Energieversorgung hingewiesen worden ist. Im Werk in Bünde hat man auf mögliche Engpässe reagiert. &bdquo;Wir sind dabei, unsere Energiereserven dort aufzufüllen, wo es möglich ist. Dazu gehört zum Beispiel Diesel für die Notstromaggregate“, teilt Gunter Mau, Direktor Produktion im Bünder Unternehmen, mit. Auch über die Errichtung einer Solaranlage an der heimischen Produktionsstätte hat man schon mehrmals nachgedacht. &bdquo;Leider ist es uns wegen statischer und vor allem versicherungstechnischer Gründe nicht möglich“, sagt Mau. Flüssiggas statt Erdgas Bei Hettich in Kirchlengern, einem der Weltmarktführer für Beschläge für Möbel, arbeitet man derzeit kontinuierlich daran, den Gasverbrauch zu reduzieren. Im Unternehmen nutzt man bereits regenerative Energiequellen, hat unter anderem Solaranlagen installiert. Dennoch ist man weiter von Gas und fossilen Quellen abhängig. &bdquo;Auch wenn es unser Ziel ist, mittelfristig die fossilen Energieträger zu ersetzen, wird ein solcher Schritt nicht kurzfristig möglich sein“, sagt Sascha Groß, Geschäftsführer der Hettich-Unternehmensgruppe. Weil Gas für bestimmte Unternehmensprozesse weiter benötigt wird, versucht man, sich auf eine mögliche Rohstoffknappheit vorzubereiten. &bdquo;An den Stellen, wo wir Gas für unseren Fertigungsprozess benötigen, haben wir die notwendigen Schritte unternommen, um Anlagen von Erdgas auf Flüssiggas umzustellen. Ebenso sind wir in Kontakt mit unseren Lieferanten, um auch dort die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten“, sagt Groß. Gerresheim glaubt an Versorgung im Ernstfall Das Gerresheimer-Werk in Bünde zählt nach Einstufung der Bundesnetzagentur nicht zu den großen industriellen Gasverbrauchern. &bdquo;Insofern wurde Gerresheimer Bünde nicht in die große Umfrage der Bundesnetzagentur bei allen großen Verbrauchern einbezogen. Aber das Werk steht in ständigem Austausch mit dem Netzbetreiber“, sagt Unternehmenssprecherin Marion Stolzenwald. Dennoch schaut man bei Gerresheimer derzeit genau hin, wo Energie gespart werden kann. &bdquo;Einsparpotenziale beim Gasverbrauch wurden identifiziert und genutzt“, sagt Stolzenwald. Dass man bei einer Gas-Knappheit in der kalten Jahreszeit plötzlich ohne den wichtigen Rohstoff auskommen muss, glaubt man bei Gerresheimer aber nicht. Denn in dem Bünder Werk werden medizinische Produkte wie Glasspritzen, Injektionsfläschchen und Insulin-Karpulen hergestellt. Diese Produkte fallen nach der gesetzlichen Einstufung in den systemkritischen Sektor Gesundheit und Medikamente. &bdquo;Sollte es zu einer Gas-Rationierung der Industrie möglicherweise kommen, gehen wir fest davon aus, dass wegen der lebenswichtigen Bedeutung der Produkte, Gerresheimer in Bünde weiterhin ausreichend Mengen Gas bekommen wird“, sagt Stolzenwald. "Lieferstopp betrifft komplette Wirtschaft" Sollte es zum Worst Case kommen und die Gas-Lieferungen werden gestoppt, hätte das nach Meinung vieler heimischer Unternehmen große Auswirkungen auf die Wirtschaft – nicht nur im Bünder Land. &bdquo;Diese Auswirkungen richten sich sehr stark daran, wie eine Zuteilung von Gas geregelt sein wird. Denn ein solcher Lieferstopp würde ja nicht nur uns, sondern die komplette Wirtschaft betreffen und damit sowohl unsere Lieferanten als auch unsere Kunden in Deutschland beziehungsweise Europa“, sagt Hettich-Geschäftsführer Sascha Groß. Laut Gunter Mau von Arnold André haben die stark gestiegenen Energiekosten jetzt schon wirtschaftliche Auswirkungen. Beim Bünder Zigarrenhersteller ist man trotz drohender Krise aber zuversichtlich. &bdquo;Wir gehen allerdings davon aus, dass wir gut vorbereitet sind und mit leichten Einschränkungen, wie zum Beispiel das Absenken der Raumtemperatur oder die Rückkehr zur Homeoffice-Regelung, um Bürogebäude weniger zu heizen, durch den Winter kommen“, sagt Mau.

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