So können Eltern sich und ihre Kinder auf ein Geschwisterkind vorbereiten

Bünde. Im Nachhinein hätte sich Katharina Müller-Spirawski vor der Geburt ihrer zweiten Tochter einen Kurs gewünscht, der die große Tochter und die Eltern vorbereitet, wie sie das Zusammenleben zu viert am besten gestalten. &bdquo;Vorher dachte ich, das wird ein Selbstläufer“, erzählt die 34-Jährige. Schließlich bekämen viele Kinder ein Geschwisterkind. Zunächst sah auch alles gut aus. &bdquo;Ich dachte, meine Tochter kommt gut damit klar, dass auf einmal ein Geschwisterkind da ist“, erzählt Müller-Spirawski. Die große Tochter spielte allein und wirkte auf den ersten Blick zufrieden. &bdquo;Erst als ich die Ausbildung zum Geschwisterkurs gemacht habe, ist mir aufgefallen, dass sie die ersten sechs Monate sehr viel Nägel gekaut und in der Nase gebohrt hat.“ Die Ankunft eines Geschwisterkindes löse bei jedem erstgeborenen Kind eine Krise aus, sagt Müller-Spirawski – früher oder später. &bdquo;Alles, was sich ein Kind wünscht, sind Aufmerksamkeit und Liebe.“ Von beidem müsse das große Geschwisterkind abgeben, wenn ein Baby dazukommt. Bei körperlicher Nähe schütte der Körper Wohlfühl-Hormone und Opioide aus, erklärt Müller-Spirawski. Von beidem bekomme das große Kind nach der Ankunft des Babys weniger, da es die Zuwendung der Eltern teilen müsse. Die Gefühle des Kindes annehmen Dagegen kämpften die großen Geschwisterkinder an. Einige würden schreien, einige weinen, toben oder Sachen kaputt machen. Es sei tatsächlich besser und ein Ausdruck von Kompetenz, wenn sie Gegenstände zerstörten und ihre Wut so auslebten, anstatt das Baby zu schlagen, was auch häufig vorkommt, sagt Müller-Spirawski. Einige große Geschwisterkinder jammerten nach der Ankunft des Babys auf einmal viel, was Eltern oft sehr nerve. Falsch wäre es jedoch, das Jammern oder auch jegliche Gefühlsäußerung des Kindes zu unterdrücken. Wichtig sei, die Gefühle des Kindes anzunehmen und es in seinen Gefühlsausbrüchen zu begleiten. Oft würden Kinder, die ihre Gefühle ausleben, als Tyrannen bezeichnet und den Eltern vorgeworfen, wenn sie darauf eingingen. Genau das sei jedoch richtig, sagt Müller-Spirawski. Kinder drückten über ihr Verhalten ihre Bedürfnisse aus. Sie könnten noch nicht sagen, was sie brauchen. Erwachsene verstünden das nicht immer gleich und interpretierten das Verhalten deshalb oft falsch. Auch ein Kind, das sich zurückziehe und scheinbar gut zurechtkomme, weil es allein spiele, brauche die Aufmerksamkeit der Eltern. &bdquo;Es ist wichtig, als Eltern wach und sensibel zu sein“, sagt Müller-Spirawski. Und jedem Kind die Aufmerksamkeit zu geben, die es braucht. &bdquo;Auch wenn man müde ist.“ So ist der Kurs aufgeteilt Sie habe beim Stillen des Babys immer mit der großen Tochter gekuschelt und zusammen ein Buch angeguckt. Abends bringt sie die große Tochter weiter ins Bett – trotz Baby. &bdquo;Das ist ihre exklusive Mama-Zeit.“ Denn auch das sei wichtig für das Erstgeborene: Zeit mit Mama und Papa alleine. Der Kurs ist aufgeteilt auf zwei Termine von jeweils einer Stunde. Beim ersten Termin stehen die großen Geschwister im Vordergrund: Sie bekommen eine Puppe in der Größe eines Neugeborenen in den Arm und lernen, wie sie es tragen und anfassen, was ein Baby kann und was nicht. Sie basteln Spielzeug für das gemeinsame Spiel mit dem Baby und lernen Lieder, die sie ihm vorsingen können. Sie lernen auch, was die Mama nach der Geburt kann und was nicht. Am Ende bekommen sie ein Geschwisterdiplom überreicht und können das Gebastelte mit nach Hause nehmen. Der zweite Termin ist ein Online-Elternabend, an dem Katharina Müller-Spirawski die Eltern informiert, wie sie beide Kinder gut durch die Phase der Umstellung begleiten. Kurse im Lukas-Krankenhaus Der Kurs findet jeweils zweimal im Jahr in der Hebammenpraxis am Lukas-Krankenhaus an der Brunnenallee 35 in Bünde und in der Hebammenpraxis Quintessenz an der Karlstraße 8 in Herford statt. Der erste Termin in Bünde ist am Samstag, 28. Mai, von 10.15 bis 11.15 Uhr mit den Geschwistern, der dazugehörige Online-Elternabend findet am Dienstag, 31. Mai, von 19.30 bis 20.30 Uhr statt. Der erste Termin in Herford ist am Samstag, 25. Juni, 10.15 bis 11.15 Uhr mit den Geschwistern, der Online-Elternabend findet am Mittwoch, 29. Juni, von 19.30 bis 20.30 Uhr statt. Die Kinder sollten mindestens 2,5 Jahre alt sein, damit sie die Information des Kurses aufnehmen können, und die Mutter möglichst im letzten Trimester schwanger sein. Sonst sei das Gelernte für die Kinder bei der Geburt schon nicht mehr präsent. Anmeldung entweder per E-Mail an kathi@kathiskinderstube.de oder per Telefon oder WhatsApp-Nachricht unter (01 73) 1 56 94 95.

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