Fast 2.000 Euro durch Mama-Trick verloren

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Beim Enkel-Trick sagen die meisten Menschen, die davon hören: "Darauf falle ich nicht rein." Doch der Enkel-Trick, bei dem ältere Menschen von vermeintlichen Enkelkindern angerufen und um Geld gebeten werden, das von "einem Freund" bar an der Haustür abgeholt werden soll, hat schon fast ausgedient. Heute ist nicht mehr die Oma, sondern die Mama an der Reihe. Und es wird auch nicht mehr angerufen, sondern eine Textnachricht geschickt: "Hallo Mama, bist du zuhause? Du wirst nie erraten, was mir passiert ist." Als die Pädagogin Mitte März diese Zeilen auf ihrem Smartphone las, hatte sie keinen Zweifel daran, dass sie von ihrer erwachsenen Tochter stammten. Zwar kannte die Mutter die Telefonnummer nicht, aber gleich in den ersten Zeilen wurde ihr dafür der Grund geliefert: "Ich habe mein Handy aus Versehen in die Waschmaschine gesteckt. Es war komplett nass und die SIM-Karte funktioniert nicht mehr." Der Absender riet gleich dazu, die alte Nummer doch zu löschen und "die neue" abzuspeichern. Gesagt, getan. Dann kam die Bitte nach einer Echtzeit-Überweisung Nach einigem Geplänkel kam der Absender zur Sache - oder besser gesagt zur Notsituation. Eine Rechnung für einen neuen Computer sei zu bezahlen - 1.940 Euro. Der alte Rechner sei kaputt und das Online-Banking funktioniere noch nicht auf dem neuen Smartphone. Der Bitte, den Betrag schnell zu überweisen, wollte die Mutter natürlich nachkommen. Schließlich versprach die Tochter, das Geld gleich zuzückzuzahlen, sobald sie wieder Zugriff auf ihr Konto hätte. Die Pädagogin bekam die Bankverbindung des Empfängerkontos mit einem großen Dankeschön zugeschickt und der Bitte, den Betrag "schnell zu überweisen". "Ich hatte bis dahin noch keinerlei Zweifel, dass es tatsächlich meine Tochter war, die mir schrieb", erklärt die Frau. Vermutlich war auch ein Grund für die Arglosigkeit, dass sie an jenem Tag viel zu tun hatte und die Nachrichten mehr oder weniger zwischen Tür und Angel las und beantwortete. Deshalb schaffte sie es auch nicht, die verlangten 1.940 Euro selbst zu überweisen, sondern bat ihren Partner darum, der das sofort erledigen wollte und dann stutzig wurde. Am nächsten Tag bekam die Frau erneut eine Nachricht von ihrer falschen Tochter mit der Bitte, eine sogenannte "Echtzeit-Überweisung" zu tätigen, bei der das Geld quasi sofort auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben wird. "Da war ich dann schon etwas genervt", sagt die Frau im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Sie wollte ihre Tochter unter der neuen Nummer zurückrufen, hörte dann aber nur ein Rauschen in der Leitung und dachte, dass sie sich in einem Funkloch befinden würde. Dann fragte sie noch einmal bei ihrem Partner nach, ob der das Geld denn auch überwiesen habe. Der stellte daraufhin fest, dass die Überweisung immer noch den Status "In Bearbeitung" hatte. Als er dann bei seiner Bank nachfragte, teilte man ihm mit, dass als sicher gelte, dass das Empfängerkonto offenbar für Betrügereien genutzt werde. Mehrere Personen hätten schon Anzeige erstattet. Die Überweisung war dann schnell annulliert. Unter der "neuen Nummer" war nur ein Rauschen zu hören Bei einem Anruf auf der ursprünglichen Telefonnummer ging die tatsächliche Tochter ran und wusste natürlich nichts von der Aufregung der vergangenen zwei Tage. "Ich war nur froh, dass wir die Überweisung noch zurückziehen konnten", ist die Frau erleichtert, die fast eine Menge Geld durch eine relativ neue Betrugsmasche verloren hätte. Diese Vorgehensweise ist Polizei und Verbraucherschützern bereits bekannt. Laut Polizei schicken die Täter diese Nachrichten an viele verschiedene Nummern, ohne dabei zu wissen, ob das potenzielle Opfer überhaupt Kinder hat, oder welches Geschlecht die Empfängerin oder der Empfänger haben. Dass die Pädagogin hier Glück hatte und das Geld zurückbekam, hatte mit der Aufmerksamkeit der Bank zu tun, der aufgefallen war, dass das Empfängerkonto offenbar für Betrugsmaschen genutzt wurde. Das muss aber nicht immer so sein, denn auch die Betrüger werden verschiedene Konten nutzen. Verbraucherschützer sagen, dass die Betrüger hier direkt bei den Gefühlen der Eltern angreifen, die vielleicht noch nicht ganz überwunden haben, dass ihre Kinder nun selbstständig sind und woanders wohnen. Das Gefühl, doch noch gebraucht zu werden und helfen zu können, lasse schnell über Zweifel hinwegsehen. Polizei und Verbraucherschützer raten: 1. Das Kind unter der "alten" und bekannten Nummer sicherheitshalber zurückrufen und nachzufragen, ob die Nachricht tatsächlich von ihm stammt. 2. Generell bei Textnachrichten mit der Bitte um Geld um ein Gespräch bitten, damit man kurz drüber reden kann. Üblicherweise kommt dann keine Antwort mehr. 3. Screenshots vom Chatverlauf machen und damit bei der Polizei Strafanzeige erstatten. Je schneller das geht, desto größer sind die Chancen, dass die Täter über die Nummer noch zu lokalisieren sind. Als die Mutter ihre echte Tochter später persönlich traf, zeigte sie ihr die WhatsApp-Nachrichten. Auf die Frage, ob ihr denn die vielen Rechtschreibfehler nicht aufgefallen seien, sagte sie: "Daran gedacht habe ich zwar, aber oft nimmt man es bei Nachrichten in diesen Messenger-Diensten damit ja auch nicht so genau", so die Mutter, die einem hohen finanziellen Verlust nur knapp entgangen ist.

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