Genesen nach drei oder sechs Monaten: Was gilt wann und für wen?

Kreis Herford. Die Omikron-Variante treibt die Zahlen der Neuinfizierten mit dem Coronavirus in die Höhe. Gleichzeitig sinkt aber die Zahl der Krankenhauseinweisungen. Aktuell sind seit Beginn der Pandemie mehr als 6.100 Menschen im Bünder Land von einer Corona-Erkrankung genesen und waren für sechs Monate mit vollständig geimpften Personen gleichgestellt. Diesen Zeitraum hat das Robert-Koch-Institut kurzerhand auf 90 Tage halbiert, weil die Omikron-Variante zwar infektiöser ist als die anderen Varianten davor, aber das Immunsystem offenbar weniger fordert und somit auch weniger Antikörper gebildet werden, was zu einem geringeren Immunschutz führt. Deshalb müssen Genesene nun nach spätestens 90 Tagen geimpft werden. Nur im Bundestag scheinen andere Regeln zu gelten. Für Bundestagsabgeordnete gilt derzeit noch, dass sie nach einer durchstandenen Corona-Infektion sechs Monate als immunisiert gelten. Eine Ungleichbehandlung, die Rechtsexperten zunächst einmal prüfen mussten. Kritik an dieser Regelung kommt von aber auch aus den politischen Reihen selbst. Die Entscheidung des RKI auf Halbierung des Genesenen-Status kam auch für einige Politiker überraschend. Und in den Regierungsparteien ist man durchaus unterschiedlicher Meinung. "Im Schweinsgalopp durchgesetzt" "Diese Entscheidung des RKI trägt nicht gerade zur Vertrauensbildung bei. Und Vertrauen ist das, was wir im Moment besonders schaffen müssen", sagt Frank Schäffler. In der Sache sei die Regelung die quasi "über Nacht" entstanden. Schäffler: Es ist "hochgradig ärgerlich, was da so im Schweinsgalopp durchgesetzt wird." Es gebe dafür keine "schlagenden, wissenschaftlichen Erkenntnisse". Stefan Schwartze verteidigt die Entscheidung des RKI. "Das Problem, das wir im Moment sehen, ist die hohe Ansteckungsgefahr durch die Omikron-Variante." Nach Genesung von einer anderen Variante hätten die Inzidenzen nach drei Monaten im Vergleich zu Omikron deutlich abgenommen. Schwartze, der vor zwei Wochen auch zum Patientenbeauftragten der Bundesregierung ernannt wurde, warnt trotz der offenbar milderen Omikron-Verläufe vor einer Überlastung der Krankenhäuser, die aktuell noch Eingriffe und Behandlungen abseits von Corona verschieben würden. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Patienten aus falscher Vorsicht nicht ins Krankenhaus gehen oder Eingriffe verschoben werden müssen, weil die Intensivstationen mit Corona-Erkrankten ausgelastet sind. Wir sollten deshalb nicht leichtfertig ein Risiko eingehen, indem wir den Genesenen-Status zu lange laufen lassen", macht der SPD-Abgeordnete deutlich und wirbt deshalb eindringlich für die Impfung. Mit der Frage, wie wirksam eine Impfung gegen eine ernsthafte Erkrankung vor allem mit der Omikron-Variante ist, hat sich das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung ausführlich beschäftigt. Das Urteil der Experten: "Booster- und Kreuzimpfung könnten einen stärkeren Schutz vor Omikron bieten." Hier gelangen Sie zur kompletten Analyse der Wissenschaftler. Halbierter Zeitraum gilt nur im Plenarsaal und Ausschüssen Es kommt vor allem auf das Immunsystem an, wie stark ein Schutz gegen eine Corona-Erkrankung ist. Klar ist: Nach einer Infektion oder nach einer Impfung lässt der Schutz im Laufe der Zeit nach. "Die besten Daten, die wir haben, kommen von ehemals Infizierten", sagt der Immunologe Carsten Watzl. Für Studien wurden Betroffene von der ersten Phase der Pandemie an begleitet. Wissenschaftler interessieren sich etwa dafür, wie sich Antikörperspiegel entwickeln: Wie lange bleiben die Abwehrstoffe, die der Körper gebildet hat, erhalten? Das RKI hat diese Frage mit 3 Monaten beantwortet, der Bundestag für eigene Zugangsregelungen mit 6 Monaten. In Bezug auf die Sonderbehandlung von Bundestagsabgeordneten, die gemäß einer aktuellen Verfügung der Bundestagspräsidentin einen sechsmonatigen Genesenen-Status genießen anstatt der drei Monate wie alle anderen Bürger sagt Stefan Schwartze: "Ich habe die klare Erwartungshaltung, dass das angepasst wird und es ist auch strittig, ob das aus rechtlicher Sicht nicht sowieso schon gilt. Wir haben in der letzten Sitzung dieselben Regelungen getroffen, die zu dem Zeitpunkt in Berlin in Kraft traten. Und erst danach gab es die Änderung durch das RKI. Deshalb müssen wir die Regelungen für den Bundestag wieder anpassen". Frank Schäffler: "Es müssen natürlich gleiche Regeln für alle gelten." Schäffler betont dabei, dass die Sonderregelung lediglich für den Plenarsaal und für Ausschüsse gelte. "Für die Büros der Abgeordneten gelten ebenfalls drei Monate", so der FDP-Politiker. Und demzufolge gilt der halbierte Genesenen-Status für Abgeordnete auch in der Öffentlichkeit. "Wir dürfen in dieser Sache keine Verunsicherung schaffen. Ich halte die Impfung für eine wichtige Sache, aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir Vertrauen bilden und nicht noch weiter Verunsicherung erzeugen", so Frank Schäffler. Dass eine mögliche Impfpflicht nicht unbedingt ein Ausweg aus der Pandemie sein muss, sagt der Wissenschaftler Hendrik Streeck. So begründet das RKI die Entscheidung Die Dauer des Genesenen-Status wurde von 6 Monaten auf 90 Tage reduziert, "da die bisherige wissenschaftliche Evidenz darauf hindeutet, dass Ungeimpfte nach einer durchgemachten Infektion einen im Vergleich zur Deltavariante herabgesetzten und zeitlich noch stärker begrenzten Schutz vor einer erneuten Infektion mit der Omikronvariante haben". So begründet das RKI offiziell die Entscheidung zum Genesenen-Status.

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