Diese Polizisten kennt fast jedes Kind

Bünde. "Das ist Griselda. Die letzte noch lebende, schnellste Rennschnecke der Welt", sagt Kerstin Westerwelle, während sie die Handpuppe hält. Ihre Kollegin Andrea Kumpert präsentiert währenddessen den Hund "Herr Feldmann" - auch eine Handpuppe. Vielen Kinder im Kreis Herford dürften diese Figuren und die beiden Polizistinnen kennen. Denn die beiden sind ein Teil von dem Team, das an Schulen und Kitas die richtige Verkehrssicherheit erklärt. Doch das ist bei weitem nicht alles, was die Polizisten von der Verkehrssicherheitsberatung leisten. "Nachmittags gehört häufig auch der Opferschutz dazu", sagt Marcus Winkler, der seit einem Jahr Teil des Teams und für die Kommunen Löhne und Vlotho zuständig ist. Das bedeute, als Ansprechpartner für die da zu sein, die vor kurzem in einen besonders schweren oder traumatischen Unfall verwickelt gewesen waren. "Wir haben ein offenes Ohr für diese Leute", sagt Jennifer Landwehrmeyer. Sie ist seit sechs Jahren bei der Verkehrssicherheitsberatung und kümmert sich um die Schulen und Kitas in Kirchlengern und Hiddenhausen. Wenn die Kollegen von der Streife bei einem Unfall feststellen würden, dass Unfallbeteiligte schon bei der Vernehmung weinen, würden sie den Kontakt herstellen. Die Berater der Polizei können entweder selbst helfen oder Hilfe vermitteln.So kann es vorkommen, dass Landwehrmeyer und ihre Kollegen morgens Kita-Kindern, das richtige Anschnallen erklären und nachmittags Unfallüberlebenden beibringen, was genau sie durchgemacht haben. "Oft helfen schon die Fakten", sagt Lanwehrmeyer. "Wenn man Menschen erklärt, dass der tote Motorradfahrer schwarz gekleidet und erheblich zu schnell unterwegs war." So ein Arbeitstag darf ruhig als abwechslungsreich bezeichnet werden."Da haben selbst die Eltern gelacht" Doch warum arbeiten die Polizisten in diesem Bereich? "Hier habe ich das Gefühl, hier kann ich noch was bewirken", sagt Kersin Westerwelle über die Verkehrssicherheit. "Ich wollte nicht mehr nur dann kommen, wenn schon was passiert ist." 120 Kindergärten und 60 Schulen im gesamten Kreis Herford werden von den fünf Beamten des Teams betreut. Aufs Jahr verteilt kommen dort alle Kita-Gruppen und Klassen dran. Sie lernen das richtige Anschnallen, Nein zu sagen und das sichere Fahren mit dem Rad. Für die ganz Kleinen sogar noch mit einem eigenen Theaterstück, in dem Handpuppe Tom stellvertretend für die Kinder das richtige Verhalten lernt - und sich mit Rennschnecken als Verkehrshindernis rumschlägt."Ich kann mich noch an ein Mädchen aus der Grundschule Kirchlengern erinnern", erzählt Landwehrmeyer. Zu Beginn des Fahrradtrainings hätte das Kind kein Fahrrad dabei gehabt und sei sehr schüchtern gewesen. Dann habe sie aber fünf Wochen jeden Tag mit ihrem Opa geübt. "Die Prüfung hat sie dann nicht nur geschafft, sondern ohne Fehler bestanden", sagt Landwehrmeyer. "Dann war sie auf einmal total selbstbewusst und hat sich direkt dafür angemeldet, Inliner-Fahren zu lernen." Das sind die schönen Erinnerungen, die Landwehrmeyer in sechs Jahren bei der Verkehrssicherheit angesammelt hat. Einige andere schöner Erinerungen hängen an den Bürowänden des Teams: Zeichnungen aus den Schulklassen, denen sie das sichere Radfahren schon beigebracht haben. Manche Anekdoten aus dem Dienst sind aber auch einfach lustig. "Manchmal kippen die Kinder auf dem Rad einfach um. Weil sie so langsam und vorsichtig fahren", sagt Marcus Winkler. Landwehrmeyer erinnert sich auch daran, dass bei ihr auch schonmal sechs Kinder hintereinander von einem etwas stärkeren Wind einfach umgekippt wurden. "Da haben selbst die Eltern eher gelacht", sagt sie. "Früher wollte ich auch Lehrerin werden" Die Polizisten genießen ihren Job. "Toll an dem Beruf ist die Selbstständigkeit", sagt Landwehrmeyer. Denn sie und ihre Kollegen können sich die Besuche in Schulen und Kitas, die Termine mit Verkehrsopfern oder weitere Projekte wie Kurse für Senioren, für das Jahr so einteilen, wie es ihnen passt. "Ich arbeite auch gerne mit Kindern. Früher wollte ich auch Lehrerin werden", sagt die Polizistin. Dass sie nun doch den Weg über die Polizei gegangen ist, hat aber auch einen klaren Vorteil: Eine Uniform bringt tatsächlich meistens einen Autoritätsbonus mit sich. Auch oder gerade wenn wenn sie eine Rennschnecke mit sich herumtragen.

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