So beendete die Polizei die Bünder Brandserie

Bünde. Mit einer Polizeimeldung beginnt am 8. Oktober des Vorjahres eine Brand- und Vandalismusserie, die die Bünder über Monate in Atem hält. Auf dem Parkplatz der Laurentiuskirche stehen in der Nacht zwei Autos in Flammen. Die Ermittler schließen schnell einen technischen Defekt aus. Es ist Brandstiftung und der Auftakt von zahlreichen Feuern und Sachbeschädigungen, bei der verschiedene Einrichtungen, Unternehmen und Privatleute zum Opfer werden. Gleich mehrfach wird die Lydia-Kirchengemeinde attackiert. Ein Brandanschlag wird auf ein Kirchengebäude verübt, mehrmals klirren die Fensterscheiben im Bonhoeffer-Haus. Kirchmeister Rainer Alexander erinnert sich im NW-Gespräch zurück. "Wir waren dauernd betroffen", sagt er. Besonders für die Mitarbeiter der Gemeinde, die in dem vom Feuer betroffenen Haus gearbeitet haben, sei das eine sehr bedrückende Situation gewesen. "Man sitzt oben im Büro und unten fackelt jemand das Gebäude ab", sagt Alexander. Allein der Brand im Haus an der Wehmstraße hat einen Schaden in sechsstelliger Höhe angerichtet. Dazu kommen die zerstörten Scheiben im Bonhoeffer-Haus. Schon früh fragt die NW: "Geht ein Feuerteufel in Bünde um?" Straftaten mit ähnlicher Handschrift Der Höhepunkt der Brandserie ist vorerst erreicht, als die Kita Krempoli in Hunnebrock in der Nacht zum 30. Oktober in Flammen aufgeht. Auch hier schließt die Polizei einen technischen Defekt aus. &bdquo;Wir gehen von Brandstiftung aus“, sagt Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier schon kurz nach den Löscharbeiten. Die Vermutung der Ermittler: Angezündete Mülltonnen unter einem Vordach lösen den Großbrand aus, der die Kita fast vollständig zerstört. Beim Roten Kreuz ist der Schock groß. Die Verantwortlichen fragen sich: "Wer macht so etwas?" Wenig später gehen in der Innenstadt massenhaft Autoscheiben zu Bruch. Über einen langen Zeitraum werden an verschiedenen Stellen Autos attackiert. Die Polizei prüft einen Zusammenhang zwischen den Bränden und den Auto-Attacken. "Die Straftaten waren mit ähnlicher Handschrift, aber fanden an verschiedenen Orten statt. Das ist eine Herausforderung für die Polizei", sagt Polizeisprecher Uwe Maser knapp ein Jahr nach den Taten. Damals muss er zugeben: "Wir haben keine Ermittlungsansätze." Polizei sucht die Nadel im Heuhaufen Doch die Polizei reagiert. Die Streifen in der Bünder Innenstadt werden aufgestockt. Auch das Ordnungsamt der Stadt Bünde hilft mit und ist verstärkt im Zentrum unterwegs. Dennoch gestaltet sich die Suche nach den Tätern schwierig. "Wir haben damals die Präsenz intensiviert. Nur wenn man die Nadel im Heuhaufen sucht, ist das für die Ermittler nicht einfach", sagt Uwe Maser.Am Morgen des 18. Februar sind Feuerwehr und Polizei erneut mit Blaulicht zum Standort der Kita Krempoli unterwegs. Das DRK hat dort Container aufgestellt, in denen die Kinder bis zum Neubau der Kita untergebracht werden sollen. "Eigentlich wollten wir hier in zwei Wochen einziehen", sagt Wolfgang Koch, der Vorsitzende des DRK Herford-Land, als er auf die ausgebrannten Container blickt. Wieder ist alles zerstört, erneut ist es Brandstiftung. Fahnder ziehen das Netz enger In der Bevölkerung wächst die Angst. Viele Bünder fragen sich: "Wo brennt es als nächstes?" Die Polizei steht in der Kritik, doch was Außenstehende nicht ahnen: Die Fahnder ziehen das Netz immer enger. Eine Ermittlungskommission kümmert sich besonders um den Innenstadtbereich, wo ein Großteil der Taten stattfindet. Da kaum Hinweise aus der Bevölkerung eingehen, vermuten die Ermittler dass die Täter im Zentrum von Bünde leben. Am 24. Februar brennen Strohballen. Nicht in Bünde, sondern auf einem Reiterhof im benachbarten Kirchlengern. Eine Überwachungskamera, die auch den Täter filmt, zeichnet das Geschehen auf. Die Feuerwehr rast schnell zum Einsatzort und verhindert ein Überschlagen der Flammen auf die Pferdeboxen. Die Tiere werden gerettet. Nur Stunden später gehen in der Bünder Innenstadt zwölf Scheiben zu Bruch. Ein Zeuge beobachtet die Tat und ruft die Polizei. Die Beamten patrouillieren in der Innenstadt. Ein damals 30-Jähriger wird festgenommen. "Wir haben die Wachdienste sensibilisiert. Das führte dazu, dass der Mann auf frischer Tat festgenommen wurde. Das war auch das Ziel", sagt Uwe Maser. Prozess startet am 1. Dezember Am 1. Dezember startet der Prozess gegen den Bünder, der seit der Festnahme in Untersuchungshaft sitzt, vor dem Landgericht Bielefeld. Laut Anklage muss sich der 30-Jährige für das Abfackeln mehrerer Heuballen auf dem Gestüt Falkenhöh (schwere Brandstiftung) und für die am selben Abend eingeworfenen Scheiben am Bünder Rathaus (Sachbeschädigung) verantworten. Für die weitere Taten fehlen der Staatsanwaltschaft Bielefeld die Beweise. Diese kann den Mann nur mit zwei Taten der langen Brand- und Vandalismusserie, die Bünde über Wochen erschüttert hat und nach der Verhaftung des Mannes endet, in Verbindung bringen. Ursprünglich sollte der Prozess vor dem Herforder Amtsgericht stattfinden. Vor dem Landgericht wird verhandelt, weil "eine Unterbringung in eine psychiatrische Klinik in Betracht kommt", erklärt Guiskard Eisenberg, der Sprecher des Landgerichts Bielefeld.

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