Ein Taxifahrer erzählt: Wenn der Fahrgast Corona hat

Rödinghausen/Bünde. Werner K. (Name geändert) fährt seit vielen Jahren Taxi. Auch Menschen mit einer leichten Verletzung hat er schon zum Arzt oder ins Krankenhaus gefahren. Doch nun reicht es ihm. Er ließ sich am NW-Lesertelefon über die Erlebnisse aus, die ihm in letzter Zeit widerfahren sind. Einige Male hätte er seine Fahrgäste gern auf die Straße gesetzt, weil sie ihn gefährdet haben sollen. Vor einigen Tagen bestellte ein Mann Werner K. und sein Taxi zu sich. Der Anrufer und ein weiterer, jüngerer Mann stiegen ein und wollten zum nächsten Krankenhaus gebracht werden. Wie sich während der Fahrt herausstellte, waren es Vater und Sohn. Der Vater setzte sich – obwohl in Coronazeiten verboten – gleich auf den Beifahrersitz und ließ sich nicht dazu bewegen, hinten Platz zu nehmen. Der Sohn saß hustend und schwer atmend auf dem Rücksitz. Trotz der angespannten Situation im Auto fuhr K. los in Richtung Bünde. Nach ein paar Minuten wollte er wissen, wo das Problem bei dem jüngeren Mann sei. Da hörte er von dem jüngeren Mann hinten nur, dass er hohes Fieber, Atemnot und Verdacht auf Corona hätte. &bdquo;Da wäre ich am liebsten ausgerastet", so Werner K., der fragte, warum man denn keinen Krankenwagen gerufen hätte. Als Antwort bekam er gesagt, dass die Situation dafür nicht schlimm genug sei. Am liebsten hätte K. seine beiden Fahrgäste auf die Straße gesetzt, doch er fuhr weiter. Über die entsprechenden Schutzmaßnahmen wie Trennwand zwischen Vordersitzen und Rückbank verfügt sein Fahrzeug, doch es gehe ihm ja auch um andere Fahrgäste, die noch zusteigen und eine eventuelle Kontamination des hinteren Innenraums des Taxis. Polizei riet zur Anzeige wegen Körperverletzung Doch trotz Trennwand und Mundschutz blieb auch für Werner K. ein Risiko. Wie er gegenüber der Neuen Westfälischen mitteilte, habe er daraufhin die Polizei informiert, wo man ihm riet, Anzeige wegen Körperverletzung gegen die beiden Männer zu erstatten. Zudem müsse er sich umgehend testen lassen. &bdquo;Es kann doch nicht sein, dass jemand, der schon schwer erkrankt und coronapositiv ist, noch in ein Taxi steigt und keinen Krankenwagen ruft", ärgert sich K. Es war denn auch nicht sein einziges Erlebnis in letzter Zeit. Zwei Fahrgäste weigerten sich kürzlich, in seinem Fahrzeug Maske zu tragen und gaben als Argument an, geimpft zu sein und deshalb keine Maske tragen zu müssen. Erneut wird Werner K. im Gespräch laut und sagt: &bdquo;Ich habe es satt, ständig im Taxi mit den Fahrgästen diskutieren zu müssen, damit sie die Regeln einhalten. Endgültig satt." "Dem Fahrgast gehört zeitlich begrenzt das Fahrzeug" Wie in vielen Bereichen gelten auch für Taxis entsprechende Corona-Schutzmaßnahmen. Dazu zählen einerseits die besagte Trennung (Trennschutz) zwischen vorderem und hinterem Innenraum sowie die Vorschrift, Mundschutz zu tragen. Auseinandersetzungen mit Fahrgästen häufen sich in Coronazeiten. Das sagt auch Dennis Klusmeier vom Vorstand des Taxiverbands NRW. Er sieht hier die Taxifahrer in der Pflicht, diese Maßnahmen durchzusetzen. &bdquo;In einem solchen Fall ist es immer eine Einzelfallentscheidung, ob man die Fahrgäste tatsächlich auf die Straße setzt oder weiterfährt", so Klusmeier, der mit &bdquo;sanfter Deutlichkeit" darauf hingewiesen hätte, &bdquo;dass schon beim Anruf eine Information über den Zustand des Fahrgastes sinnvoll gewesen wäre". Ferner wäre er weiterhin mit geöffneten Fenstern gefahren. Klusmeier weist darauf hin, dass zurzeit absolut kein Fahrgast auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen habe. Bei den Vorschriften geht es in erster Linie um den Fahrgast im Auto und die nach ihm folgenden Fahrgäste. &bdquo;Ich muss als Taxifahrer dafür Sorge tragen, dass nach einer Fahrt der nächste Fahrgast problemlos und ohne sich der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen, im Auto Platz nehmen kann. Dazu gehört auch eine entsprechende Reinigung und Desinfektion der Trennwände und Kontaktstellen", so der zweite Vorsitzende vom Taxiverband NRW. Eine Musterlösung, wie in einem solchen Fall zu verfahren sei, habe er aber auch nicht. Muss ein Taxi einen Coronainfizierten befördern? &bdquo;Letztlich", so Klusmeier, &bdquo;ist es so, dass dem Fahrgast für die Zeit der Fahrt quasi das Fahrzeug gehört, denn er hat es auf Zeit gemietet. Darin kann er im Grunde handeln wie er mag, sofern er nicht gegen Gesetze verstößt." Aber muss ein Taxi einen Coronainfizierten befördern? Grundsätzliche unterliegen Taxis als Teil der Öffentlichen Personennahverkehrs der Beförderungspflicht. Laut einem Fall aus dem Raum Paderborn und den dortigen Behörden vor einem Jahr gilt diese Pflicht nicht, wenn die zu befördernde Person eine ansteckende Krankheit hat. Dazu zählt neben zum Beispiel Diphterie oder der Tuberkulose auch Corona. Ob sich Werner K. während der Fahrt infiziert hat, stand bis Redaktionsschluss nicht fest, da er telefonisch nicht zu erreichen war.

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