Abgelehnt: Keine Sicherungsverwahrung für Bankräuber aus Bünde

Bünde/Bielefeld/Hüllhorst. Der 61-jährige Bünder Siegfried G. hat regulär noch mindestens sechs Jahre Haft abzusitzen. Zu neuneinhalb Jahren wurde er 2018 wegen mehrfachen Bankraubs verurteilt. Doch weil er als Intensivtäter gilt - die Ermittler sprechen lapidar auch von einem "Berufskriminellen" - strengte die Staatsanwaltschaft Bielefeld einen Antrag auf anschließende Sicherungsverwahrung für Siegfried G. und seinen Komplizen Jörg R. an. R. wurde zuvor zu elf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Doch daraus scheint nach jetzigem Stand der Dinge nichts zu werden. Zum Hintergrund: Konkret ist Siegfried G. im Jahr 2018 für mehrere Banküberfälle verurteilt worden. Maskiert und mit einer Pistole bewaffnet stiegen er und Jörg R. am 11. April 2016 in eine Bank im niedersächsischen Ottenstein ein. Die beiden Männer erbeuteten bei dem Überfall 37.680 Euro und fesselten vor ihrer Flucht eine Bankmitarbeiterin mit Kabelbindern in einem Abstellraum an ein Regal. Ein weiteres Mal versuchten es der Bünder und sein Komplize in der Nacht auf den 9. Juni 2016 in Hilgermissen (Landkreis Nienburg/Weser). Sie lösten Alarm aus und flüchteten. Die Bankräuber wurden von einem Einsatzkommando der Polizei geschnappt, das zuvor das Auto von Jörg R. mit einem GPS-Sender versah. Davor hatte Jörg R. mit seinem Schwiegersohn bereits zwei Banken in Minden-Kutenhausen und in Rinteln überfallen. Beide gingen dabei brutal gegen Mitarbeiter vor. Diese wurden geschlagen und zum Öffnen des Tresors gezwungen. Ermittler erkannten ein Muster und hatten Jörg R. in Verdacht. Die Observierung führte die Beamten schließlich zu den Tätern. 16 Einträge im Vorstrafenregister Siegfried G. hat in seinem Leben viele Verbrechen begangen. Mindestens 16 Einträge umfasst das Vorstrafenregister des Bünders. Allein 2004 brach Siegfried G. in ein halbes Dutzend Drogeriemärkte der inzwischen insolventen Schlecker-Kette ein. Doch die Behörden glaubten lange an seine erfolgreiche Reintegration in die Gesellschaft. Das schien nach seiner Haftentlassung 2011 zunächst auch gar nicht aus der Luft gegriffen zu sein, denn G. wollte sich als Schmuckhändler selbstbeständig machen und erhielt dafür sogar einen Gründerzuschuss von 300 Euro monatlich. Doch das Licht am Horizont verdunkelte sich schon ein Jahr später, als er wegen der Einfuhr von Drogen verurteilt wurde. Siegfried Gs. Komplize Jörg R. war vor einigen Jahren der Hauptangeklagte im Fall des spurlos verschwundenen Masseurs Karl Friedrich Meyer aus Hüllhorst, dessen Verbleib nach wie vor ungeklärt ist. Aus Mangel an Beweisen wurde R. 2015 freigesprochen. Die später folgenden Taten zusammen mit dem Bünder Siegfried G. hätten ausschlaggebend dafür sein können, dass beide nie wieder auf freien Fuß kommen. Das wollte jedenfalls die Staatsanwaltschaft Bielefeld erreichen. Die ging nach dem Urteil von 2018 in Revision und so landete der Fall beim Bundesgerichtshof, der zwar das Strafmaß für angemessen hielt, nicht aber die Entscheidung des Landgerichts gegen eine Sicherungsverwahrung der beiden Kriminellen. 20 Jahre seines Lebens verbrachte Siegfried G. im Gefängnis Wie die Staatsanwaltschaft ist auch der Bundesgerichtshof laut Landgerichtssprecher Guiskard Eisenberg der Ansicht, dass beide Täter nach ihrer Haftentlassung erneut straffällig werden würden. Zudem seien auch ihre Taten und die seelische Wirkung auf ihre Opfer so schwerwiegend, dass eine Sicherungsverwahrung nach verbüßter Haftstrafe angebracht sei. Die III. Strafkammer, die sich laut Guiskard Eisenberg mit dem Fall befasste, kam aber zu einem anderen Ergebnis. So sei ein Psychiater in einem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass eine Sicherungsverwahrung nicht in Betracht kommen sollte, da beide wohl überzeugend dargelegt hätten, ein straffreies Dasein zu fristen. Der Bünder Siegfried G. wird 65 Jahre alt sein, wenn er aus seiner Haft entlassen wird. Etwa 20 Jahre davon verbrachte er im Gefängnis.

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