Wie werden Bürger im Bünder Land im Katastrophenfall alarmiert?

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Seit dem Unwetter und dem extremen Hochwasser in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wird viel über die Alarmierung diskutiert. Wie werden die Bürger eigentlich vor drohenden Katastrophen im Bünder Land gewarnt? Eine Frage, die gerade nach den verheerenden Hochwassern aufkommt. Die NW hat bei den drei Kommunen nachgefragt. Bünde In Bünde wird die Bevölkerung auf Grundlage des Warnkonzeptes des Kreises Herford informiert, teilt Sabine Bartetzko von der Stadt Bünde mit. Was hat es damit auf sich? &bdquo;Das Warnkonzept sieht für den Ernstfall ein klar abgestimmtes und gezieltes Vorgehen der Behörden vor", erklärt Kreis-Sprecher Patrick Albrecht. Es beinhalte jedoch &bdquo;sensible Daten und Informationen nur für den Dienstgebrauch", die nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben werden würden. Ziel ist es, &bdquo;ein umfassendes, reaktionsschnelles und zentral steuerbares Warnsystem im Kreis Herford vorzuhalten, mit dem die Bevölkerung mit allen verfügbaren Warn- und Informationsmöglichkeiten, insbesondere auch unter Verwendung von Sirenen als Weckmittel, über Gefahren gewarnt und über aktuelle Handlungsempfehlungen informiert werden kann". Um flächendeckend auf drohende Gefahren aufmerksam zu machen, verfügt Bünde über elf stationäre Sirenen und eine mobile Anlage. Eigentlich galten die Sirenen auf den Dächern lange als Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges. Landesweit waren nach dem Mauerfall Warnsirenen abgebaut worden, weil der Staat die Kosten für Wartung und Instandhaltung nicht mehr tragen wollte. Seit dem Jahr 2014 erleben sie wieder eine Renaissance. So wurden auch in Bünde elf lautstarke Alarmgeber wieder aufgestellt (siehe Karte). &bdquo;Eine zwölfte Anlage wird noch aufgebaut", informiert Bartetzko. Die Sirene soll direkt am Rathaus errichtet werden. Denn: &bdquo;Als besonders effektive Warnmöglichkeit, insbesondere hinsichtlich Flächenabdeckung und zu Nachtzeiten, hat sich im Land NRW der Aufbau von Warnsirenen (stationär, mobil) herauskristallisiert", heißt es von der Stadt dazu. Die jeweilige Ansteuerung der stationären Anlagen erfolge über die Kreisleitstelle Vor gut vier Jahren wurde bereits eine mobile Anlage von der Stadt gekauft, die bei der Feuerwehr stationiert ist. Im Falle einer Katastrophe wird die Sirene auf das Dach eines Fahrzeugs montiert, das anschließend durch die Stadt fährt. &bdquo;Eine zweite mobile Anlage wird noch in diesem Jahr beschafft", sagt Bartetzko. Kirchlengern Die Gemeinde Kirchlengern setzt im Katastrophenfall ebenfalls auf eine Alarmierung per Sirenen. Für den Aufbau eingesetzt hatte sich besonders die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG), die einen entsprechenden Antrag für die Anschaffung im Gemeinderat stellte. Im März 2020 stimmte eine Mehrheit von CDU und UWG diesem zu – Kritik gab es damals von SPD und Grünen. Die neun Sirenen, verteilt übers Gemeindegebiet, wurden dann im April aufgebaut. Kirchlengerns Bürger sollen im Notfall aber auch &bdquo;über die Medien und Lautsprecherfahrzeuge gewarnt werden", teilt die Gemeinde mit. Vorbereitet ist man im Rathaus auf Szenarien wie zum Beispiel ein Hochwasser, wenn die Else die Wassermassen nicht mehr bewältigen kann. &bdquo;Es gibt Hochwassergefahrenkarten", erklärt Gemeindesprecherin Martina Stallmann. Diese dienen als Grundlage für die Arbeit der Feuerwehr, die danach entsprechende Szenarien plant. &bdquo;Die Einsätze werden aber immer situationsbedingt erfolgen", sagt Stallmann. Um im Notfall vorbereitet zu sein, nehmen die heimischen Feuerwehreinheiten zudem regelmäßig an Übungen teil, die gemeinsam mit Kräften aus umliegenden Gemeinden durchgeführt werden. Rödinghausen Die Gemeinde Rödinghausen warnt die Einwohner bei Gefahrenlagen oder Naturkatastrophen ebenfalls ganz klassisch durch Sirenen. &bdquo;Eine Sirene ist auf dem Feuerwehrhaus in Schwenningdorf installiert, die zweite befindet sich auf einem Gebäude am Rennerskamp", sagt Bürgermeister Siegfried Lux. Die Gemeinde plane zudem, weitere Sirenen aufzustellen. Beide Sirenen sind mittlerweile funktionsfähig und werden einmal im Monat geprüft. Beim landesweiten Warntag am 11. März 2021 hatte es allerdings einen Fehler bei der Übertragung des Signals von der Kreisleitstelle zur Sirene in Schwenningdorf gegeben. &bdquo;Dieser Fehler wurde direkt im Anschluss an den Warntag behoben", sagt Lux. Außerdem hat die Rödinghauser Feuerwehr die Möglichkeit, die Menschen mit Lautsprecherdurchsagen vor Gefahrenlagen zu warnen. Die neuen Mehrzweckfahrzeuge der Löschgruppen Bieren und Rödinghausen sind entsprechend ausgerüstet worden, um die Bevölkerung im Notfall zu alarmieren. Speziell für Hochwasserlagen gibt es im Rathaus einen &bdquo;Hochwassermelde-, Alarm- und Einsatzplan der Gemeinde Rödinghausen". Darin sind je nach Lage der Überflutung unterschiedliche Handlungsmaßnahmen und Abläufe vorgegeben, die von regelmäßiger Kontrolle der Pegelmessstationen in der Else bis zur Evakuierung der betroffenen Gebiete und zur Bergung und Rettung gefährdeter Bürger führt. Die Rödinghauser Verwaltung hat aber auch Pläne und Maßnahmenkataloge für verschiedene Szenarien in der Schublade. &bdquo;Für einen Störfall im Atomkraftwerk Grohnde mit frei werdender Radioaktivität halten wir zum Beispiel ein ausreichendes Kontingent an unverderblichen Jodtabletten bereit, um die Rödinghauserinnen und Rödinghauser damit zu versorgen", sagt Lux. Weitere digitale Warnmöglichkeiten gibt’s mit den Apps &bdquo;Katwarn" oder &bdquo;Nina". Eine Schwäche haben die Apps: Im Katastrophenfall kann das Handy-Netz zusammenbrechen, dann kommen die Warnungen nicht an.

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