Präsenzgottesdienste zu Ostern: Nicht jede Gemeinde sagt ab

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Kurz vor Ostern wird wieder eine Kirchengemeinde zum Corona-Hotspot: In Lage stecken sich 300 Mitglieder einer freikirchlichen Gemeinde an. Die Stadt reagiert: Bis zum 18. April sind in Lage alle Gottesdienste verboten. Die Entscheidung an Ostern auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, haben im Bünder Land einige Gemeinden schon längst getroffen. Doch andere planen sie weiterhin. Eine von den Gemeinden ist die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Bünde an der Turnerstraße. "Uns war bei der Entscheidung die Balance zwischen Solidarität mit der Gesellschaft und dem geistlichen Bedürfnis, die Auferstehung gemeinsam zu feiern, wichtig", sagt Pastor Bernd Ehle. Einen Präsenzgottesdienst will die freikirchliche Gemeinde zumindest am Ostersonntag feiern. "Wobei wir von unserer Seite aus die vom Ordnungsamt genehmigte Teilnehmerzahl noch mal verringert haben", so Ehle. Am Karfreitag verzichtet die Gemeinde dagegen auf den Gottesdienst. "Da all unsere Gottesdienste ohnehin per Livestream auf unserer Webseite angeschaut werden können, ist uns die Entscheidung nicht ganz schwergefallen", ergänzt der Pastor. Katholische Kirche feiert mit 50 Teilnehmern Ähnlich handhabt die Evangelische Freie Gemeinde Kirchlengern das Osterfest. Am Karfreitag bietet die Gemeinde einen Online-Gottesdienst an, am Ostersonntag wird es einen Präsenzgottesdienst mit Online-Übertragung geben. Auch die Stadtmission Bünde setzt auf "Hybridveranstaltungen". Ebenfalls zu Präsenzgottesdiensten lädt die Evangelische Kirchengemeinde Kirchlengern und die Katholische Kirche St. Joseph in Bünde. "Wir haben da gar nicht drüber nachgedacht, die Gottesdienste ganz abzusagen", erklärt Pfarrer Wolfgang Sudkamp von der St. Joseph-Kirche. Die Plätze seien noch mal reduziert worden, auf etwas über 50, und eine Teilnahme sei nur mit einer Anmeldung möglich. "Ich denke, dass wir damit ein gutes, schon erprobtes Konzept haben", so Sudkamp. Umgeschwenkt hat dagegen die Evangelische Kirchengemeinde Stift Quernheim. Zunächst hatte sie noch Präsenzgottesdienste angekündigt, jetzt hat die Gemeinde diese aber abgesagt. "Wir werden wohl versuchen auf diverse Online-Gottesdienste umschwenken", so Pastor Stefan Hinsel. Damit folgt die Gemeinde der Empfehlung der Landeskirche, bei einer mehrtägigen Inzidenz von über 100 Präsenzgottesdienste auszusetzen. "Das ist ein schwerer Schritt für uns, zumal es das zweite Jahr in Folge ist", so Hinsel. Osterspaziergang - eine Alternative? Ebenfalls keine Präsenzgottesdienste finden in der Neuapostolischen Kirche Bünde, der Evangelischen Philippusgemeinde Bünde, der Evangelischen Kirchengemeinde Dünne und der Evangelischen Kirchengemeinde Rödinghausen statt. "Wir haben uns den Beschlüssen der Landeskirche angepasst", sagt Pastor Gerhard Tebbe von der Kirchengemeinde Rödinghausen. "Ich halte es auch für nicht verantwortlich, in der jetzigen Situation Präsenzgottesdienste zu feiern." Die Gemeinden hätten eine christliche Verantwortung, Sicherheit zu gewährleisten, so Tebbe. Neben neuen Online-Angeboten und einzelnen Outdoorveranstaltungen, wie die Livestreams und der Ostergottesdienst der Kirchengemeinde Hagedorn auf dem Gemeinde-Friedhof, hat sich das Team der Lydia-Gemeinde Bünde etwas anderes überlegt. Zwei Osterspaziergänge mit verschiedenen Stationen hat die Gemeinde organisiert, um ihren Mitgliedern eine Alternative zu bieten. "Die Idee stand plötzlich im Raum. An Ostern gehen sowieso viele Menschen ganz klassisch spazieren. Und die Ostergeschichte lässt auch ganz wunderbar zu Fuß erarbeiten", sagt Pfarrerin Silke Reinmuth. Einzeln, zu Zweit oder in Kleingruppen (nach den geltenden Corona-Regeln) beginnt der Spaziergang am Ostersonntag einmal um 6 Uhr und um 10 Uhr. "Die Gruppen gehen mit viel Abstand los", so Reinmuth. Ein Audioguide begleitet die Teilnehmer und auf dem Weg passieren sie mehrere vorbereitete Stationen. Sie haben zum Beispiel die Möglichkeit, mit Kreide eine Osterbotschaft auf die Straße zu malen. "Die Osterbotschaft ist: Das Leben geht weiter. Genau das wollen wir den Menschen mitgeben", sagt Silke Reinmuth.

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