Wo es immer laut ist: Streit um Straßenlärm für Anwohner an der A30

Bünde. Es zischt und rummst im Garten von Bodo Meier in Ahle. Wenn der 74-Jährige von seiner Terrasse aus nach Norden blickt, trennen ein Erdwall und eine niedrige Lärmschutzwand die Rasenfläche von der Autobahn 30. Fast im Sekundentakt rasen Autos oder Lastwagen nur knapp am Haus des Bünders vorbei. Gemütlich im Garten sitzen und grillen, das ist bei den Meiers kaum möglich. Um zumindest im Haus etwas Ruhe zu haben, hat er Fenster mit Schallschutz einbauen lassen. &bdquo;Dreifach verglast“, sagt er. Bei Hitze ist aber auch das keine Lösung. &bdquo;Mit offenem Fenster kann man im Sommer nachts nicht schlafen.“ Besonders durch die Öffnung der Nordumgehung in Bad Oeynhausen habe der Verkehr auf der A30 zuletzt noch einmal deutlich zugenommen, sagt der Bünder. &bdquo;Viele Lkw-Fahrer haben das Nadelöhr zuvor häufig umfahren.“ Doch nicht erst seitdem der Verkehr auf der Autobahn zugenommen hat, engagiert sich Bodo Meier für einen besseren Lärmschutz in der Siedlung. Seit Jahrzehnten kämpft der Mann, der seit 1972 an der Weberstraße und damit an einem der wohl lautesten Orte der Stadt wohnt, gegen den Lärm von der Autobahn. &bdquo;Wir haben die Lautstärke ja schon mal messen lassen“, sagt Meier. Als Ergebnis kamen Werte um die 80 Dezibel heraus. Ab 60 Dezibel sprechen Experten bereits von Stresssymptomen, die krank machen. »Die Aussicht auf Ruhe ist greifbar« Nur etwa 50 Meter Luftlinie entfernt, auf der anderen Seite der A30, herrscht dagegen fast Stille. Von den Lastwagen, die über den Asphalt rauschen, ist so gut wie nichts mehr zu hören. Hier hat ein Anwohner vor mehr als einem Jahrzehnt eine hohe Lärmschutzwand erkämpft, weiß Bodo Meier. &bdquo;Seitdem ist Ruhe auf der Seite. Warum ist das bei uns nicht möglich? Warum hat man uns vergessen?“, fragt der 74-Jährige. Eine Antwort darauf sucht auch Georg Heidemann (75), ebenfalls Anwohner und Vermieter von mehreren Wohnungen an der Weberstraße. &bdquo;Wir wollen eine Gleichbehandlung“, sagt Heidemann. Das Wort vom Schildbürgerstreich macht die Runde. Die beiden Bünder haben in der Vergangenheit um Hilfe aus der Politik gebeten. Oft seien sie aber nicht gehört worden. &bdquo;Kein Bürgermeister hat sich der Sache angenommen. Wir hoffen jetzt natürlich, dass die neue Bürgermeisterin uns unterstützt“, sagt Bodo Meier. Im Jahr 2019 konnten Meier und Heidemann aber immerhin den heimischen Bundestagsabgeordneten Stefan Schwartze (SPD) für ihr Anliegen gewinnen. Dieser unterstützt die Bünder weiterhin, wie Karsten Dogar, Mitarbeiter aus dem Büro von Stefan Schwartze, erklärt. &bdquo;Beide Seiten müssen einen Lärmschutz bekommen, der den Namen auch verdient.“ Auf Hinweis von Stefan Schwartze hat Meier eine Petition beim Bundestag eingereicht. Das Schreiben hat bei den Ausschussmitgliedern offenbar für Eindruck gesorgt. Meier erhielt im Vorjahr die Antwort, dass ein Ortstermin angesetzt wird. Die Experten wollten sich am 1. Dezember 2020 die Verhältnisse an der A30 in Bünde ansehen. Die Aussicht auf Ruhe in der Weberstraße schien greifbar. &bdquo;Doch dann kam ja das Corona-Virus“, sagt Bodo Meier. Der Termin ist vom Petitionsausschuss abgesagt worden. Seitdem hat Bodo Meier nichts mehr aus Berlin gehört. »Brauchen keine neuen Messungen« Er schreibt erneut an die zuständigen Stellen und bittet um eine pragmatische Lösung. Um die Situation vor Ort darzustellen, dürften laut Meier doch Aufnahmen mit einer Drohne reichen. Auch mit Hilfe von Google Maps sei die Lage doch darstellbar. &bdquo;Wir brauchen jetzt keine neuen Messungen mehr“, sagt Meier. Die Sachlage sei doch klar. Er hofft, dass sich nun schnell etwas tut. &bdquo;Es muss jetzt endlich etwas passieren. Es geht ja nicht nur uns so, sondern es betrifft die gesamte Siedlung.“ Einen Tag nach dem Gespräch mit Bodo Meier und Georg Heidemann gibt es gute Nachrichten für die Anwohner an der Weberstraße. Das Büro von Stefan Schwartze teilt mit, dass vom Petitionsausschuss ein neuer Ortstermin an der A30 angesetzt werden soll. Dieser soll noch vor der Sommerpause der Parlamentarier stattfinden. &bdquo;Es ist auch wichtig, dass dieser Termin stattfindet“, erklärt Karsten Dogar. Das hinterlasse bleibende Eindrücke. Dass die Parlamentarier sich auf den Weg nach Bünde machen, sei ein gutes Zeichen. &bdquo;Das unterstreicht die Bedeutung“, sagt Dogar. Eine Garantie für den Bau einer neuen Lärmschutzwand gibt es nicht – aber immerhin etwas neue Hoffnung. Und so zischt und rummst es erst einmal weiter im Garten von Bodo Meier. Wenn die Lastwagen und Autos in Richtung Osnabrück oder Hannover donnern. 24 Stunden am Tag.

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