Abzocke: Toter Mann soll Erotik-Telefonnummern gewählt haben

Bünde. Weil ihr Mann einen Erotikservice angerufen haben soll, fordert eine Firma aus Tschechien mehr als 200 Euro von einer Seniorin aus Bünde. Das Problem an der Geschichte: "Mein Mann ist schon verstorben und kann daher gar nicht angerufen haben", sagt die NW-Leserin. Die Frau will anonym bleiben, Mitmenschen aber vor den Betrügern aus dem Ausland warnen. "Ich habe keine Angst, aber man geht mittlerweile schon mit einem mulmigen Gefühl aus dem Haus", sagt sie. Bereits im Dezember 2020 trifft eine erste Rechnung bei der Frau aus Bünde ein. Im Briefkopf nennen sich die Unternehmen meist Novacall, Arvex oder Telpay. Ihr Mann, auf dessen Namen das Haustelefon noch angemeldet ist, soll am Telefon die erotische Dienstleistung von einer dieser Firmen in Anspruch genommen haben. Etwa 90 Euro und zudem noch Geld für Gebühren will das Unternehmen von der Bünderin haben. Weil ihr Mann den Anruf gar nicht getätigt haben kann, wendet sich die Seniorin an die Polizei. "Am 9. Dezember habe ich dort Anzeige erstattet", sagt die Frau. Es gab schon Ehekrach Laut der Seniorin habe sie bereits kurze Zeit später eine Rückmeldung von der Staatsanwaltschaft Bielefeld bekommen. "Das Verfahren ist eingestellt worden, weil der Täter nicht ermittelt werden kann", berichtet die Seniorin. Unterdessen treffen weitere Briefe des Unternehmens aus Tschechien bei der Frau ein - und auch bei Bekannten von ihr aus Bünde. "In einigen Familien hat es deshalb schon einen Ehekrach gegeben", sagt sie. Denn während der erste Brief noch unscheinbar ist, werden weitere Briefe oft mit eindeutigen Fotos oder Aufdrucken verziert. Die Betrüger fordern von der Bünderin mehr Geld. Zum ursprünglichen Rechnungsbetrag kommen jetzt noch Mahngebühren hinzu. "Neben den mehr als 90 Euro soll ich jetzt noch weitere 50,58 Euro zahlen", sagt die Seniorin. Das Geld solle sie per Verrechnungsscheck oder in bar per Einschreiben nach Tschechien schicken, erzählt sie. "Das werde ich aber auf keinen Fall machen", hat die Bünderin die Masche der Betrüger durchschaut. Abends klingelt häufiger das Telefon Neben den Briefen klingelt bei der Seniorin mittlerweile auch immer häufiger das Telefon. "Am anderen Ende sind dann Leute mit einem ausländischen Akzent", sagt sie. Meist kommen die Anrufe in den Abendstunden. "Die sind schon recht frech", sagt die Seniorin. Ihr Haustelefon nutzt sie daher mittlerweile nicht mehr, die Rentnerin telefoniert nur noch mit dem Handy. Die Verbraucherzentrale NRW rät, dass man sich von Briefen dieser Art nicht verunsichern lassen solle. &bdquo;Wer das Telefongespräch nicht geführt hat, sollte die Rechnung nicht bezahlen, sondern der Forderung widersprechen", sagt Julia Buchweitz von der Verbraucherzentrale. Wichtig sei es, kein Geld zu verschicken oder zu überweisen. Wenn Betroffene gezahlt haben, kann das Geld nachträglich kaum zurückgeholt werden. Keine persönlichen Daten nennen Oft versuchen Betrüger auch, per Telefon zu überprüfen, ob die Telefonnummer des späteren Opfers noch korrekt ist. So gibt es Fälle, wo sich die Kriminellen einige Wochen vorher am Telefon als Postmitarbeiter ausgeben und erzählen, dass ein Brief nicht angekommen sei. Mit dem Anruf wird versucht, die Adresse des potenziellen Opfers zu verifizieren. Die Verbraucherzentrale rät daher, unbekannten Anrufern keine persönlichen Daten zu nennen. Grundsätzlich reagieren sollte man, wenn ein gerichtlicher Mahnbescheid zugestellt wird. Gegen diesen kann innerhalb von zwei Wochen Widerspruch eingelegt werden. Der von einem Anbieter behauptete Zahlungsanspruch wird dann in einem gerichtlichen Verfahren geklärt. Den Verbraucherzentralen ist allerdings bislang noch kein Fall bekannt geworden, in dem die Unternehmen ihre Drohung wahr gemacht und die angeblichen Schulden per Mahnbescheid oder Klage gerichtlich durchgesetzt hätten.

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