Die neue Bürgermeisterin will „im neuen Jahr voll durchstarten“

Frau Rutenkröger, haben Sie sich schon in ihr Amt eingelebt, ist schon so etwas wie Routine eingekehrt?SUSANNE RUTENKRÖGER: Ich habe mich ganz gut eingelebt. Manchmal sind es aber noch ganz banale Dinge, die sich eben ergeben, wenn man in einer neuen "Firma" anfängt. Man weiß noch nicht, wie das Telefon funktioniert oder Ähnliches. Ich erfahre hier aber viel Unterstützung aus allen Ämtern und Bereichen. Die Umstände sind vielleicht nicht so, wie man sich das für einen Amtsantritt wünscht. Welche Umstände sind das?Zum einen ist das natürlich die Corona-Pandemie, die nicht nur auf die tägliche Arbeit einwirkt, sondern auch an anderen Stellen Konsequenzen für die Stadt hat. Was passiert in finanzieller Hinsicht? Wie organisiere ich Abläufe coronagerecht? Die Belastung des Personals ist auch ein Thema, das mich derzeit sehr beschäftigt – besonders in den Bereichen Rettungsdienst und Feuerwehr, aber auch in der Verwaltung. Gefühlt haben viele Menschen den ersten Lockdown recht gut weggesteckt, aber jetzt beim zweiten Mal ist das noch mal ein Stück anstrengender. Man merkt, dass die Luft raus ist.Ja, wir wünschen uns alle irgendwie unser altes Leben zurück. Aber auch, wenn uns der Verstand sagt, dass das irgendwann auch wieder so sein wird, ist gerade bei vielen so ein wenig die Luft raus. Das ist ja auch nicht unnormal und meistens so am Jahresende und die Weihnachtsfeiertage geben da immer Raum zum Abschalten, aber in diesem Jahr ist das alles etwas anders. Es steht so kurz nach einem Amtsantritt im Herbst auch eine Menge an Entscheidungen und Planungen an.Ja, ein Wahltermin im Mai ist natürlich besser für die Einarbeitungsphase. Im Winter stehen die Haushaltsplanungen und auch Personalplanungen an. Aber das ist alles zu schaffen. Ich bin aber auch froh, dass wir jetzt die Feiertage haben, denn der Wahlkampf ist auch anstrengend gewesen. Da kann man dann im neuen Jahr voll durchstarten und Gas geben. Haben Sie sich nach der gewonnenen Stichwahl Ihre ersten Wochen im Amt so vorgestellt, wie sie bis jetzt abgelaufen sind?Ich hatte schon immer großen Respekt vor dieser Aufgabe und mir war auch immer klar, dass es eine anstrengende Zeit wird und nicht jeder Arbeitstag nur acht Stunden haben wird. Waren Sie denn in dieser Zeit bis jetzt schon pünktlich zu Hause, wenn es das für eine Bürgermeisterin überhaupt gibt?Nicht wirklich. Sei es wegen der Einarbeitung in gewisse Angelegenheiten, aber auch wegen Sitzungsterminen. Es gibt aber auch Anfragen von Bürgern, die vielleicht nicht zu ihrer Zufriedenheit erledigt worden sind und die nun noch mal das Gespräch suchen. Ich bin vom Typus her auch grundsätzlich ein Abendmensch. Wenn das Rathaus dann leer ist, nutze ich die Zeit, um hier im Büro Dinge zu lesen oder um mich mit Vorgängen auseinanderzusetzen. Da bringt es mir mehr, wenn ich hier noch eine Stunde allein sitze, als wenn ich mir Arbeit mit nach Hause nehmen würde. Ich habe aber auch nicht diese Informationsflut erwartet, auf die ich hier immer wieder treffe. Was sind das alles für Informationen?Es gibt viele E-Mails und Schreiben mit rechtlichen, behördlichen und verwaltungstechnischen Hintergründen, viele Broschüren etc. Da hat man am Anfang das Gefühl, das erschlägt einen, aber man lernt sehr schnell zu filtern. Ich habe aber auch schon an verschiedenen Stellen nachgefragt, warum wir manche Informationsschriften bekommen, wer sie liest und was sie uns bringen. Oder können wir sie auch einfach abbestellen? Das muss man dann auch mal kritisch überprüfen. In der Ratssitzung fiel auf, dass sie ja auch konkret von Bürgern – zum Beispiel zu den Straßenbaubeiträgen und den Abrechnungen der Stadt – in die Pflicht genommen werden, die bei Ihnen um die Ecke wohnen. Wie empfinden Sie das, wenn sie jetzt nicht mehr als die SPD-Stadtverbandsvorsitzende, sondern als Bürgermeisterin aus der Nachbarschaft darauf angesprochen werden?Da geht es um die Sache. Und die Fakten haben sich zu dem Thema ja nicht verändert im Vergleich zur Zeit vor der Wahl. Und manche Dinge muss man auch nur mal in Ruhe erklären. Bei mir kommt dann manchmal der Vorwurf an, die Stadt würde den Bürger bei manchen Abrechnungen über den Tisch ziehen wollen. Das finde ich nicht in Ordnung, denn schon so eine Stelle wie das Rechnungsprüfungsamt sorgt dafür, dass alles korrekt zugeht. Was hat sich denn privat für Sie geändert?Ich habe schon noch ein Privatleben, aber manchmal erreichen mich auch Bürgeranfragen abends oder an Wochenenden zum Beispiel über Facebook, die ich dann auch beantworte. Kommen wir noch mal auf die Schließung der Buden beim Weihnachtlichen Bünde zu sprechen. So in die Öffentlichkeit zu geraten wünscht man sich ja in den ersten Wochen seiner Amtszeit nicht. Gibt es da etwas, was sie rückblickend betrachtet anders machen würden?Stimmt, das wünscht man sich so nicht. Die Kommunikation ist auf jeden Fall verbesserungswürdig. Wenn das morgen noch mal passieren würde, würden gewisse Dinge auch anders ablaufen. Das muss man in diesem Amt aber auch erst mal kennenlernen. Ich habe mit den meisten Schaustellern inzwischen gesprochen. Für mich war bis dahin aber mein Ansprechpartner die Handel Bünde GbR, die wiederum die Absprachen mit den Schaustellern hat. Hätte ich von dort gehört, dass ich selbst vorbeikommen soll, um das den Schaustellern zu sagen, hätte ich das gemacht. Aber da fehlte mir ehrlich gesagt das Wissen darum, wie die Kommunikation bisher gelaufen ist. Man kann Entscheidungen also nicht immer fertig aus einer Schublade ziehen.Ich vergleiche das mal so: Wenn ein Haus brennt und es wird Alarm bei der Feuerwehr gegeben, gibt es bestimmte Abläufe, die standardisiert sind, weil so etwas häufiger vorkommt. Das weiß dann jeder erst mal, was er zu tun hat. Aber gerade in dieser Pandemie tun sich Situationen auf, bei denen man nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen kann. Als Sie sich für Ihre Kandidatur entschieden haben, wusste noch niemand was von Corona. Gibt es Ziele, die Sie sich damals gesteckt haben und von denen Sie zwischenzeitlich wegen der Pandemiesituation abrücken mussten?Abrücken würde ich jetzt nicht sagen. Es gibt natürlich finanziell nun erst einmal weniger Spielräume für uns als Stadt. Zudem ist man auch zeitlich aktuell mit Vorgängen gebunden, die man sonst vielleicht nicht hätte. Es gibt Themen wie zum Beispiel die Gestaltung der Innenstadt. Warum steht hier und da nicht mal eine Blume oder ein Beet? Das fällt vielen Bürgern auf – auch mir, wenn ich durch die Stadt gehe. Das sind ganz einfache Ideen, aber dazu bin ich bis jetzt allerdings noch nicht gekommen. Wie haben Sie Weihnachten und den Jahreswechsel verbracht?Wir erleben das zweite Weihnachten mit einem Enkelkind. Das war letztes Jahr Weihnachten schon in einer größeren Runde. Eigentlich war das auch immer bei uns zu Hause. Nun fährt man als Oma und Opa zu den Kindern. Normalerweise ist auch die angeheiratete Familie dabei. Das wird dieses Jahr natürlich so nicht funktionieren. Ich werde Heiligabend im kleinen Kreis zu Hause verbringen. Silvester war für mich in den letzten Jahren nicht mehr so das Feier-Event. Früher musste man natürlich eine Silvesterparty machen, aber ich könnte mir auch vorstellen, Silvester schon um 23 Uhr ins Bett zu gehen. Letztes Jahr sind wir noch am 29. Dezember spontan nach Cuxhaven gefahren und haben dort auch noch zufällig Freunde getroffen und gefeiert. Aber dieses Jahr wird es dann eben mal ein stiller Jahreswechsel.

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