Bünde vor 50 Jahren: Initiative sammelt 5.000 DM für eine Schülerin

Bünde. Schon 1998 beschloss die Stadt Bünde, einen Aufzug im Gymnasium am Markt (GaM) zu installieren. Seit wenigen Wochen ist dieser nun endlich in Betrieb und eine wertvolle Hilfe für einige Schüler und Lehrer, die aus gesundheitlichen Gründen auf den Aufzug angewiesen sind. 5.000 DM für Rollstuhl kommen zusammen Deutlich weniger Zeit für eine Lösung benötigte vor 50 Jahren eine Privatinitiative, die im Dezember 1970 dafür sorgte, dass die gehbehinderte Angela Heitbrink, Schülerin am GaM, einen elektrischen Rollstuhl erhielt, mit dem sie die Treppen selber gefahrlos rauf- und runterfahren konnte. Zuvor hatten ihre Mitschüler sie jeweils getragen, wenn Angela Heitbrink eine Etage höher oder tiefer zum Unterricht musste. Da den Mitschülern die "süße Last", wie es damals in der NW hieß, auf Dauer zu schwer wurde, ergriff Gerd Schumacher, der damalige Vorsitzender der Schulpflegschaft, die Initiative. Er sammelte bei mehreren Firmen in Bünde Geld und griff zudem in die eigene Tasche. Unterstützung kam auch von der Bünder FDP-Fraktion um deren Vorsitzenden Hermann Schäfer, die 50 Prozent ihrer Sitzungsgelder spendete, und vom Lehrerkollegium am GaM, das ebenfalls einen Teil der Summe beisteuerte. So kamen binnen kurzer Zeit 5.000 DM für den Rollstuhl zusammen, der im feierlichen Rahmen an die glückliche Angela Heitbrink überreicht wurde. "Alle Anwesenden hatten das Gefühl, hier nicht nur ein gutes Werk getan zu haben", schrieben die NW-Journalisten. "Sie hatten bewiesen, dass Privatinitiative mehr erreicht, als Appelle an den immer wieder strapazierten 'Vater Staat' und seine Institutionen", stellten die Journalisten weiter fest. Hemmungslose Niedersachsen "Niedersachsen haben weniger Hemmungen" lautete im Dezember 1970 die Überschrift eines Artikels in der NW. Damit bezog sich der Autor aber nicht etwa auf das womöglich ausschweifende Liebesleben der Bürger aus dem benachbarten Bundesland, sondern auf deren Entscheidung, die fertiggestellten Teilstücke der Autobahn 30 sofort freizugeben und nicht auf die komplette Fertigstellung der A30 zu warten. Diese pragmatische Einstellung wünschten sich die Berichterstatter damals auch von den Entscheidungsträgern auf NRW-Seite, um die teure neue Straße auch wirklich nutzen zu können. "Sofort bei Fertigstellung muss jedes Teilstück in Betrieb genommen werden", forderten die Journalisten und zeigten dabei wenig Respekt für eventuelle Einweihungsfeiern. "Wenn der Verkehr 1972 auf der gesamten Strecke durchgehend rollen kann, ist immer noch Zeit genug, dass irgendein Großer mit Schere und Repräsentationsauto kommt, um so zu tun, als habe er auch etwas daran getan. Wichtig ist, dass der Verkehr entlastet wird, zur Not auch mit einem Scherenschnitt nur für fünf Kilometer", hieß es weiter. Silberne Ehrennadel für den Bürgermeister Über eine Auszeichnung des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen durfte sich in diesen Tagen Bündes Bürgermeister Siegfried Moning freuen. Moning, selbst einst aktiver Kicker, ehemaliges Vorstandsmitglied des VfL Holsen und früherer Vorsitzender der Kreisspruchkammer erhielt für seine Verdienste um den Fußball vom Kreisverbandsvorsitzenden Karl-Heinz Pape die neugeschaffene Silberne Ehrennadel. Eigentlich wollte Pape die Ehrung in einem würdigen Rahmen im Sportlerheim Sundern durchführen. Da der viel beschäftigte Moning aber wieder einmal keine Zeit dafür fand, überreichte Pape ihm die Ehrennadel im Amtssitz des Bürgermeisters in Ennigloh, schrieben die Berichterstatter der NW damals.

Meistgelesen