NW-Adventskalender: Muss es immer „Last Christmas“ sein?

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Erst leuchten die Lichterketten in den Fußgängerzonen und spätestens wenn George Michael und Andrew Ridgeley, die zusammen das britische Pop-Duo &bdquo;Wham!“ bildeten, ihr &bdquo;Last Christmas“ trällern, bedeutet das für viele Menschen: &bdquo;Jetzt wird’s Weihnachten“. So verhasst dieser Song bei vielen auch sein mag, ist er dennoch auch bei Radiosendern der Inbegriff des Weihnachtspopsongs. Carsten Dehne, der Chefredakteur von Radio Herford, öffnet für die NW-Leser heute im Adventskalender die imaginäre Studiotür und gibt einen Einblick in die Musikauswahl in der Weihnachtszeit. Es gibt eine Menge Weihnachtssongs. Mehr als 400 sogar. Etwa 40 bis 50 davon werden auch im Radio gespielt. Aber was hat &bdquo;Last Christmas“, was andere nicht in dem Maße haben? Carsten Dehne findet Gründe: &bdquo;Tja, es ist eben so: kaum ein anderer Weihnachtssong kommt mit einem derartigen Gute-Laune-Pop um die Ecke. Wenn wir das in Vor-Corona-Zeiten auf Feiern oder Weihnachtsmärkten beobachten, wie sich angetüddelte Frauen und Männer mitsingend tief in die Augen schauen... – nun ja. Auch dieses Jahr wird der Song zum x-ten Mal in den deutschen Charts landen – wir sind ja nicht ganz unschuldig. Aber nehmen wir mal die andere Seite: Der Text ist genial. Schon beim zweiten Wort weiß man, worum es geht. Und das Jahr für Jahr. Eben immer ein Hinweis auf die bevorstehende Weihnachtszeit – und die ist für die allermeisten nun mal eine besonders schöne Zeit.“ Hinter aktuelle Songs werden weihnachtliche Geräusche gemischt Der Musiklaufplan für die NRW-Lokalradios, zu denen auch Radio Herford gehört, beginnt exakt am ersten Adventswochenende – keinen Tag eher. Der Plan wird zentral aus Oberhausen eingesteuert &bdquo;und endet genau am 2. Weihnachtstag um 12 Uhr mittags“, sagt Dehne, der es für völlig unpassend halten würde, mit Weihnachtssongs vor Totensonntag zu beginnen. Aber wie viel Platz nehmen die Weihnachtspopsongs im Programm ein? &bdquo;Zu Beginn ist es ein Weihnachtstitel pro Stunde. Das steigert sich dann, je näher wir an das Fest rücken. Über die Festtage sind es dann mehrere Titel pro Stunde – teils Weihnachtslieder, teils winterliche Lieder, teils moderne Songs, die weihnachtlich angehaucht, also mit diversen Geräuschen wie Schlittenglöckchen oder ähnlichen Hintergrundtönen abgemischt werden“, so der Chefredakteur von Radio Herford. Viele Menschen spenden an "Lichtblicke" In Sachen Musikgeschmack sind Radiomoderatoren die wohl objektivsten Menschen, die natürlich auch einen eigenen Geschmack haben, aber denen es nicht schwerfallen darf, den Lautstärkeregler nach oben zu schieben. &bdquo;Ach, das darf es gar nicht geben, das ist der Job! Losgelöst von Weihnachten: Es gibt immer Songs, die einem nicht gefallen. Das ist eben persönlicher Geschmack – darüber lässt sich nicht streiten. Und wenn du als Moderator einen Song nicht magst, wird es aber immer Hörerinnen und Hörer geben, für die das gerade das Lieblingslied ist. Also muss es auch so vermittelt werden“, sagt Carsten Dehne. Trotz eines zentral eingesteuerten Musikprogramms sind auch Wunschtitel möglich, besonders in der Weihnachtszeit: &bdquo;Es gibt Zeiten, in denen wir Wunschhits als Aktion nutzen. Das machen wir auch speziell in der Vorweihnachtszeit. Viele Menschen spenden an unsere Aktion Lichtblicke und wünschen sich mit der Spende ein ganz bestimmtes Lied – eine Menge davon wird dann im Dezember auch gespielt“, erklärt Carsten Dehne, für den der Song &bdquo;Another Christmas Song“ der britischen Kultrocker Jethro Tull der absolute Favorit und Inbegriff eines modernen Weihnachtssongs ist. Dehne sagt: &bdquo;Es ist echt ein neumodisches Weihnachtslied, bei dem ich feuchte Augen kriege. Das war früher übrigens nie in unserer Playlist – ich habe es da dann aufgenommen und sehr viele positive Mails bekommen.“ Das Musikprogramm bestimmt der Hörer selbst Aber gibt es auch Tabus bei der Musikauswahl im Winter oder speziell in der Vorweihnachtszeit? &bdquo;Tabu ist vielleicht das falsche Wort“, beginnt Carsten Dehne zu erklären. &bdquo;Es werden halt keine Sommerhits gespielt – die gibt es aber auch im Herbst oder Frühling selten bis gar nicht. Es ist aber auch ein Irrglaube, dass sich in einem Formatradio Moderatoren hinsetzen und spielen, was sie wollen. Oder, dass das ein Musikredakteur bestimmt. Die Hörer bestimmen es selber.“ Dazu gebe es Telefonumfragen. &bdquo;Es ist mir selber schon passiert, dass ich da reingerutscht bin. Das fand ich als Radiomacher dann natürlich ziemlich amüsant. In diesen Umfragen bekommen die Teilnehmenden Songschnipsel vorgespielt und fällen ihr Urteil: Daumen hoch, mittig oder runter. So läuft es. Natürlich hängt es auch immer davon ab, welche Schnipsel vorgespielt werden. Das ergibt sich aus den Charts, aus gut getesteten Songs der 2000er, 90er und 80er sowie auch – zu diesen Zeiten – aus Weihnachtssongs“, gibt der Chefredakteur einen Einblick. Fast 50 Prozent Einschaltquote Die Marktforschung belegt laut Dehne, dass fast die Hälfte aller Menschen &bdquo;im schönsten Kreis der Welt“ Radio Herford höre. &bdquo;Fast zweieinhalb Stunden täglich. Die Zahlen sind seit fünf Jahren ziemlich konstant. Das macht uns alle in der Redaktion sehr glücklich. Und wir arbeiten täglich daran, dass es so bleibt“, sagt Carsten Dehne. Manchmal, nur so aus Jux, wird übrigens &bdquo;Last Christmas“ auch am 24. Juni gespielt, um die Hörer darauf aufmerksam zu machen, dass es noch genau sechs Monate bis Heiligabend sind.

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