Bünder Weihnachtsmarkt abgesagt: Ärger bei den Schaustellern ist groß

Bünde. Die Klappe des Anhängers ist geöffnet, Transportsäcke aus schwerer Gewebeplane liegen halb gefüllt davor und an einem Fahnenmast der Sparkasse lehnen kleine Zaunelemente. Noch steht es, das Kinderkarussell von Benjamin Dorenkamp. Spitzfindig formuliert könnte man sagen: genau das ist das Problem. Es steht, aber es läuft nicht. Eigentlich wollte der Schausteller spätestens zu Beginn der Woche die Kolonne aus Feuerwehrauto, Rennwagen, Pferdekutsche und Co. in Gang setzen und so viele Kinderaugen zum Leuchten bringen. Stattdessen baut er das nach einem Jahr gerade erst aus dem Dornröschenschlaf geholte Fahrgeschäft schon wieder ab. Ohne dass es einen einzigen kleinen Gast chauffiert hätte. Auf dem Tönnies-Wellensiek-Platz haben sich die Schausteller versammelt, die im Rahmen des weihnachtlichen Bünde mit ihren Verzehrständen für ein klein wenig Adventsatmosphäre in der Innenstadt sorgen sollten. Am Tag nach der überraschenden Absage sind sie einfach nur sauer. &bdquo;Gestern", berichtet Lolita Thies, &bdquo;sind Tränen geflossen." Dorenkamp formuliert es bewusst dramatisch: &bdquo;Es herrschte eine Stimmung, wie nach einem Terroranschlag." &bdquo;Den wirtschaftlichen Schaden kann ich nicht beziffern." Dass sie Hals über Kopf am Sonntag ihren Stand dichtmachen musste, nicht mal mehr die Vorräte des Tages abverkaufen durfte, traf auch Sabrina Heitmeier wie ein Schlag. &bdquo;Den wirtschaftlichen Schaden kann ich nicht beziffern, aber es fehlen jetzt natürlich vier Wochen Umsatz und es ist traurig, dass ich Lebensmittel wegschmeiße", sagte sie in einem Fernsehbericht des WDR. Teilweise hatten sich die Händler der Verzehrstände für den gesamten Monat bevorratet. Stand-Betreiberin Claudia Marx bemerkt: &bdquo;Wir hatten das ganze Jahr kein Einkommen. Alle Märkte und Feste sind ausgefallen. Die Absage tut uns im Herzen weh, aber danach fragt ja keiner." Was die Verzehrstände betrifft, so scheinen die Zu- und jene kurios überstürzte Absage rechtlich sauber abgelaufen zu sein. Die Handel Bünde GbR hatte die schriftliche &bdquo;Sondernutzungserlaubnis" am 7. September beantragt und von der Stadt erhalten. Diese wurde wieder entzogen, wobei Handel-Bünde-Geschäftsführer Georg Kruthoff schelmisch betont: &bdquo;Noch habe ich nichts Schriftliches. Es gab bislang nur den Anruf der Bürgermeisterin am Sonntag." Das Karussell, das immerhin als ein Argument für die Absage herangezogen wurde, fiel nicht unter die städtische Erlaubnis. Es steht – seit über 50 Jahren – in jedem Advent auf einer Fläche, die der Sparkasse gehört. Weil diese aber an eine öffentliche Straße grenzt, kann die Stadt hier eingreifen. Für Dorenkamp ist das alles Haarspalterei: &bdquo;Man hatte mich doch sogar extra angerufen und gefragt, ob ich komme", sagt er. Vorher hatte übrigens mehrere Wochen lang ein kleineres Karussell auf der Fläche gestanden. Ein Telefonat, gibt Kruthoff zerknirscht zu, sei tatsächlich von ihm ausgegangen. Dabei habe es sich aber nur um eine rein informative Nachfrage gehandelt. Die war womöglich missverstanden worden. Es habe aber mehrere Ansprechpartner gegeben, die bei ihm angefragt hatten, betont Dorenkamp: &bdquo;Ich komme doch nicht auf Verdacht da hin." Für das Karussell scheint tatsächlich eine Art Gewohnheitsrecht bestanden zu haben. Das ist jetzt erstmalig mit den realen Vorschriften in Konflikt geraten. "Warum hat man nicht erst das Gespräch mit uns gesucht?" Dorenkamp versteht jedenfalls die Welt nicht mehr. &bdquo;Ich habe doch Verständnis dafür, dass die Bürgermeisterin ihre Stadt schützen will. Aber warum hat man nicht erst das Gespräch mit uns gesucht? Da hätten wir doch gemeinsam eine Lösung suchen können." Dann hätte er auch erzählen können, mit welchem Aufwand er sein Karussell Corona-Sicher gemacht hatte. Mit zusätzlichen Gittern und Schildern für eine Einbahnstraßenregelung rund um das Fahrgeschäft. Die Plastik-Chips wurden gegen Einweg-Fahrkarten aus Papier getauscht. In jedem Gefährt saß ein Teddy, um einen Platz zu blockieren, damit nur ein Kind dort mitfahren kann. Versicherungen, die kulanterweise stillgelegt waren, hatte er wieder aktiviert. Über 2.000 Euro hat das alles gekostet. Während sie abbauen, kommen noch immer noch Eltern und fragen, wann ihre Kinder eine Runde drehen können. &bdquo;So geht das seit zwei Tagen", berichtet der Karussell-Betreiber. Er muss seine kleinen Kunden enttäuschen. Sie werden die Transportsäcke füllen, den Anhänger beladen und die Klappe wird sich bis zum nächsten Weihnachten schließen – hoffentlich oder leider? Wahrscheinlich ist beides angebracht. Das lässt sich in diesem Jahr gar nicht so einfach sagen.

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