Erst Zusage, dann Abbruch: Stadt schließt Weihnachtsmarkt in Bünde

Bünde. Für die Schausteller in der Bünder Innenstadt kam diese Nachricht einer Hiobsbotschaft gleich: Alle Stände des Weihnachtlichen Bünde müssen sofort schließen. Das hatte am Sonntagmorgen Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger den Organisatoren mitgeteilt. "Das war bisher der einzige Tag, den wir überhaupt in diesem Jahr geöffnet hatten", sagt ein Schausteller zerknirscht. Wie berichtet war die Elsestadt die einzige im Kreis Herford, in der Schausteller ihre Buden mit den entsprechenden Sicherheits- und Hygienevorkehrungen in der Adventszeit öffnen durften. "Erst am Freitag hatten wir mit der Bürgermeisterin beschlossen, dass das Weihnachtliche Bünde jetzt auch so stattfindet", sagt Georg Kruthoff, Geschäftsführer von Handel Bünde. Umso ärgerlicher, dass so plötzlich die Absage kommt. "Die Schausteller waren alle froh, dass sie da sein durften", so Kruthoff. Für den Geschäftsführer von Handel Bünde, dem Zusammenschluss der Einzelhändler in der Innenstadt, sei von Anfang an klar gewesen, dass das Weihnachtliche Bünde nur in enger Zusammenarbeit mit dem Rathaus stattfinden könne. Das hatte er auch immer wieder im Gespräch mit der NW in den vergangenen Wochen betont. Für einen solchen Markt muss das Ordnungsamt ferner eine Genehmigung erteilen. Gemeinsam gewartet und gezittert Gemeinsam hatten Handel Bünde und Stadtverwaltung die neuen Beschlüsse von Bund und Ländern abwarten wollen, bevor für die Bünder Innenstadt eine Entscheidung fällt. Am späten Donnerstagabend hatte Kanzlerin Angela Merkel die Verlängerung des Teil-Lockdownsbekanntgegeben. Mit den Regelungen hätte das Weihnachtliche Bünde aber stattfinden können. Ausschlaggebend waren insbesondere die strikten Beschränkungen, die sich die Beteiligten selbst auferlegten: "Maximal zehn Stände, kein Alkohol", so lautete der Vorschlag von Kruthoff. Damit war Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger einverstanden. Dass die Zusage so plötzlich zurückgenommen wird, damit hatten weder Einzelhandel noch Schausteller gerechnet. "Das ist für alle Beteiligten ärgerlich", sagt Kruthoff. Nach einem Anruf von Rutenkröger hatte er die Schausteller informiert. Die Stände müssten sofort schließen und abgebaut werden. Für viele Schausteller eine bittere Nachricht. Begründet habe die Bürgermeisterin ihre Entscheidung mit der Corona-Schutzverordnung, die allerdings auch schon vor Sonntagmorgen bekannt war. Warum erst jetzt klar wird, dass die Stände doch nicht in der Stadt bleiben können, ist unklar. Die Bürgermeisterin selbst war am Sonntag nicht zu erreichen. Das sagen die Schausteller "Wir sind alle entsetzt von dieser Nachricht", sagt Mario Stopic vom Röster- und Pfannengrill aus Ahle. Er unterhält sich beim Abbau am Sonntagnachmittag mit einer Schaustellerkollegin darüber. "Wir hatten unsere Stände das erste Mal in diesem Jahr überhaupt geöffnet", erklärt er. Und nach nicht einmal 48 Stunden ist die Freude schon wieder vorbei. "Alle anderen dürfen öffnen und to-go-verkaufen. Nur wir, die wie sogar draußen stehen, wir bekommen ein Berufsverbot", sagt er kopfschüttelnd. Der 35-Jährige ist in zweiter Generation Schausteller und hatte gehofft, wenigstens die letzten Wochen des Jahres noch Einnahmen zu verbuchen. Bisher gab es nämlich keine. Auch aus den zwei geöffneten Tagen geht er mit einem Minus: "Ich hatte schon Ware für die kommende Woche bestellt. Als erstes schmeiße ich gleich meine frischen Pilze in die Tonne." Auf diesen Kosten bleiben er und seine Kollegen jetzt sitzen. Das sagt der Einzelhandel Wie ihm geht es auch vielen Kollegen, sagt Laura Kemena, Geschäftsführerin des Zeitgeist. Am Samstag war sie selbst den ganze Tag im Laden und war auch mit den Schaustellern ins Gespräch gekommen. "Am Freitag wurde das Weihnachtliche Bünde genehmigt und alle haben voller Vorfreude aufgebaut", sagt sie. Verstehen kann sie die Rolle Rückwärts nicht. Kemena sitzt im Beirat von Handel Bünde und war im Laufe des Sonntagvormittags über die Entwicklung informiert worden. "Ich war schockiert, als ich das gehört habe", sagt sie. Denn mit dem Buden und der weihnachtlichen Dekoration war auch eine positive Stimmung in die Innenstadt zurückgekehrt. "Für den Einzelhandel ist diese Entscheidung eine Katastrophe", sagt sie. Denn: "Die Umsatzsituation ist schwierig. Viele bangen um ihre Existenz." Daher sei alles, was den Einkauf in der Innenstadt schöner und angenehmer macht, jetzt wichtig gewesen. Die Entscheidung sei für den Einzelhandel "schädlich" - und unverständlich. Sie sei jetzt auf die konkrete Begründung der Stadt gespannt.

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