Wenn das Gassigehen eskaliert: Bünderin sucht Zeugen nach Beißattacke

Bünde. Mehrere Flugblätter bringt eine Frau aus Bünde an Bäumen am Elsedamm an. Die 55-Jährige sucht nach einem Zeugen, der dort einen Vorfall am 19. Juni beobachtet haben könnte. Gegen 9 Uhr soll die Bünderin dort von einem Mann geschlagen worden sein. Der Fall beschäftigt bereits die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Die Bünderin ist wie fast an jedem Morgen mit ihrem Hund Junky am Elsedamm unterwegs. Kurz vor der Engelstraße kommen ihr auf der Fahrradstraße zwei Radfahrer mit ihren Hunden entgegen. Weil ein Hund der Männer ihren Junky bereits Monate zuvor gebissen haben soll, bleibt die 55-Jährige mit den Rücken zu den Radfahrern am Rand des Elsedamms stehen. "Ich habe mich vor meinen Hund gestellt und ihm ein paar Leckerchen gegeben", sagt sie. Damit wollte sie Junky von den beiden Hunden ablenken. Schlag sei plötzlich gekommen Plötzlich sei dann einer der Hunde der Radfahrer den Hügel hoch an ihr vorbeigelaufen und habe Junky gebissen. "Ich habe versucht, den Hund am Halsband zu packen und wegzuziehen", erklärt die Frau. Anschließend sei der Halter des Hundes, ein Rechtsanwalt aus Bünde, gekommen. "Danach entwickelte sich eine verbale Auseinandersetzung", sagt die Frau. Doch es soll nicht bei Worten geblieben sein. "Plötzlich schlug mich der Mann ins Gesicht, sodass meine Oberlippe platzte", sagt die 55-Jährige. Neben dem weiteren Radfahrer soll auch ein Mann den Vorfall gesehen haben. "Er hat noch gefragt, ob er die Polizei rufen soll", sagt die Frau. Daraufhin soll sich der Halter des Jagdhundes eingemischt haben. "Er sagte, dass das nicht nötig sei, weil man sich kenne", erklärt die Frau. Man könne das untereinander regeln, soll er gesagt haben. Die Bünderin sucht jetzt nach dem unbekannten älteren Mann, der am 19. Juni am Elsedamm unterwegs gewesen ist. "Er hat ein hellbraunes Lederhemd getragen", sagt sie. Operation kostet etwa 3.000 Euro Mit dem Hund fährt die 55-Jährige in die Tierklinik nach Preußisch Oldendorf. Junky kann in einer fünfstündigen Not-Operation gerettet werden. Die Ärzte stellen später "massive Bissverletzungen des Bauchraumes mit Zerstörung der tieferliegenden Faszien und der Bauchwand, Einbisse im Bereich des großen Netzes, der Milz und oberflächliche Verletzung des Dünndarms" fest. Es folgen weitere Eingriffe. Die Kosten sollen etwa 3.000 Euro betragen. Anschließend fährt sie zum Arzt, lässt ihre blutige Lippe behandeln. Das sagt der Rechtsanwalt Die NW hat bei dem Mann nachgefragt, der mit seinem Hund in die Streitigkeiten verwickelt gewesen sein soll. Der Rechtsanwalt stellt die Situation anders dar. Sein Hund sei in der Vergangenheit schon mehrmals von anderen Hunden angegriffen worden. "Das waren meist Jack-Russel-Terrier", sagt er. Auch diesmal habe der Jack-Russel-Terrier seinen Hund attackiert. Als beide Tiere sich gebissen hatten, habe die Frau auch noch seinen Hund angegriffen. "Ich fand es mutig, dass die Frau mit den Fäusten auf den Hund eingeschlagen hat", sagt der 66-Jährige, der nach eigenen Angaben auch einen Jagdschein besitzt. Danach sei die Frau mit den Fäusten auch auf ihn losgegangen. Er habe sich nur gewehrt. "Ich habe sie nur zurückgestoßen". Sein Bekannter, der ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs gewesen ist, will von diesen Vorfällen nichts mitbekommen haben, teilt der Bünder mit. "Er hat sich in der Zeit um seinen Hund kümmern müssen." Versicherung zweifelt an hohen Kosten Dass die Operation des verletzten Hundes etwa 3.000 Euro gekostet hat, das möchte der Rechtsanwalt nicht glauben. Er habe die Unterlagen an seine Versicherung weitergegeben, die den Fall laut des 66-Jährigen prüfen möchte. Der Tierarzt solle das Zustandekommen des Rechnungsbetrags gegenüber der Versicherung erläutern, heißt es von dem Bünder. Auch rechtlich sieht sich der Rechtsanwalt auf der sicheren Seite. Vom Ordnungsamt habe er nach eigener Aussage schon bestätigt bekommen, dass ihm nichts vorzuwerfen sei. "Die Stadt Bünde hat das Verfahren gegen mich eingestellt", sagt er. Akten liegen bei der Staatsanwaltschaft Die 55-jährige Frau hat bei der Polizei eine Anzeige erstattet. Auf Nachfrage heißt es dort, dass die Ermittlungen abgeschlossen seien und die Unterlagen an die Staatsanwaltschaft Bielefeld weitergeleitet wurden. Der dortige Pressesprecher Martin Temmen bestätigt gegenüber der NW den Eingang der Akten. Nun muss die Staatsanwaltschaft Bielefeld entscheiden, ob "ein hinreichender Tatverdacht vorliegt", wie Temmen erklärt. Nur wenn das der Fall sei, komme eine Anklageerhebung in Betracht. Die Bünderin hofft derweil, dass sich der bisher unbekannte Zeuge noch meldet. Anrufe nimmt sie unter der Rufnummer 0174 / 45 222 84 entgegen.

Meistgelesen