Nach Corona-Verdacht: Unternehmen aus Bünde entlässt Aushilfs-Mitarbeiter

Die momentane Angst vor dem Coronavirus macht vor dem Arbeitsmarkt in der Region nicht Halt. Arbeitnehmer sind oftmals verunsichert, was sie tun müssen und was nicht mehr dürfen. Auf der anderen Seite versuchen Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter und ihre Unternehmen vor den Auswirkungen zu schützen. Welche Verantwortung beide Seiten in diesen Tagen haben – und welche Folgen Corona nach sich ziehen kann – zeigt dieser Fall aus Bünde.Nach dem Verdacht, sich bei einem Freund mit dem Coronavirus infiziert zu haben, ist Michael T. (Name geändert) von seinem Unternehmen gekündigt worden. Der 20-Jährige arbeitete bis zum vergangenen Freitag bei der Firma in Bünde. &bdquo;Ich habe dort übergangsweise, aber in Vollzeit gearbeitet. Mein Vertrag lief noch bis Mitte Juli", sagt der junge Mann, der im Herbst eine Ausbildung beginnen möchte. Schriftliche Kündigung erhalten Seinen Übergangsjob bei dem Bünder Unternehmen ist Michael T. mittlerweile los. Am vergangenen Freitag bekam er die schriftliche Kündigung – noch bevor er das Ergebnis seines Corona-Tests erhalten hatte. In dem Schreiben, das der Neuen Westfälischen vorliegt, wirft der Geschäftsführende Gesellschafter dem 20-Jährigen &bdquo;grobe Fahrlässigkeit" vor: &bdquo;Nach Aussage der Amtsärztin vom Gesundheitsamt ist Ihr Verhalten grob fahrlässig. Um weiteren Schaden vom Unternehmen abzuwenden, kündigen wir hiermit das bestehende Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung, ersatzweise zum 27. März 2020." Zudem wird T. aufgefordert, das Ergebnis des Corona-Tests dem Unternehmen mitzuteilen, &bdquo;damit weitergehende flankierende Maßnahmen für die Mitarbeiter" getroffen werden können. Was war passiert? Der 20-Jährige traf sich nach eigenen Angaben am 15. März mit Freunden. &bdquo;Wir haben im Garten die Sonne genossen, so wie wir es oft an den Wochenenden machen", sagt der junge Mann. Natürlich habe er schon über das Coronavirus nachgedacht, aber an Ausgangssperren oder Kontaktverbote sei für ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken gewesen. &bdquo;Es war alles so wie immer." Arbeitgeber am Mittwoch informiert Erst am Dienstag habe er erfahren, dass der Vater eines Freundes positiv auf das Coronavirus getestet worden sei, einen Tag später erhielt sein Bekannter ebenfalls einen positiven Befund &bdquo;Am Sonntag wusste ich davon nichts. Auch meine Freunde haben nicht über Symptome geklagt", sagt er. Der 20-Jährige reagierte und informierte noch am Mittwochabend seinen Arbeitgeber über die Vorgänge. Nach eigener Aussage berichtete er telefonisch, dass die theoretische Möglichkeit bestehe, dass auch er sich mit dem Coronavirus infiziert haben könnte. &bdquo;Mir wurde dann gesagt, dass ich zu Hause bleiben und nicht zur Arbeit kommen soll", sagt der 20-Jährige. Der Rechtsanwalt des Unternehmens bestätigt das in einer Stellungnahme, dem Mann sei &bdquo;vorläufig untersagt" worden, den Betrieb zu betreten. Noch in der Nacht habe man weitere Mitarbeiter aus der näheren Umgebung des 20-Jährigen informiert und diese &bdquo;gebeten, den Betrieb vorerst nicht aufzusuchen und mit deren Ärzten Rücksprache zu halten, um das weitere Vorgehen abzusprechen und etwaige Gefahren zu minimieren". Test fällt negativ aus Der junge Mann will sich daraufhin beim Hausarzt auf das Coronavirus testen lassen. Weil seine erkrankten Bekannten dort ebenfalls in Behandlung sind, rät der Arzt aufgrund der stetig sinkenden Zahl an Test-Kits davon ab. &bdquo;Er sagte mir aber, dass die Wahrscheinlichkeit groß sei, dass ich ebenfalls erkrankt bin." Von seinem Arbeitgeber, so berichtet Michael T., sei aber der eindringliche Wunsch gekommen, sich doch testen zu lassen. Der Test ist mittlerweile erfolgt, gestern hat Michael T. ein für ihn positives Ergebnis bekommen: Der 20-Jährige ist negativ auf das Coronavirus getestet worden – und nicht krank. Von Seiten der Geschäftsführung heißt es hingegen: &bdquo;Der Schutz gegen eine Ausbreitung des Covid-19-Virus genießt in unserem Haus höchste Priorität." Mehrfach habe es &bdquo;schriftliche wie auch persönliche Unterrichtungen zum Einhalten von Hygienemaßnahmen, zur Reduzierung von direkten Kontakten im beruflichen wie auch persönlichen Umfeld wie auch Vorgehensweisen bei Verdachtsfällen" gegeben. Kritik vom Unternehmen Der Geschäftsführer des Unternehmens ärgert sich nach eigenen Angaben über das Verhalten seines ehemaligen Mitarbeiters. So will man in dem Unternehmen herausgefunden haben, dass der Mann bereits am Montag nach dem Treffen mit seinen Freunden anderen Angestellten gesagt haben soll, &bdquo;dass er froh sei, überhaupt zur Arbeit kommen zu können, weil einer der weiteren Teilnehmer stark erkrankt gewesen sei und er hoffe, sich nicht angesteckt zu haben", so das Unternehmen.Der 20-Jährige habe &bdquo;jegliche Warnungen der Bundes- und Landesregierungen und weiteren Behörden sowie der durch die Presse geschilderten Entwicklungen im In-und Ausland offensichtlich nicht auf sich" bezogen und somit &bdquo;auch Dritte gefährdet", heißt es in der Stellungnahme. &bdquo;Aus diesem Grund wurde ihm – verhaltensbedingt – gekündigt. Die Möglichkeit einer eigenen Infektion des gekündigten Angestellten spielte bei der Entscheidung über die Kündigung keinerlei Rolle", heißt es abschließend.

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