Krankenhäuser im Kreis Herford müssen offenbar enger zusammenarbeiten

Bünde/Herford. "Zusammenwachsen heißt zusammen wachsen." Die Aussage von Roland von der Mühlen, dem Geschäftsführer des Lukas-Krankenhauses, ist quasi das Motto des Konzepts. Das Bünder Krankenhaus mit seiner geriatrischen Spezialklinik in Enger und das Klinikum Herford wachsen enger zusammen. Ein Zusammenschluss, bei dem alle drei Häuser gewinnen sollen. Der Kreis Herford übernahm vor gut einem Jahr 25 Prozent des Lukas-Krankenhauses. Mit ihm stand noch ein privater Bieter an, dessen Angebot sogar höher gewesen sein soll. Doch in Bünde fühlte und fühlte man sich mit dem kommunalen Mitgesellschafter auf einer sichereren Seite. Sicherheit war auch bei dem Gespräch von Vertretern der beteiligten Gremien und den Medien gestern häufig zu hören: Es ging um die Sicherstellung der stationären medizinischen Versorgung im Kreis Herford und auch um die langfristige Sicherung der Krankenhäuser. "Stationäre medizinische Versorgung ist eine öffentliche Aufgabe. Und daraus wird sich der Kreis Herford nicht zurückziehen", versprach Landrat Jürgen Müller. Dafür stehe er persönlich ein. "Es gibt künftig den Campus-Standort I und II" Ins Detail, welches Haus später einmal welche Leistungen anbieten soll, wollte und konnte man dabei noch nicht gehen. Erst im Sommer 2021 soll das soweit sein. Einiges steht aber schon fest: Die medizinische Grund- und Notfallversorgung soll auch weiterhin an beiden Standorten beibehalten werden. Enge Abstimmungen wird es aber künftig zum Beispiel bei spezialisierten Leistungen wie beispielsweise der Gefäßchirurgie oder der Onkologie geben. Das Krankenhaus in Enger soll unverändert eine Fachklinik für Geriatrie bleiben. Kooperationen zwischen beiden Häusern gibt es bereits auf den Gebieten Neurologie, Geriatrie, Krankenhaushygiene sowie auch der Krankenhauspflegeschule. "Jetzt geht es darum, eine neue Stufe zur Steigerung der medizinischen Versorgung und verbesserten wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu entwickeln", sagt Armin Sülberg, der das Klinikum Herford kommissarisch leitet. "Das Konzept, das wir hier jetzt haben, bietet eine Vielzahl von hochinteressanten Möglichkeiten für die Mitarbeiter, aber auch für die Bevölkerung. Wir werden künftig einen Campus haben, bei dem die Häuser weiter verstreut sind. Aber es wird nicht mehr Herford und Bünde geben, sondern es gibt den Campus-Standort I und II mit unterschiedlichen Leistungsangeboten." 75 Prozent aller Häuser existieren in einem Verbund Zusammenschlüsse von Krankenhäusern liegen schon seit Jahren im Trend und sind den Erfordernissen des Gesundheitssystems geschuldet. Laut Heinz-Georg Beneke, Vorsitzender des Krankenhausvereins Bünde/Enger, existiert in Deutschland nur noch jedes vierte Krankenhaus selbstständig. 75 Prozent arbeiten in einem Verbund. "Standortsicherung ist uns sehr wichtig, deshalb haben wir uns im vergangenen Jahr auch für den Kreis Herford als Gesellschafter entschieden", so Beneke. Und weiter: "Dass der Kreis Herford jetzt mit uns in eine weitere Verhandlung geht, sichert den Standort Bünde zusätzlich." Er selbst sieht in den Entwürfen, die bislang für das künftige Konzept vorliegen, eine Stärkung des Standorts Bünde. "Darüber sind wir sehr froh und deshalb begleiten wir den Prozess mit großer Initiative weiter." Beneke sagt mit Blick auf möglicherweise verunsicherte Mitarbeiter: "Was wir hier jetzt betreiben, ist Standortsicherung. Und das mit allem Nachdruck." "Private Investoren lauern darauf, hinzustoßen zu können" Steffen Krummbein, Chefarzt und geschäftsführender Klinikdirektor in Bünde, sagt: "Im Umfeld gibt es genügend Häuser mit privater Beteiligung. Private Investoren lauern darauf, irgendwo hinzustoßen zu können. Langfristig haben wir hier die einmalige Chance, etwas Regionales im Kreis aufzubauen. Keiner möchte hier einen privaten Träger dabei haben." Nicht ausgeschlossen ist auch ein künftiger gesellschaftlicher Zusammenschluss beider Häuser. Dem würden aber noch gesellschafts- und kartellrechtliche sowie steuerrechtliche und arbeitsrechtliche Prüfungen vorangehen, so dass am Ende tatsächlich eine Verbundbildung stehen könnte, in der der Klinikbetrieb und die Grundstücke in Herford in eine umfirmierte Lukas-Krankenhaus Bünde gGmbH ausgegliedert werden. Für Landrat Jürgen Müller steht dieser Punkt aber am Ende des Prozesses. Er blickt auf die Entwicklung im Gesundheitswesen und die daraus resultierenden Erfordernisse für Krankenhäuser und die medizinische Versorgung vor Ort: "Im Moment können wir mit diesem Konzept mitgestalten. Wir könnten aber auch abwarten und alles von oben gestalten lassen. Ich denke alle, die an diesem Tisch sitzen, wollen selbst mitgestalten."

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