Kauf weiterer Briten-Häuser ist in Bünde wieder in der Schwebe

Bünde. Seit April gehören der Stadt Bünde die ehemaligen sogenannten Briten-Häuser an der Robert-Schumann-Straße. Die städtische Tochtergesellschaft Bünder Immobilien GmbH hat sie der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BImA) abgekauft. Seit drei Jahren steht die Stadt mit der BImA auch über die übrigen mehr als 100 Wohnungen in Hunnebrock und Bünde-Mitte (Behringstraße und Engelstraße) in Verhandlung. Und dabei sieht es so aus, als stünde alles wieder auf Null. Bürgermeister Wolfgang Koch muss schon an sich halten, wenn er auf die Verhandlungen angesprochen wird. Nach seinen Worten habe es allein seit Januar dieses Jahres mehrere Anläufe der Stadt gegeben, die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. &bdquo;Aber offenbar ist das Bestreben der BImA, die Häuser zu veräußern, doch nicht so groß wie zuvor angenommen", so Koch im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. ZUM HINTERGRUND Ende 2014 haben die britischen Streitkräfte nach ihrem Abzug aus der Region das Community-Center, die Kita und die insgesamt mehr als 100 Wohneinheiten allein in Hunnebrock an die BImA übergeben. Anfang 2015 folgten 30 weitere an Behring- und Engelstraße. Die Stadt sicherte sich daraufhin den Erstzugriff auf die Häuser. In einem Teil der Wohnungen (Kleiststraße) kamen im Jahr 2015 Flüchtlingsfamilien unter. Nicht zuletzt auf Drängen einer Bürgerversammlung entschied der Haupt- und Finanzausschuss und im Weiteren der Stadtrat im März 2018, für den Erwerb der Gebäude 14,4 Millionen Euro bereitzustellen, die als Darlehen aufgenommen werden sollten. Dies entsprach der Preisvorstellung der BImA, wenn die Stadt künftig keine Flüchtlinge in den Wohnungen unterbringen würde. Ferner bestand die Option auf einen 80-prozentigen Preisnachlass, in dessen Genuss die Stadt bei einer Zusicherung, für zehn Jahre Flüchtlinge und Asylsuchende darin wohnen zu lassen, gekommen wäre. Die Gremien entschieden sich für den Kauf aller zur Verfügung stehenden Häuser, aber auch für eine selbstbestimmte Nutzung und somit für die teurere Variante. Bereits im Juni vergangenen Jahres erklärte Wolfgang Koch auf Nachfrage, dass bei den Verhandlungen noch &bdquo;ein dickes Brett zu bohren" sei. Hintergrund war die Einschätzung von Gutachtern des Kreises Herford. Die haben der Stadt Bünde nämlich versichert, dass der Wert der Gebäude nach Informationen der NW weit unterhalb von 14,4 Millionen Euro liegen würde. Wie groß die Differenz in Zahlen ist, weiß nur ein sehr begrenzter Personenkreis. Zwei Zahlen drangen allerdings nach außen, die sich aber nur auf die Häuser an der Robert-Schumann-Straße bezogen. Dafür wollte die BImA 1,8 Millionen Euro haben. Nach Einschätzung der Gutachter lag der Wert aber bei nicht mehr als 1,5 Millionen Euro. Wie viel die städtische Immobilien-Gesellschaft letztlich im Frühjahr dafür gezahlt hat, ist nicht bekannt, da sie als Unternehmen ihre Zahlen nicht offenlegen muss. WIE ES WEITERGEHT Seit Jahren fordern Bürger und ein Teil der Fraktionen bezahlbaren Wohnraum und bringen dabei immer wieder die Briten-Häuser ins Spiel. Speziell zu den Wohnungen an der Robert-Schumann-Straße hat die SPD-Fraktion jetzt beantragt, sie schnellstmöglich anzubieten. Ein kleinerer Teil könne verkauft, der größere vermietet werden. Ein Verkauf dürfe aber nur an Einzelpersonen geschehen, die selbst Nutzer seien. Die Stadt soll laut Antrag aber keinen Gewinn erzielen und alles zum Selbstkostenpreis anbieten. Doch wie es aussieht, bleibt es vorerst bei der Robert-Schumann-Straße. Wie Bürgermeister Wolfgang Koch im Gespräch mit der Neuen Westfälischen erklärte, würden diese Häuser brandschutztechnisch und energetisch an aktuelle Erfordernisse angepasst. &bdquo;Wir lassen da neue Heizungsanlagen einbauen, damit die künftigen Käufer und Mieter geringere Nebenkosten haben", so der Bürgermeister. Außerdem müssten aus brandschutztechnischen Gründen die zusammenhängenden Dachböden der Reihenhäuser getrennt werden. WO ES JETZT NOCH HAKT Der Kauf der Häuser an der Robert-Schumann-Straße wurde von Seiten der Stadt im Januar noch als &bdquo;erster Schritt" gewertet, den Beschluss umzusetzen, alle Häuser zu kaufen. Doch da belehrte die BImA Bürgermeister und Verwaltung offenbar eines Besseren. &bdquo;Ende Januar haben wir auf weitere Gespräche gedrängt, eine gemeinsame Wertermittlung für die noch verbleibenden Häuser anzustreben", so Wolfgang Koch. Ende April habe er noch einmal nachgehakt. Mitte Mai habe der Verhandlungsführer der BImA zu Kochs Empörung der Stadt Bünde dann schriftlich lediglich mitteilen lassen, dass die &bdquo;Drei-Jahres-Frist nun abgelaufen ist", in der man an ein Angebot gebunden sei. Darüber hinaus wolle die BImA nun erneut ein eigenes Wertgutachten erstellen lassen. Laut Kochs Worten zeuge das Verhalten nicht gerade davon, dass die BImA tatsächlich das Bestreben habe, die Gebäude zu veräußern. Noch kurz vor den Ferien und zuletzt vor wenigen Tagen habe er versucht, Gespräche zu führen – ohne Erfolg. Wie die Bundesanstalt nun weiter agiert und ob die Stadt nach einer neuen Wertermittlung wiederum ein Vorkaufsrecht erhält, ist offen. Fest steht nur, dass mehr als 100 Wohnungen in Hunnebrock und Bünde-Mitte derzeit ungenutzt sind, obwohl sie gebraucht werden.

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