Bünde

Bünder Kurzfilmfestival: Komisch, poetisch und surreal

Bereits zum 17. Mal suchte der Wettbewerb die Nachfolger von Steven Spielberg und Sönke Wortmann. 21 Filme schafften es in die Endauswahl

Glücklich: Die Gewinner und Preisträger des 17. Bünder Kurzfilmfestivals nach der Preisvergabe auf der Bühne des Universums. Rund 100 Zuschauer waren gekommen, um sich das Festival anzuschauen. | © Nicolas Bröggelwirth||

10.12.2018 | 10.12.2018, 13:41

Bünde. Ein kleiner Pinguin, der nicht schwimmen kann, schlägt mit seinem U-Boot Loopings und flieht zu den Klängen von Wagners Walkürenritt vor angreifenden Hubschraubern.

Unwillkürlich wird man in die Welt irgendwo zwischen "Apocalypse now" und "Yellow submarine" versetzt. Ein schizophrener Psychopath flüstert Fahrgästen eines Aufzuges solange zu, bis sie Selbstmord begehen, weil er selbst zu feige dafür ist. Ein junger Mann auf einer Parkbank in Weimar wird gewahr, dass er eventuell nur Teil einer Filmszene ist, in der er auf bizarre Weise Darsteller aber auch Zuschauer ist.

Erfrischend surreal ging es bisweilen zu auf dem 17. Bünder Kurzfilmfestival. Aber auch freiwillig wie unfreiwillig komisch, poetisch, philosophisch, lyrisch und ethisch. Dem vorgegebenen Thema "Gut und Böse" wurde sich auf verschiedene Weise genähert. Sei es die hervorragend ausgeleuchtete Kameraarbeit bei "Werwölfe", der musikvideoartige Schnitt bei "Close your eyes", die intelligente Dramaturgie bei "Ballonce" oder die bizarre Komik bei "Bang Boom Boom" - man konnte teilweise die hohe Qualität der nichtprofessionellen Filmemacher erleben.

Publikumspreis vergeben fast 100 Gäste

Etwas chaotisch, aber stets sehr charmant: Die beiden Moderatoren Christian Ebmeier und Jan Tag. - © Nicolas Bröggelwirth
Etwas chaotisch, aber stets sehr charmant: Die beiden Moderatoren Christian Ebmeier und Jan Tag. | © Nicolas Bröggelwirth

Manchmal etwas chaotisch, aber stets sehr charmant moderierten Christian Ebmeier und Jan Tag den Samstagabend im Universum vor fast 100 Gästen und Teilnehmern, die am Ende auch den Publikumspreis vergeben durften.

Die Mitglieder der Jury waren in diesem Jahr der forensische Physiker der Fachambulanz Bethel, Carl-Ernst von Schoenfeld, der Philosophie- und Deutschlehrer der Löhner Bertold-Brecht-Gesamtschule, Benjamin Huncke, und der auszubildende Mediengestalter und erfahrene Youtuber Tobias Magh. Sie achteten bei ihrer Entscheidung nicht nur auf die technischen Möglichkeiten der Teilnehmer des Amateur-Wettbewerbs unter der Schirmherrschaft des Fördervereins Universum, sondern vor allem auf den Inhalt und Dramaturgie der Beiträge.

Am Ende ging der dritte Platz an den Literaturkurs Q1 des Marktgymnasiums unter Leitung von Christian Kowaleswky, der jahrelang das Kurzfilmfestival mitorganisiert hat. Der Film "Darkness my old friend" wurde ausdrücklich als bester Schülerfilm ausgezeichnet. "Was darf ich hoffen? Was kann ich wissen? Was soll ich tun?" Diese Fragen von Immanuel Kant wurden mit den berühmt konkurrierenden Figuren des guten Engelchens und bösen Teufelchens inszeniert und beantwortet.

Absurde Komödie auf Platz 2

Der zweite Platz ging an den im besten Sinne absolut blödsinnigen Film "Gerd Gummischuh - Ein Detektiv für alle Fälle", der auch beim Publikum sehr gut ankam und für viele Lacher sorgte. In dieser absolut schrägen und absurden Komödie überführt ein Schnüffler ein Mitglied einer Spielegruppe des sogenannten "Doubledippings". Das zweimalige Eintauchen des Nachos in die Sauce sorgt für Empörung.

Die Schwestern Ida Katharine und Josephine Katharina Groß belegten mit ihrem Film "Even Angels Fall" den ersten Platz. Mal in einem schwarzen, mal in einem weißen Dress tanzte Ida nur mit Musik unterlegt einen Kampf zwischen Gut und Böse. Die enorme nicht nur körperliche Ausdruckskraft, die lyrische Poesie, die ganze Ästhetik dieses melancholisch-intellektuellen Videos überzeugte die Jury auf ganzer Linie.

Dank der finanziellen Unterstützung durch die Volksbank Herford-Bad Oeynhausen konnten Preisgelder in Höhe von 400, 250 und 100 Euro ebenso wie der neu geschaffene Förderpreis mit Sachpreisen vergeben werden. Jener ging an "Freund oder Feind", ebenfalls vom Literaturkurs Q1, ein Film, der sich fragend mit Perspektive und die Gefahr durch Halbwahrheiten auseinandersetzt.

Der Publikumspreis ging an den Film "Instruktionen" mit der Geschichte vom jungen Mann auf der Bank in Weimar. Da die Macher nicht anwesend waren, konnte dieser Preis nicht an sie verliehen werden. Vielleicht waren sie gerade in einem anderen Film.