Kunst statt Leerstand soll die Stadt beleben

Ziemlich trist kann ein leerstehendes Geschäft aussehen. Erst recht, wenn hinter den Scheiben einzelne leere Möbelstücke zu sehen sind. Wie schön aber könnte es sein, wenn das Schaufenster zur Kunstgalerie wird? Diese Idee möchte der Bünder Künstler Hans-Jürgen Kesting gerne gemeinsam mit dem Stadtmarketing umsetzen. Was ihnen fehlt? Die passenden Schaufenster. Die Idee hat der 64-jährige Bünder aus Herford mitgebracht. &bdquo;Bünde ist ein schönes Städtchen, nur in einigen Ecken ist es leider nicht so schön", sagt Kesting und spielt damit auf die Leerstände in Esch- und Bahnhofstraße an. Besonders sei ihm das beim vergangenen Verkaufsoffenen Sonntag aufgefallen: &bdquo;Da laufen mehrere tausend Menschen durch Bünde und in einigen Läden sieht es dann so aus." Von Kunst würde doch die gesamte Innenstadt profitieren: Wo es nett aussieht, dorthin fahren die Menschen gern. So kam ihm die Idee, seine Bilder für Ausstellungen in den Geschäften zur Verfügung zu stellen – aber nicht zu verkaufen. &bdquo;Ich hänge an meinen Bildern", sagt er. Ihm gehe es in erster Linie darum, die Stadt damit zu beleben. Vermieter müssen überzeugt werden Dass die Idee tatsächlich gegen Leerstände hilft, zeigt ein Blick nach Herford. Seit zwei Jahren stellen dort Künstler ihre Bilder und Skulpturen in Leerständen aus. &bdquo;Gleich zu Beginn der Aktion hatten wir einen Erfolg: Ein längerer Leerstand wurde vermietet", erinnert sich Gudrun Schrewe von der Wirtschaftsförderung. Seit einem Jahr ist in dem ehemaligen Leerstand jetzt schon ein neues Bekleidungsgeschäft untergebracht: &bdquo;Das war toll, dass das so schnell geklappt hat." Allerdings sei es trotzdem nicht immer ganz einfach, auch die Vermieter davon zu überzeugen. Die hätten oft Sorge, das die Ladenlokale unnötig blockiert werden, wenn sich dann ein Mieter gefunden hat. &bdquo;Wir sind aber schnell drin und genauso schnell wieder draußen", sagt sie. Das konnten sie in der Vergangenheit zum Glück unter Beweis stellen. Glück hatte die Stadt Herford auch, weil sie mitten in der Stadt selbst Schaufenster und auch Räume für Aktionskunst zur Verfügung stellen konnte. Das hat besonders anfangs gezeigt, wie so ein Konzept aussehen könnte. Viel positives Feedback Die Leerstände mit Kunst aus Herford, aber auch aus der Region zu beleben, finden die Bürger super. &bdquo;Wir bekommen nur positives Feedback", sagt Schrewe. Und auch Besucher von auswärts sind begeistert – bestes Beispiel ist eben Hans-Jürgen Kesting. &bdquo;So aufwendig, wie in meinem Bild, muss das ja auch nicht sein", sagt er mit Blick auf seine Fotomontage (Bild oben). Ein Stativ für das Bild, ein Spot zum Bestrahlen, fertig. Er selbst besitzt etwa 30 Bilder, die er zur Verfügung stellen könnte: &bdquo;Ich habe erst vor drei Jahren, im Ruhestand, das Malen für mich entdeckt", erklärt er. Davor hatte er einfach keine Zeit dafür. Nur die Kunst, die gab es schon damals: Kesting fotografierte. Und seine Arbeit im Marketing bei Audi hat ihn immer wieder mit Künstlern zusammengebracht. Kestings Acryl-Bilder zeigen farbenfrohe Porträts von bekannten Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe oder Jimmy Hendrix, aber auch unbekannte Gesichter. Und das in ziemlich großen Formaten: 80 mal 80 Zentimeter messen die kleinen Bilder, 160 mal 120 Zentimeter die Größten. Und wenns nach ihm ginge, würden auch Maße bis 2,50 Meter künftig von ihm bemalt. Darum bräuchte Kesting ein größeres Schaufenster für seine Bilder. Stadtmarketing unterstützt die Idee In den kleineren Leerstände könnten aber doch gut auch andere lokale Künstlern ausstellen, findet Ralf Grund vom Stadtmarketing. Sehr gerne wolle man Hans-Jürgen Kesting unterstützen. Die Nachbarn sind ebenfalls begeistert: &bdquo;Die Idee finde ich hervorragend", sagt Georg Kruthoff, Geschäftsführer vom Zusammenschluss der Einzelhändler, Handel Bünde. &bdquo;Das ist viel angenehmer, als in die gähnende Leere zu gucken." Jetzt fehlen nur noch Vermieter, die ihre Läden für Kunst öffnen würden. Kontakt gibt’s bei Ralf Grund, Tel. (0 52 23) 16 13 94.

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