Halloween: Ein katholischer Pfarrer zu dem heidnischen Brauchtum

Bünde. Pfarrer Wolfgang Sudkamp hat's in seiner Wohnung gern gemütlich - vor allem in der dunklen Jahreszeit. "Einen ausgehöhlten Kürbis habe ich auch hier - und sogar so einen Geist, in den man eine Kerze reinstellen kann", sagt er und holt die klassischen Halloween-Utensilien aus einer Ecke. Ein bisschen Geist kann halt nie schaden, auch nicht im Hause eines Geistlichen. Ansonsten kann der Pfarrer von St. Josef mit dem "heidnischen" Brauch, der in Deutschland immer populärer wird, nicht allzu viel anfangen. Dass ihn die Umtriebe der schrulligen Gestalten von Hexe bis Teufel stören, würde er aber auch nicht sagen. Die sogenannten Horrorclowns, die vor einigen Jahren in gruseligen Kostümen (und teils mit Waffe) auch im Bünder Land ahnungslose Passanten überraschten, findet er allerdings blöd. "Da erschreckt man sich ja zu Tode", sagt Sudkamp. Horrorclowns gibt's in den USA schon seit den 1980er Jahren. Von dort war in den 90ern die komplette Halloween-Welle nach Europa geschwappt. "Zurückgeschwappt" müsste man sagen: Seinen Ursprung hatte der Brauch nämlich in Irland, wo ihn in ähnlicher Weise schon die Kelten gefeiert hatten - deren Nachfahren ihn später mit Allerheiligen verquickten. Ein europäischer Brauch Irische Auswanderer nahmen das Gesamtkonstrukt dann mit über den großen Teich - wo es weiter modifiziert wurde. "Süßes oder Saures - das ist doch doof", sagt Sudkamp in Anspielung auf vor der Tür stehende Kinder, die unter Androhung von Schläge oder anderem Unbill nach Süßigkeiten fragen. "Dann doch lieber Martinssingen." "Diese Vermischung und Weiterentwicklung ist ja etwas ganz Typisches", sagt Sudkamp. Mit fast allen christlichen Festen sei das so oder ähnlich gelaufen - Weihnachten und das heidnische Julfest eingeschlossen. Und ausgerechnet das heute als unchristlich geltende Halloween geht auf einen christlichen Ursprung zurück: Das Wort Halloween ist eine Zusammenziehung von "All Hallows' Eve", also für den Abend vor Allerheiligen. Die traditionsbewussten Iren fingen in der keltischen Renaissance im 19. Jahrhundert einfach an, alte Bräuche ihrer Vorfahren am Abend vor Allerheiligen zu zelebrieren. Warum man seit nunmehr geraumer Zeit auch in Deutschland unbedingt Halloween feiern will, erschließt sich Sudkamp nicht wirklich: "Früher oder später machen wir halt immer nach, was die Amerikaner uns vormachen", lautet ein Erklärungsansatz. "Die Leute brauchen offenbar immer was zum Feiern", ein anderer. Sudkamp stört daran nur, "das alles immer so ausufern muss". In den Kirchenkalender aufgenommen An eine künftige Verschmelzung von Brauch und christlichem Fest, also daran, dass das wilde Halloween-Gebaren eines Tages ein kirchlich anerkanntes Element der drei Feiertage Reformation, Allerheiligen oder Allerseelen wird, daran mag Wolfgang Sudkamp dann aber doch nicht glauben. Und wenn schon, dann bitte ohne Horrorclowns. Infos zu den Feiertagen Reformationstag, Allerheiligen, Allerseelen Reformationstag, Allerheiligen und Allerseelen – zwischen dem 31. Oktober und 2. November knubbeln sich die kirchlichen Feiertage. Am heutigen Reformationstag feiern evangelische Christen hierzulande die Reformation der Kirche durch Martin Luther. Laut Überlieferung soll er am Abend vor Allerheiligen 1517 seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben. Im Kern bestritt er darin die herrschende Ansicht, dass Erlösung von der Sünde durch einen Ablass in Form einer Geldzahlung möglich sei. Allerheiligen (1. November) ist ein christliches Fest, zu dem Katholiken ihrer Heiligen gedenken – auch jenen, die nur dem Volk als heilig gelten. An Allerseelen (2. November) begeht die römisch-katholische Kirche das Gedächtnis ihrer Verstorbenen. Als sichtbares Zeichen gelebter Ökumene auch zum Reformationstag hat Pfarrer Wolfgang Sudkamp Martin Luthers Thesen unlängst im Schaukasten vor der St.-Josef-Kirche aufgehängt.

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