Bünde. Coca-Cola kennen die meisten Menschen als eine der bekannten amerikanischen Marken, die sich auch hierzulande großer Beliebtheit erfreuen. Doch nur die wenigsten wissen, dass sich mit dem Konzern auch ein Stück Bünder Geschichte verbindet: Bis 1993 produzierte die Firma Diekmann Coca-Cola-Produkte mitten in der Zigarrenstadt.
1932 gründete Georg Diekmann die Firma zunächst als Bierverlag, der als Großhändler Getränke an Gastronomen und andere Kunden verkaufte. Bereits zwei Jahre später erwarb er die Konzession für die Coca-Cola-Produkte, die er aber zumindest von 1933 bis 1945 nicht in seiner eigenen Fabrik herstellen konnte: "Das nationalsozialistische Regime stellte dafür keinen Zucker zur Verfügung", erzählt Gerhard Diekmann, Sohn des Firmengründers. In dieser Zeit sei das Ersatzgetränk Fanta in Deutschland hergestellt worden, das ursprünglich einen Apfelgeschmack hatte.
1950 startete Diekmann schließlich seine Coca-Cola-Produktion in einer neu erbauten Fabrik an der Hauptstraße. Dort bereitete der Unternehmer ein Konzentrat, das er vom Coca-Cola-Konzern aus Essen erhielt, mit Wasser und Zucker auf. Bis zu 5.000 Flaschen konnten stündlich abgefüllt werden - aus heutiger Sicht eine kleine Menge, doch in den 1950er-Jahren entsprach die Anlage modernsten Standards.
Änderungen der Produktionsstätte
Im Verlauf der Firmengeschichte sei die Produktionsstätte immer wieder erneuert worden, erinnert sich Gerhard Diekmann, der als Junior schon früh in der Firma tätig war. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1983 übernahm er auch offiziell die Leitung des Getränke-Unternehmens, das ab 1966 an der Wasserbreite ansässig war. Wo heute das Fachmarktzentrum mit Tankstelle Verbraucher anzieht, stand der Firma einst ein Areal von 30.000 Quadratmetern zur Verfügung.Neben dem Kern-Produkt Coca-Cola produzierte Diekmann dort auch andere Getränke des amerikanischen Konzerns wie die Fanta, die mittlerweile einen Orangen-Geschmack erhalten hatte. Doch auch Bier, Spirituosen und weitere Produkte vertrieb Diekmann, der seinen Kunden auch Ausstattungen wie Automaten und Zapfanlagen anbot.
Mit der steigenden Nachfrage nach der Coca-Cola und anderen Limonaden steigerte Familie Diekmann auch die Produktion im Unternehmen: In einem großen Silo lagerte die Firma den Zucker, der für die Produktion von etwa 20.000 Litern pro Stunde verbraucht wurde. Für den Erfolg des Unternehmens ließen sich Vater und Sohn, der auch von seiner Ehegattin Friedhilde und später vom Sohn unterstützt wurde, einiges einfallen: Aktionen für Kunden, viele Werbeprodukte und Betriebsführungen sorgten dafür, dass Diekmann zu besten Zeiten mehr als 3.700 Kunden im Konzessionsgebiet in Herford, Lübbecke, Melle und Wittlage hatte.
Herstellung in Atlanta
Mehr als 60 Jahre nach Erhalt der Konzession, im Jahr 1993, lief die Coca-Cola-Produktion in Bünde schließlich aus. Das Unternehmen aus Atlanta übernahm zentral die Herstellung und den Vertrieb des Produkts. "Das kam für uns aber nicht überraschend. Bei einer Studienfahrt 1986 in Australien haben wir bereits gesehen, dass Coca-Cola dort schon alles in eigener Regie machte."Bis zum Jahr 2000 erhielt Diekmann die Firma als Getränkegroßhandel aufrecht, doch das Geschäft war auch wegen der wachsenden Großkonzerne schwierig. "Deshalb haben wir im Familienrat gemeinsam beschlossen, das Unternehmen zu schließen. So konnten wir die Entscheidung selbst treffen und mussten sie nicht anderen überlassen", erinnert sich Friedhilde Diekmann, deren Familie das Firmengelände zunächst vermietete. 2005 wurden die Gebäude schließlich abgerissen und das heutige Fachmarktzentrum entstand.
Noch immer blickt das Ehepaar gerne auf die vergangenen Zeiten zurück, in denen sie das amerikanische Produkt in der Elsestadt vermarkteten. "Es war eine tolle Zeit, in der wir viel erlebt und nette Menschen kennengelernt haben."