Einsatz in illegaler Zigaretten-Fabrik im Kreis Gütersloh – Helfer geben Einblick

Werther-Häger/Halle. Julian Hainer ist seit 26 Jahren beim Technischen Hilfswerk. Das erklärt, warum er vor zwei Wochen beim Anruf seiner Kollegen der Bielefelder Regionalstelle nicht so aufgeregt war, wie man vielleicht vermuten könnte. &bdquo;Ich habe schon bei Einsätzen nach Tötungsdelikten oder Ausräumen von Hanfplantagen unterstützt, da geht der Puls nicht mehr komplett durch die Decke“, sagt er und lacht. Trotzdem: Als er erfuhr, dass der Haller Ortsverband den Zollfahndern aus Hannover Amtshilfe nach Aufdecken einer illegalen Zigarettenfabrik in Häger leisten sollte, habe er dies doch &bdquo;ziemlich außergewöhnlich“ gefunden. &bdquo;So was machen wir ja nicht jeden Tag“, gibt Hainer, Mitglied des Leitungsstabs beim THW, zu. Und Zollfahnder in Zivil mit Waffe am Gürtel und schusssicherer Weste erlebe er auch nicht so häufig. Zunächst musste für Strom und Licht gesorgt werden Hainer berichtet, dass das Zollfahndungsamt zunächst eine technische Hilfeleistung angefragt habe. &bdquo;Der Anruf kam am sehr frühen Freitagmorgen“, erzählt er. Lesen Sie auch: Viele Fotos: Exklusive Einblicke in illegale Zigaretten-Fabrik im Kreis Gütersloh In der Nacht zuvor waren Polizei und Zoll wie berichtet eher zufällig auf die illegale Zigarettenfabrik gestoßen, die eine mindestens 13-köpfige Bande in den Hallen von ehemals Oro-Druck aufgezogen hatte. Das ganze Ausmaß realisierten die THWler erst vor Ort. &bdquo;Die Zollfahnder hatten uns kurz eingeweiht, was sie vorgefunden hatten“, berichtet Hainer. Und dass es erst einmal darum gegangen sei, für Strom und Licht zu sorgen. &bdquo;Es war ja in den Hallen stockdunkel, man hat überhaupt nichts gesehen.“ Kein Wunder. Da die Bande nicht entdeckt werden wollte, hatte sie alle Fenster zugestellt und schalldicht verkleidet. Darum wurde das THW und nicht die Feuerwehr um Hilfe gerufen Nach einem ersten Rundgang mit Zollfahndung und Polizei hätten sich Zug- und Gruppenführer ein gutes Bild machen können, was alles in Häger gebraucht würde. &bdquo;Hier ging es auch darum, ganz profan erst einmal ein paar Türen aufzubrechen und Zeug an die Seite zu räumen.“ Dass in Häger das THW und nicht etwa die heimische Feuerwehr um Hilfe gerufen wurde, hat laut Hainer einen einfachen Grund: &bdquo;Die Hallen sind sehr groß, und die Dimensionen von Elektroleistung und Verkabelung hätte wahrscheinlich die Kapazitäten der Feuerwehr überschritten. Abgesehen davon hätte sie dann nicht mehr die Notfallbereitschaft aufrechterhalten können, wäre parallel etwas anderes passiert.“ Der erste Tag in Häger war für das THW aufregend - und lang. Von 7 bis 23 Uhr seien sie vor Ort gewesen, &bdquo;in der Spitze mit 45 Leuten“, erzählt Hainer. Alles ehrenamtliche Kräfte, die sich teils schon seit Jahrzehnten im THW engagieren und für die verschiedensten Not- und Katastrophenlagen geschult sind. Details des Einsatzes unterliegen der Geheimhaltung &bdquo;Zuletzt hatten wir größere Einsätze beim Hochwasser im Ahrtal und beim Erdbeben in der Türkei. Auch bei der Fußball-EM haben wir unterstützt. Einsätze ganz in der Nähe sind eher die Ausnahme.“ Details darf Hainer nicht verraten. &bdquo;Vieles, was wir tun, unterliegt der Schweigepflicht. Schon gar, wenn der Tatort eine illegale Zigarettenproduktion ist.“ Daher kann er auch nicht sagen, wohin das THW, das von rund zehn Kräften aus Gütersloh unterstützt wird, das sichergestellte Inventar mitsamt der erheblichen Mengen an Rohtabak und Zigaretten bringt. &bdquo;Unsere Lkw sammeln ein paar Kilometer an“, meint er augenzwinkernd. Mit drei Großfahrzeugen und drei Bullis sei man vor Ort, ein 40-Tonner pendele praktisch zwischen Häger und Zolllager. THW arbeitet nach den genauen Angaben der Fahnder Immer dabei sind bei den Fahrten und beim Ausräumen die Fahnder. &bdquo;Wir arbeiten streng nach Anweisung und schrauben nur das auseinander, von dem man uns sagt, dass wir es auseinanderschrauben sollen.“ Von unschätzbarem Vorteil ist, dass zu den Ehrenamtlern des THW nicht nur Kaufleute und IT-Spezialisten gehören, sondern auch Elektriker, Maschinenbauer und Schlosser. &bdquo;Entsprechend wissen sie genau, wie man Maschinen oder technische Anlagen wie Sicherungskästen demontiert.“ Auch wenn man den Eindruck hat, in den Hallen am Hägerfeld wäre täglich etwas los: &bdquo;Wir haben heute erst unseren dritten Einsatztag“, erzählt Hainer. Am ersten Tag seien fast alle Mitglieder dort gewesen, jetzt versuche man, die Kräfte im Wechsel einzusetzen, auch auf Rücksicht gegenüber deren Arbeitgebern. Und man arbeite nun nicht mehr bis zur Dunkelheit. Einsatz an der illegalen Hanfplantage in Kölkbeck sei aufwendiger gewesen Auch wenn der Weg zur Arbeit zu den kürzesten zählt, den die THWler haben: Gedacht werden muss trotzdem an alles. Zum Beispiel an die Verpflegung. So versorgt die Köchin des Ortsverbands die Einsatzkräfte sowie die Mitarbeiter von Zoll und Kriminaltechnik mit belegten Brötchen, einem warmes Mittagessen und ausreichend Tee und Kaffee. Und wenn in Häger Feierabend ist, fangen andere in Halle gerade erst an. Sie kümmern sich um die Nachbereitung, laden Akkus auf, sorgen dafür, dass die Generatoren und die Fahrzeuge laufen, erledigen den Schreibkram. Kompliziert sei der Einsatz in Häger nicht. Anders als bei der illegalen Hanfplantage in Kölkebeck, &bdquo;das war aufwendiger“, plaudert Hainer aus dem Nähkästchen. Die Elektroversorgung dort habe ganz andere Dimensionen gehabt. Und anders als in Hochwasser- oder Erdbebengebieten berge der Einsatz in Häger keine Gefahren. Die Zusammenarbeit mit den anderen Behörden sei zudem sehr vertrauensvoll, &bdquo;bis jetzt funktioniert alles hervorragend“. Wie lange der Einsatz des THW noch andauern wird, ist unklar Wie lange das THW in Häger noch Dienst tun muss, kann Hainer nicht sagen. &bdquo;Das steht tatsächlich noch nicht fest.“ Man werde die Dinge ausräumen, die die Zollfahnder aus Ermittlungsgründen für wichtig erachten. &bdquo;Um den Rest muss sich ein Entrümpler kümmern.“ Auch wenn Julian Hainer schon bei zu vielen Krisen dabei war und sein Puls nach eigenem Bekunden in Häger nicht in die Höhe schoss - &bdquo;es kommt immer darauf an, wen Sie fragen“. Er hat großes Verständnis, wenn das bei seinen jüngeren Kollegen ganz anders ist. &bdquo;Im Grunde ist das ein schöner Einsatz, weil wir gelernte Abläufe anwenden können, ohne dass Menschenleben betroffen sind“, so Hainer. Doch gerade das will beim THW gelernt sein. &bdquo;Am Wochenende waren wir in Korbach, wo eine Evakuierung nach einem Zugunglück simuliert wurde“, erzählt er. Ermittlungen der Behörden dauern weiter an Was die Zigarettenfabrik angeht, so dauern die Ermittlungen des Zollfahndungsamts Hannover unter Leitung der Staatsanwaltschaft Bielefeld an.

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