Zwei außergewöhnliche Villen im Kreis Gütersloh stehen zum Verkauf

Werther. Diese beiden Villen sind ohne zu übertreiben außergewöhnlich. Obwohl von Stil, Baujahr und Größe grundverschieden, haben sie doch eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Sie besitzen das gewisse Etwas, stehen zum Verkauf, sollen beide 695.000 Euro kosten und werden von Dahler-Immobilien aus Bielefeld angeboten: die weiße Villa der ehemaligen Unternehmer-Familie Tiede und die denkmalgeschützte Steinborn-Villa vom Bauhaus-nahen Architekten Leopold Fischer. Wer das Spezielle sucht, wird mit diesen Objekten fündig, das dürfte gewiss sein. Beide Häuser blicken auf eine spannende Geschichte zurück, das eine auf eine etwas längere als das andere. Die Villa Steinborn dürfte vielen Wertheranern ein Begriff sein. Weniger, weil sie das von der Ravensberger Straße etwas zurückliegende Haus schon einmal gesehen hätten. Sondern wegen des Ärgers um den Denkmalschutz. Wie berichtet sollte das markante Gebäude 2018 ohne Einverständnis der damaligen Eigentümer in die Denkmalliste aufgenommen werden. Was nach allerhand Diskussionen und mehreren politischen Sitzungen ein Jahr später auch passierte. Immobilienmakler nennt das Haus "einmalig" Verdient hat das ungewöhnliche Haus die Denkmalwürde auf jeden Fall, findet Immobilienmakler Oliver Timpe. "Die Einmaligkeit dieser Immobilie sucht in Ostwestfalen ihresgleichen", findet er. Entworfen wurde das Haus 1933/1934 vom Dessauer Architekten Leopold Fischer für den Wertheraner Arzt Dr. Rudolf Steinborn. Er nutze das für damalige Zeiten außerordentlich moderne Gebäude mit seiner kubischen Form, dem Flachdach und den im Inneren versetzten Ebenen sowohl zum Wohnen als auch für seine Praxisräume. "Es ist ein ganz besonderes Haus, das man in dieser Form selten findet", sagt Oliver Timpe. Die letzten Besitzer hatten es Anfang 2021 an den Unternehmer und Finanzdienstleister Udo Heidemann und seine Frau Iris verkauft. Diese wollten im rückwärtigen Teil des Grundstücks einen großen Neubau, das Domizil Steinborn, errichten, die Villa selbst allerdings nicht behalten, sondern sie später verkaufen. Jetzt also wird sie vom Bielefelder Immobilienmakler angeboten. Viele Elemente aus den 1930er Jahren sind erhalten "Eine Rarität", nennt Oliver Timpe das Haus mit seinen 180 Quadratmetern Wohnfläche, den acht Zimmern auf drei Ebenen und dem Wintergarten. Zahlreiche Elemente aus dem Jahr, als die Villa erbaut wurde, seien noch erhalten, etwa der Parkettboden im Fischgrätmuster. Auch einige Tischlereinbauten im Wohnzimmer, Kaminzimmer, Büro und Flur stammten aus der Zeit. Die Wohnaufteilung sei großzügig, es gebe einen hellen, dank vieler Fenster lichtdurchfluteten Wohn- und Essbereich, außerdem drei Schlafzimmer und zwei renovierte Bäder. Nicht zu vergessen die früheren Räume der Arztpraxis im Souterrain, "die man auch als Büro nutzen könnte", so Timpe. Und eine große Dachterrasse über die gesamte Südseitenfront des Obergeschosses. Das alles auf einem gut 600 Quadratmeter großen Grundstück. Oliver Timpe sagt zwar, dass die Fassade des Hauses und das Dach saniert und ein Teil der Fenster erneuert werden müssten, immer in Absprache mit dem Denkmalamt. "Dafür sind die Bäder gemacht und die Leitungen erneuert." Ein weiteres riesiges Plus sei ein Wärmepumpenanschluss über das Nachbargebäude des Domizils Steinborn. Zudem würden die künftigen Besitzer nicht nur über eine eigene Garage verfügen, sondern auch über zwei Pkw-Stellplätze in der benachbarten Tiefgarage des Domizils Steinborn. "Nur das Böckstiegel-Relief bekommen sie nicht wieder zurück. Das ist jetzt im Museum", erinnert Timpe an das zehnteilige Kunstwerk, das bis zum ersten Verkauf des Hauses 1969 eine Wand des Kaminzimmers schmückte. Alles Teil der spannenden Geschichte dieser außergewöhnlichen Immobilie. Wer es etwas größer mag, für den könnte die ehemalige Tiede-Villa mit ihren 288 Quadratmetern Wohnfläche ein passendes Objekt sein. Genau wie die Steinborn-Villa liegt auch sie versteckt in zweiter Reihe, und zwar unweit entfernt an der Schloßstraße. Erbaut wurde sie 1966 vom bekannten Wertheraner Landmaschinenhändler Wilfried Tiede. Zunächst als Bungalow, dem 1984 ein weiteres Stockwerk mit elegantem Walmdach aufgesetzt wurde. Über eine geschwungene Treppe geht es von der Terrasse in den Garten Hinter der weißen, massiven Eingangstür aus Holz mit dem dekorativen Löwen-Türklopfer liegen insgesamt acht Zimmer auf drei Ebenen. Herzstück der Immobilie ist der große, lichtdurchflutete Wohn- und Essbereich mit direktem Zugang zur beeindruckenden, teils überdachten Terrasse, die sogar einen Außenkamin besitzt. Aufgrund der Hanglage liegt sie im Grunde im ersten Stock. Von hier aus öffnet sich ein wunderschöner Blick in den fast 1.000 Quadratmeter großen Garten, der über eine leicht geschwungene Treppe zu erreichen ist, und auf die dahinterliegende Mühlenwiese. "Der Schwarzbach fließt direkt am Grundstück vorbei und bietet einen schönen Sitzplatz am Wasser", berichtet Oliver Timpe. Wie der Makler außerdem erzählt, habe das Haus bis vor gut 30 Jahren im Souterrain sogar ein Schwimmbad gehabt. Das sei allerdings zurückgebaut worden. "Heute befindet sich hier eine kleine Wohnung, die über einen separaten Eingang verfügt und einen direkten Zugang zum Garten hat." Und es gebe einen Wellnessbereich mit einer dazugehörigen Sauna sowie einen Vorratsraum mit Weinkeller. Dazu eine große Garage mit zwei Stellplätzen. Die Gasheizung stammt aus dem Jahr 2016. Der Immobilienmakler sagt zwar, dass beide Gebäude "Zuwendung verdienen" und in einigen Bereichen renoviert werden müssten. "Dafür stellen sie danach zwei echte architektonische Highlights von Werther und Umgebung dar."

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