Versmold. Eigentlich würde man an dieser Stelle kein florierendes Unternehmen vermuten. An der Casumer Straße, direkt an der Grenze zu Borgholzhausen, dominieren Felder, Waldwege und die nahe gelegene A33 die Landschaft. Trotzdem entschloss sich Firmeninhaber Manfred Baving, seinen Energiefachbetrieb genau dort zu belassen, wo er 1964 gegründet wurde. Das wird auch mit der „nächsten Generation“ so bleiben.
Denn das Ruder übernimmt ab sofort André Könitzer als Geschäftsführer. Baving und Könitzer haben eine Vereinbarung getroffen, die durchaus ungewöhnlich ist. „Wir haben schon 2019 einen Übernahmevertrag geschlossen“, erläutert Könitzer. Dieser beschreibt einen Prozess bis Ende 2031. Bis dahin übernimmt Könitzer jedes Jahr ein Stück mehr der Anteile am Traditionsunternehmen. Sei dem 1. Oktober hat er 50 Prozent.
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Der langjährige Inhaber Manfred Baving bereitet sich so schrittweise auf seinen Ruhestand vor. Dass sein einstiger Lehrling - Könitzer absolvierte 2001 seine Ausbildung in dem Betrieb an der Versmolder Grenze - jetzt schon mehr Verantwortung tragen möchte, kommt ihm gelegen.
Für die Kunden des Traditionsunternehmens ändert sich wenig
Denn wegen eines gesundheitlichen Rückschlages möchte Manfred Baving etwas kürzer treten. „Man wird mich künftig wieder mehr auf der Baustelle sehen“, sagt Baving. Könitzer hingegen konzentriert sich mehr auf das administrative Geschäft im Hintergrund und im Büro.
Für die Kunden, die über den gesamten Altkreis Halle verteilt sind, verändert sich wenig. „Auch der Name bleibt gleich“, erklärt André Könitzer. Was sich allerdings ändert, ist der Arbeitsalltag vom neunköpfigen Team.
Künftig setzt das Unternehmen auf eine Vier-Tage-Woche. Die Arbeitszeit bei Baving beträgt ohnehin nur 37 Stunden. Ab dem 1. Oktober startet das Team eine halbe Stunde früher als sonst. Die restliche Arbeitszeit wird dann durch ein Überstunden-Kontingent geregelt.
Tritt freitags doch ein Notfall auf, springt ein Kollege des Teams ein
„Wir arbeiten freitags sowieso nur fünf Stunden“, erklärt Könitzer. „Deshalb ist der Sprung zu einem weiteren freien Tag gar nicht so groß“, ergänzt Manfred Baving. Das neue Zeitmodell wurde gemeinsam mit dem Team abgestimmt und entsprechend beschlossen.
Sollte dennoch ein Notfall am Freitag auftreten, steht ein Kollege im Notdienst zur Verfügung. Das komme allerdings selten vor. „Die Arbeitsbelastung für das Team wird so etwas entspannter“, meint Manfred Baving.
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Die Neuerungen sind der nächste Meilenstein in der Firmengeschichte. Das Unternehmen wurde 1964 von Werner Richter an seinem heutigen Standort als Betrieb für Gas, Wasser und Wärme gegründet.
Darum ist der ungewöhnliche Standort für das Unternehmen ideal
Das heutige Betätigungsfeld umfasst vor allem alle Techniken rund um erneuerbare Energien. Das hat Manfred Baving, der den Betrieb 2001 übernahm, kontinuierlich mit seinem Team weiterentwickelt. Und auch ein klares Bekenntnis zu dem durchaus ungewöhnlichen Standort abgegeben.
André Könitzer erläutert, warum das Gelände an der Casumer Straße für das Unternehmen die perfekte Lage hat. Dazu zeigt er eine Umgebungskarte. Die Kunden, die das Unternehmen betreut, liegen zumeist im Altkreis Halle und den angrenzenden Kommunen.
„Sie sind alle nahezu gleichweit entfernt“, sagt Könitzer. Das Betriebsgelände liegt in der Mitte der Städte und fällt Autofahrern, die von Hesselteich nach Borgholzhausen fahren, direkt ins Auge.
Projekte zur Digitalisierung sind schon in den Startlöchern
Dort setzt das Geschäftsführer-Duo Baving/Könitzer auf die Techniken, die sie auch selber nutzen. An der Casumer Straße wird der Großteil der Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Solaranlagen wurden unlängst installiert.
Außerdem sorgt eine Fußbodenheizung für Wärme, eine Lüftungsanlage für entsprechenden Austausch. Eine E-Ladesäule ist installiert und Teile des Fuhrparks fahren mit Strom. „Wir setzen das um, was wir auch unseren Kunden verkaufen würden“, sagt André Könitzer.
Er sieht in seinen künftigen Aufgaben beispielsweise, die Digitalisierung weiter voranzutreiben - diverse Projekte sind schon in den Startlöchern. Die digitale Lagerhaltung läuft bereits, künftig soll es auch internetbasierte Schnittstellen zu den Kunden geben. Das alles kommt aber mit der Zeit. Köntizer: „Wir setzen auf sicheres und stetes Wachstum, was auch realistisch ist.“