Vier-Tage-Woche für Mitarbeiter - Erste Ergebnisse von Gütersloher Autohaus

Gütersloh. Weniger Arbeit bei gleichem Lohn und dazu ein XXL-Wochenende: Was sich sicher viele Beschäftigte im Kreis Gütersloh wünschen, war für 200 Voll- und Teilzeitkräfte von Markötter in den vergangenen Wochen und Monaten Realität. Das bekannte Autohaus mit Sitz an der Straße Auf'm Kampe und weiteren Standorten in Bielefeld, Herford, Paderborn, Bad Salzuflen und Detmold hatte Anfang des Jahres auf eine Vier-Tage-Arbeitswoche umgestellt. Ein Versuch, der sich offenbar gelohnt hat. Das geht aus ersten Ergebnissen hervor, von denen Geschäftsführer Philipp Kielhorn jetzt zum Abschluss des Projekts im "NW"-Gespräch berichtet. Dabei war das Interesse an dem neuen Arbeitszeitmodell, das bei Markötter Teil eines Kulturwandels in der Arbeitswelt sein soll, anfänglich noch verhalten. Ursprünglich hatten die Mitarbeiter ab Januar die Option einer Vier-Tage-Woche bekommen sollen. Doch weil sich nach der Ankündigung im November nur 30 Prozent der Belegschaft dafür interessierte, entschloss sich Markötter einen Monat später dazu, das Modell für die Beschäftigten als verpflichtend vorzugeben. "Wir haben gesagt, wir machen das alle - von der Geschäftsführung bis in die kleinste Abteilung", sagt Kielhorn. Auszubildende seien ebenso ausgeklammert gewesen wie jene Mitarbeiter, die Kinder zu betreuen haben. Die Aufgabe, die die Beschäftigten fortan zu bewältigen hatte, war durchaus sportlich: die gleiche Arbeit wie bisher in nur noch 36 statt 40 Stunden und an vier Tagen schaffen. Zweifel am Projekt habe es laut Kielhorn aber zu keinem Zeitpunkt gegeben. Musste auch das Handy vom Arbeitsplatz verschwinden? Damit die Umsetzung gelingen konnte, "mussten wir effizienter werden", sagt der Markötter-Geschäftsführer. Man habe sich in dem Zusammenhang mit den Beschäftigten darauf geeinigt, dass Überstunden möglichst zu vermeiden sind. Sollte es doch einmal dazu kommen, werden diese am Monatsende ausgeglichen. "Das war ein wichtiger Schlüssel, weil die Mitarbeiter nicht mehr länger bleiben können und fertig werden müssen", sagt Kielhorn. Man habe zudem Serviceprozesse automatisiert, die digitale Fahrzeugakte eingeführt und setze auf eine stringentere Kommunikation. Musste in diesem Zuge auch das Handy vom Arbeitsplatz verschwinden? "Das wäre kontraproduktiv für unsere Kultur, die wir etablieren wollen", sagt Kielhorn. Stattdessen habe es vom Marketingteam etwa Studien dazu gegeben, was das Handy am Arbeitsplatz macht. Die Folge: Mitarbeiter wiesen sich teilweise gegenseitig darauf hin, dass das Gerät im Betrieb womöglich nicht förderlich ist. Die Angestellten erlebte Kielhorn während des Projekts von Beginn an als "hoch motiviert". Gleichwohl hätten ihm Beschäftigte gespiegelt, dass man zum Ende der Woche jeweils ein hohes Tempo an den Tag legen müsse, um die Arbeit zu schaffen. "Das ist natürlich im körperlichen Bereich äußerst anstrengend", sagt der Geschäftsführer über die Mitarbeiter in den Werkstätten. Autohaus Markötter erwirtschaftet auch mit einer Vier-Tage-Woche wie bisher Ungeachtet des neuen Arbeitszeitmodells hielt Markötter an den gewohnten Öffnungszeiten seiner Standorte in OWL fest. Die Mitarbeiter konnten eigenständig entscheiden, ob sie montags oder freitags frei machen wollten - wichtig war nur, dass an beiden Tagen genug Angestellte des jeweiligen Teams vor Ort waren. Dabei stellte sich heraus, dass die Vier-Tage-Woche für Beschäftigte mit Kundenkontakt schwieriger umzusetzen ist als für jene ohne. "Die Übergabe der Kollegen untereinander war mitunter schwierig", sagt Kielhorn. Um die Abstimmung zu verbessern, hatte das Autohaus zwischenzeitlich zusätzliche Gesprächsformate eingeführt. Aus rein ökonomischer Perspektive hat sich das Modell für das Autohaus im Übrigen offenbar ebenfalls gelohnt. "Durch die Senkung der Arbeitszeit um zehn Prozent haben wir keine Signifikanz zu unseren wirtschaftlichen Zahlen erkennen können", sagt Kielhorn. Will also heißen: Man erwirtschaftet genauso wie vorher. Werkstattzahlen des Autohauses haben sich sogar noch verbessert Mehr noch: Die Werkstattkennzahlen seien sogar besser geworden. Die Werte aus dem Vertrieb dagegen bewegen sich laut Kielhorn aktuell eher auf dem Niveau von 2021. Das liege aber daran, dass das vergangene Jahr in der Hinsicht "extrem gut" gelaufen sei und offenbar weniger an einem veränderten Arbeitszeitmodell. Auch nach außen hin hat Markötter von der Einführung der Vier-Tage-Woche profitiert, es habe dadurch "viele interessante Bewerbungen" geben, sagt Kielhorn. Für die Zukunft deutet Kielhorn an, dass das Modell der Vier-Tage-Woche weiter flexibilisiert und von den Mitarbeitenden gelebt werden könnte. In den nächsten Wochen will sich das Autohaus dahingehend entscheiden.

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