Reh sorgt im Kreis Gütersloh für Aufsehen - Wildtier kommt ungewöhnlich nah

Versmold. Begegnungen mit Wildtieren passieren im ländlichen Versmold häufig. Dass sich ein Reh allerdings so nah in menschliche Gärten - und das im Innenstadtbereich - traut, ist dagegen selten. Die Anwohner in der Knetterhauser Straße, nahe dem Gelände der ehemaligen Spedition Wrobbel, bekommen seit einigen Monaten regelmäßig Besuch von einem Reh. Das gefällt nicht allen. Die Ricke lebt irgendwo auf dem freien Gelände zwischen dem Speditionsgelände und der Kfz-Prüfstelle. Dort gibt es ausreichend Freifläche und ein paar Bäume, wo es sich verstecken kann. Auf seinen Streifzügen huscht es immer wieder in die Gärten der Knetterhauser Straße, die dort einen Ausläufer zwischen Westheider Weg und Münsterstraße hat. Die Anwohner dort besitzen teils gut gepflegte Gärten. Wildtiere verirren sich dort selten hin - und sorgen deshalb für Aufsehen in der Nachbarschaft. Dort wohnt auch Sabine Strangmann. Sie beobachtet das Reh schon eine Weile. Seit etwa September kommt &bdquo;Charlotta“, wie sie das Tier liebevoll getauft hat, regelmäßig vorbei. Reh in Versmold wird zutraulich Inzwischen ist der Vierbeiner zutraulich geworden, bedient sich in den Gärten an allerlei Pflanzen. Schon einige Male hat die Ricke damit die Ordnungsbehörden auf den Plan gerufen, da besorgte Anlieger sich nicht anders zu helfen wussten. &bdquo;Wir wurden alarmiert, mussten allerdings nicht tätig werden“, sagt Versmolds Feuerwehrchef Sören Fuest auf Anfrage. Wild in privaten Gärten sei normalerweise kein Fall für die Brandhüter. Auch die Polizei ist schon vor Ort gewesen, konnte oder musste aber ebenfalls nichts ausrichten. Einsätze mit Tieren sind für die Beamten im Kreisgebiet keine Seltenheit. &bdquo;Das kommt immer wieder einmal vor“, sagt Sprecherin Katharina Felsch. Gerade in ländlichen Gebieten passieren regelmäßig Wildunfälle im Straßenverkehr. Im Verlauf der Knetterhauser Straße Richtung Füchtorf geschieht das häufiger - nicht jedoch im Innenstadtbereich. Lesen Sie auch: Känguru ausgebüxt, Eichhörnchen im Abfluss - die skurrilsten Fälle der Gütersloher Polizei Etwas genauer musste sich Niklas Wolf mit &bdquo;Charlotta“ beschäftigen. Er engagiert sich in seiner Freizeit als Jäger und kennt sich mit dem Verhalten von Rehen aus. Dass ein Tier so häufig und über einen so langen Zeitraum für Furore sorgt, ist selten, aber keineswegs ungewöhnlich. Reh ein Fall für die Flinte? Wolf konnte das Tier bei einem seiner ersten Einsätze als Ricke identifizieren. &bdquo;Dem Reh geht es dort einfach gut“, sagt er. &bdquo;Es kann durchaus sein, dass es dort sein Leben verbringen möchte.“ Auf der Wiese und dem Speditions-Gelände hat es genug Möglichkeiten, um sich zu verstecken. Und Nahrung bieten ja die Gärten in der Umgebung. &bdquo;Wenn dort Rosen wachsen, sind sie halt irgendwann nicht mehr da“, sagt er scherzhaft. Ernster wird Niklas Wolf aber bei der Frage, wie mit dem Reh verfahren werden soll. Wird er es abschießen? &bdquo;Dafür sehe ich keine Notwendigkeit“, beantwortet er. Schließlich stellt &bdquo;Charlotta“ keine ernsthafte Gefahr oder Bedrohung für Menschen oder den Straßenverkehr dar. Außerdem sei ein Abschuss in der dicht bebauten Straße ohnehin zu gefährlich, erklärt der Fachmann. Viel mehr wirbt er für ein friedliches Zusammenleben mit dem Vierbeiner. &bdquo;Wichtig ist, dass das Reh in Ruhe gelassen wird“, sagt Wolf. Wer es entdeckt, solle auf keinen Fall direkt auf den Wald- und Wiesenbewohner zugehen. Denn dadurch geraten Rehe in Panik und rennen dann &bdquo;kopflos“ davon. Nicht auszudenken, was passieren kann, wenn sich &bdquo;Charlotta“ auf der Flucht auf die viel befahrenen Straßen rund um ihren Lebensraum begibt. Re(h)gelmäßiger Gast in Versmold Wenn also nichts passiert, taucht &bdquo;Charlotta“ noch einige Zeit in der Gärten der Knetterhauser Straße auf. Inzwischen ist das Wildtier so zutraulich, dass es für den einen oder anderen Schnappschuss mit dem Handy stehen bleibt. &bdquo;Einmal ist es sogar hinter uns her gelaufen“, berichtet Sabine Strangmann von einer Erfahrung aus ihrem Garten. Dort und in der gesamten Nachbarschaft ist das Reh inzwischen ein regelmäßiger Gast. Noch ungewöhnlicher als in Versmold sind Rehe in der nächsten Großstadt Bielefeld. Dort ereignete sich am 19. April ein Vorfall. Ein wild lebendes Exemplar wurde auf der Paulusstraße, später am Neumarkt und dem Kesselbrink entdeckt. Hier rückte die Feuerwehr zwar aus, doch das Tier wollte sich nicht einfangen lassen. Es entkam selbstständig.

Meistgelesen