Auffälliger Frühstücksbus im Kreis Gütersloh versorgt Menschen mit frischen Brötchen

Versmold. Klaus Hörst ist in seinem Element. Es ist Montagmorgen, 5 Uhr. Die ersten Brötchen hat er schon verkauft. &bdquo;Der erste Kunde war schon um viertel nach vier hier", sagt der Betreiber von Versmolds Frühstücksbus. &bdquo;Trinken wir erst nen Kaffee?" Klar. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Das Innere des &bdquo;Versmolder Frühstücksbusses", der gegenüber vom Lidl steht, wirkt so, als würde im nächsten Moment das TV-Team für die nächste US-Serie anrücken. Schwarz-weiße Fliesen, Schilder an der Decke und an den Wänden, eine offene Theke. Dahinter: Klaus Hörst, ein Original. Irgendwie zwischen Hippie, gutmütigem Großvater, Kumpeltyp und Rocker aus den USA. Er hat Zeit. Zumindest einige Minuten. Die Brötchen werden bei ihm mit Mett, Salami und Ei belegt Wirklich viel passiert so früh morgens sowieso nicht. Ein paar Leute sind unterwegs, die Straßen weitgehend frei. Beim gegenüberliegenden Discounter sind die Lichter noch aus. Ganz allmählich erwacht Versmold und startet in die neue Woche. Klaus Hörst erzählt, dass schon fünf Leute da waren. Der erste schon um 4.15 Uhr. Ein bisschen Leben herrscht also doch schon in der Stadt. Bei Klaus Hörst sowieso. Um 4 Uhr holt er bei Thumann in Füchtorf die ersten Brötchen. &bdquo;Die sind dann noch knallheiß." Während der Mann aus Bad Rothenfelde über sein Leben und seine Arbeit im Versmolder Frühstücksbus spricht, schmiert er - na was wohl? - Brötchen. Mit Mett, Reinert Sommerwurst, frisch gekochten Eiern. Klaus Hörst weiß, was seine Kunden wollen. Die sind spät an diesem Montagmorgen. &bdquo;Der Januar ist für alle scheiße", sagt er. &bdquo;Weihnachten war teuer. Und dann kommen die ganzen Versicherungen und Steuern." Das merkt der Betreiber. An seinen Preisen kann das aber nicht liegen. Darum steht der 72-Jährige gerne noch jede Nacht auf Belegte Brötchen mit ordentlich was drauf gibt’s für 1,50 Euro. Wer will, bekommt eine Leberkäs-Semmel mit Ei für 2,50 Euro. Der Pott Kaffee wechselt für einen Euro den Besitzer. &bdquo;Die Preise kann ich nur halten, weil ich niemanden bezahlen muss." Klaus Hörst ist Einzelkämpfer - aus Leidenschaft. Ganz normal ist das irgendwie nicht, was er sich jeden Tag antut. Und das in seinem Alter. Klaus Hörst ist 72. Trotzdem steht er noch jeden Tag - oder besser gesagt jede Nacht - auf. &bdquo;Ich habe mein Leben lang gearbeitet. Ohne würde mir irgendwie etwas fehlen." Zeit für den nächsten Kaffee. Es ist 5.17 Uhr. Und Zeit für Klaus Hörst, über sein bewegtes Leben zu quatschen. Denn inzwischen liegen die Mettbrötchen in dem kleinen Tresen. Von 1982 bis 1995 führte Hörst ein Unternehmen in Dissen. Textilbranche. Das lief gut, wie er sagt. Lesen Sie auch: Frühstück im Kreis Gütersloh: Das sind die besten Orte zum Brunchen und Frühstücken &bdquo;Aber irgendwann war die Batterie leer." Und die Branche sei &bdquo;so eine Sache. Mal läuft es gut, mal läuft geht es rapide abwärts". Wer die Schlagzeilen um den Haller Modekonzern Gerry Weber verfolgt, mag ihm glauben. &bdquo;Ich habe passend verkauft." Hörst zog es mit seiner damaligen Lebensgefährtin ins Urlaubsparadies der Deutschen. Er gründete auf Mallorca eine Trike-Vermietung. &bdquo;Saugefährlich, die Dinger", wie er heute weiß. Das sei aber auch gut gelaufen. Aber irgendwann, nach der Trennung von seiner Partnerin, zog es ihn zurück in die Heimat. Wieder ab nach Bad Rothenfelde. Zu Freunden und Bekannten, in die vertraute Umgebung. Irgendwie musste es ja weitergehen. Rente? "Was soll ich mit der ganzen Zeit", sagt Klaus Hörst Und dann wieder Selbstständigkeit statt Ruhestand? Klaus Hörst ist eben ein Macher, der die Dinge in die Hand nimmt. Ein Bus-Unternehmen ging in die Insolvenz. Hörst fragte, was so ein ausrangiertes Ding kosten sollte. Ein Schnäppchen. &bdquo;Eigentlich wollte ich das Teil als Spaßmobil haben", sagt er. &bdquo;Aber in Rothenfelde gab es keinen Stellplatz." In Versmold wurde er fündig. Irgendwann kam ihm die Idee, Brötchen anzubieten. Das war 2018. Da war er gerade soweit, dass er hätte in Rente gehen können. &bdquo;Aber was soll ich mit der ganzen Zeit?" Die Antwort kennt er heute. Seine Stammkunden wissen Klaus Hörsts Angebot zu schätzen. Nur lassen sie halt manchmal auf sich warten. &bdquo;Dieser verflixte Januar eben", schimpft er. Aber dann kommen sie doch. Ein paar Minuten, nachdem der zweite Kaffee leer ist. Jetzt ist es 5.45 Uhr. Montagmorgen-Blues ist bei manchen Kunden Fehlanzeige Der erste Bäcker in Versmold macht übrigens erst um 6 Uhr auf. Aber das interessiert den Kunden, der bei einem Peckeloher Metallbauunternehmen arbeitet, wenig. &bdquo;Wie war dein Wochenende?", fragt Klaus Hörst. &bdquo;Die letzten Tage waren bescheiden", antwortet der Arbeiter. &bdquo;Mich hat’s richtig erwischt." Klaus Hörst erwidert: &bdquo;Stimmt, du warst gar nicht da." Der nächste kommt. Wortkarg. &bdquo;Ein Kaffee und ein Mettbrötchen." Wortlos deutet Klaus Hörst auf den kleinen Tisch. Der Kunde weiß, dass hier Milch und Zucker stehen. Dem nächsten macht die frühe Uhrzeit gar nichts aus. &bdquo;Du lachst auch immer", begrüßt ihn Klaus Hörst. Der Mann antwortet: &bdquo;Es nutzt ja nichts. Irgendwie muss es ja weiter gehen." Montagmorgen-Blues? Fehlanzeige. 72-Jähriger will so lange weitermachen wie es geht Schlechte Stimmung kennt Klaus Hörst sowieso nicht. Auch dann nicht, wenn der Körper weh tut. Vor einiger Zeit hat er sich die Rippe angebrochen. Manchmal tut’s noch weh. Ob er deswegen, oder wegen seines Alters, ans Aufhören denkt? &bdquo;Wie lange ich das noch mache? Keine Ahnung. So lange wie es geht." Seinen neuen Beruf liebt er. Auch das frühe Aufstehen. Hörst ist eben in seinem Element. Und Zeit für nen Kaffee? Die hat er immer. Klar.

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