Exklusive Einblicke in imposante Villa im Kreis Gütersloh

Versmold. Fährt man auf der Ravensberger Straße in Versmold im Kreis Gütersloh in die Stadt hinein und riskiert einen kurzen Blick nach links, lässt sich ein Blick auf eine der geschichtsträchtigsten Villen Versmolds erhaschen. Doch erst wenn man durch die Pforte gegangen oder vom Parkplatz aus um die mächtigen Büsche herumgelaufen ist, offenbaren sich die Ausmaße der imposanten Fassade. Säulen am Eingang, prachtvolle Fenster, ein Löwenkopf über der Tür, dazu der Anstrich in Zartrosa - die Lohmann-Villa wird ihrer Zuschreibung auf den ersten Blick gerecht. Einst für einen Fabrikanten gebaut, steht sie heute unter Denkmalschutz. Nun hat sich ein Investor gefunden, der dieses prägende Gebäude erhalten will - und damit ein Wahrzeichen der Stadt. Schon der Klingelknopf an der Eingangstür der Villa ist besonders Wer an die Tür des Hauses tritt und nach alter Gewohnheit auf den Klingelknopf drückt, der wird verblüfft sein. Denn hier heißt es nicht drücken, sondern ziehen. Sobald man das getan hat, ertönt ein wohlklingendes Schellen - ähnlich dem Geräusch in Filmen, wenn die reiche Lordschaft nach dem Personal läutet. Und so ist es in diesem Haus wohl auch häufig passiert, wie Dieter Lohmann weiß. Er hat hier selbst Jahrzehnte gelebt und die Villa schließlich an den heutigen Hoffnungsträger verkauft. Nun ist der 84-Jährige mit Lebensgefährtin Irmhild Djordjevic vorbeigekommen, um aus der Geschichte dieses besonderen Hauses zu erzählen. 1916 wurde es wohl fertig gebaut - und fungierte fortan als Wohnsitz des Fabrikanten Bernhard Campe. Er leitete die Arminius-Metallwarenfabrik, die später im heutigen Unternehmen Brüninghaus aufgehen sollte. Bielefelder Commerzbank bot die Villa für 40.000 Reichsmark an "Die Bediensteten hatten damals einen Extra-Eingang. So begegnete man sich nicht sofort", erzählt Lohmann. "Die Familie kam aus der Diele, das Personal von der Küche. Und wenn einmal oben geläutet wurde, dann fiel unten ein Schild um. Auf dem stand der Raum, in den die Angestellten kommen sollten", erklärt der Versmolder mit einem verschmitzten Grinsen. Hochherrschaftlich ging es bei Campes also zu - ehe die Geschäfte des Unternehmers mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Schieflage gerieten. Die Bielefelder Commerzbank hatte Zugriff und bot die Villa für 40.000 Reichsmark dem Versmolder Speditionsunternehmer (seit 1924) Heinrich Lohmann an, "um mit ihm ins Geschäft zu kommen", wie es Dieter Lohmann überliefert wurde. Der kauft das Haus, bewohnt es jedoch nicht sofort - stattdessen wird es für einige Jahre zur Villa der Familie Brüninghaus (Stahlwerke Südwestfalen), die mittlerweile in die darbenden Geschäfte der Arminius-Metallwarenfabrik eingestiegen ist. Briten haben die Villa übernommen und als Casino genutzt Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutet auch hier eine Zäsur, erinnert sich Dieter Lohmann: "Die Briten haben die Villa übernommen und als Offizierscasino genutzt. Die sind auf der Diele Motorrad gefahren", erzählt der Versmolder schmunzelnd. 1952 zieht er als Junge mit seiner Familie schließlich in das Haus ein - ohne den mittlerweile verstorbenen Vater. Dieter Lohmann schreibt mit Spedition und Villa seine eigene Geschichte. Bis ihm und seiner Lebensgefährtin die riesige Villa irgendwann zu groß wird und auch in der Familie kein Nachfolger in Sicht ist, der sie bewohnen will. So ein gewaltiges Objekt zu verkaufen, ist gar kein so einfaches Projekt - zumal mit den Auflagen des Denkmalschutzes. Doch dann ergibt sich eine für das Versmolder Stadtbild schicksalhafte Fügung. Elmar Dammann wird auf das Objekt aufmerksam. Und wie, das verrät er gut gelaunt, als er zum Termin an seinem neuen Haus dazu kommt. Zahnarzt aus Harsewinkel entdeckt Immobilie im Netz Der Zahnarzt aus Harsewinkel liebt Dinge, die eine Geschichte haben. "Ich habe in Hannover lange in einem denkmalgeschützten Haus gelebt", erzählt der 63-Jährige. "Und hier in meiner Heimat nach etwas Schönem, Vergleichbaren gesucht." Dabei fällt ihm schon 2020 die Villa an der Ravensberger Straße ins Auge. "Und als die nach einem halben Jahr immer noch auf dem Immobilienportal zu finden war, da habe ich mal nachgefragt." Für Elmar Dammann ist klar: "So ein Objekt kann man nicht gewerblich nutzen, man muss es selbst bewohnen wollen. Aber ich bin alleinstehend, habe keine Kinder: Damit das Ganze wirtschaftlich darstellbar ist, brauche ich insgesamt drei Wohneinheiten." Dachgeschoss soll ausgebaut und vermietet werden Das Erdgeschoss will Dammann künftig selbst bewohnen, das mittlere sowie das noch auszubauende Dachgeschoss vermieten. Vor den Auflagen des Denkmalschutzes hatte er dabei keinen Bammel: "Die legen einem doch keine Steine in den Weg, sondern wollen Strukturen erhalten wissen." Der Harsewinkler stellte dem Amt für Denkmalschutz in Münster seine Ideen vor - "und dann merken die schnell, ob man ein Gespür für das Denkmal hat". Dammann hat es - und will nun moderne Erfordernisse wie einen Anbau für ein Bad im Erdgeschoss oder die neue große Dachgaube im rückwärtigen Bereiche mit dem Charme der gut 100 Jahre Villa verbinden. So soll eines der Fenster, das an der Fassade nur noch aufgemalt ist, wieder als echtes eingebaut werden. Und wenn Elmar Dammann fröhlich an der alten Kurbel dreht, mit der sich die Fensterläden steuern lassen, dann kauft man ihm die Freude an solchen erhaltenswerten Details auch ab. Und versteht, warum er Türen originalgetreu nachbauen lassen will. Villa ist aktuell eine Baustelle Die Villa ist bereits eine Baustelle, der Zahnarzt lässt sie gerade komplett entkernen. "Man muss sehen können, was daraus werden soll, nicht das, was es ist", sagt Dammann über die Fantasie, die es für ein solches Projekt brauche. Doch habe es sehr geholfen, dass die Lohmanns das Haus über die Jahr in gutem Zustand erhalten hätten. Elmar Dammann präsentierte seine Vision dann einem Architekten, hatte zuvor schon selbst gezeichnet. 160 Quadratmeter wird er künftig unten bewohnen, in der Mitte kommen 150 Quadratmeter hinzu, mit der Dachgeschosswohnung soll der Komplex künftig auf 380 Quadratmeter Wohnfläche wachsen. Hinzu kommt das imposante Grundstück mit 3.248 Quadratmetern. Das Denkmalamt hat die Pläne genehmigt, Elmar Dammann ist darum guten Mutes, dass der Kreis auch seinen Bauantrag durchwinkt. "Idealerweise hätten wir das Dach mit neuer Dämmung und der Gaube noch 2023 fertig. Dann kämen die Fenster und der Innenausbau. Ziel wäre ein Einzug im Herbst 2024." 1,5 Millionen Euro Der Investor aus Leidenschaft ist das Projekt mit einem Energieberater angegangen, auch um an die nötigen Förderkredite zu kommen. Inklusive des Kaufpreises von 625.000 Euro wird die gesamte Restaurierung am Ende ein Volumen von 1,5 Millionen Euro haben. "Die Volksbank Versmold begleitet das, weil es hier eben noch eine Identifikation mit dem Ort gibt", lobt Elmar Dammann den heimischen Finanzierer. Irmhild Djordjevic und Dieter Lohmann lächeln, als sie hören, mit wie viel Begeisterung Elmar Dammann über ihr altes Zuhause spricht. Weil sie wissen, dass es nun in den besten Händen ist. Und während das Paar mit dem Reporter noch einmal um das Haus läuft und die ein oder andere Anekdote erzählt, verabschiedet sich Elmar Dammann genau so fröhlich, wie er gekommen ist. Denn er muss jetzt mit einem Handwerker sprechen: Damit aus der Vision vom wiederbelebten Haus mit Geschichte bald auch Realität wird.

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