Vodafone lässt Mieter hängen: Mann im Kreis Gütersloh wehrt sich mit besonderem Trick

Versmold. Mehr als zwei Wochen starren die Mieter des Mehrfamilienhauses an der Ackerstraße auf ein grünes Kreuz vor ihrer Tür. Aufgesprüht von Technikern bei der Suche nach dem Grund für die Internet- und Fernsehstörung. "Genau an dieser Stelle ist ein Kabel kaputt", sagt einer der Anwohner und zeigt auf das Kreuz. Er ist sauer, wütend und aufgebracht, so wie der Rest des Sieben-Parteienhauses. Denn mehr als dass bunte Farbe versprüht wurde, ist lange nichts. Montag, 12. Dezember, 13.55 Uhr: Im ARD-Mittagsmagazin läuft gerade das Wetter, als Thorsten Brinkmann (Name geändert) nur noch Schnee sieht. Nicht, weil es draußen so sehr schneit, sondern weil der Fernseher kein Bild mehr zeigt. "Nur noch dieses Rauschen war zu sehen", sagt Brinkmann. Lesen Sie auch: Streit mit Vodafone - 20-Millionen-Projekt im Kreis Gütersloh stockt Arbeiter schütten vor dem Haus ein Loch zu Dafür ist umso mehr zu hören. Denn vor dem Haus schütten Arbeiter ein Loch zu, in welchem zuvor neue Kabel verlegt wurden. "Die waren morgens schon einmal da und haben alles neu gemacht", erinnert sich der Mieter. Dabei ging auch noch alles glatt, doch beim finalen Baggern haben die Arbeiter offenbar ein Kabel getroffen und zerstört. Gemerkt haben sie davon nichts. "Die haben ihre Sachen gepackt und sind gefahren. Ohne zu prüfen, ob alles läuft", so der Mieter. "Das kann doch nicht sein." Viele Bewohner haben zunächst nichts von der Störung mitbekommen. Auch Brinkmann wartet erst ein paar Stunden ab, bevor er bei seinem Anbieter Vodafone anruft und sich beschwert. "Ich dachte, vielleicht gibt sich das mit der Zeit." Doch der Schnee bleibt. Vodafone schickt zwar externe Techniker vorbei, behoben wird die Störung aber nicht. Keine Infos, keine Reaktion Weihnachten und der erste Frost nähern sich und noch immer wird die defekte Leitung nicht repariert. Bei den Bewohnern schwindet allmählich die Hoffnung, dass sie noch in diesem Jahr wieder ans Netz angeschlossen werden. "Es ist einfach frech, wie sie uns hier behandeln und links liegen lassen", sagt Brinkmann. Auch, dass trotz mehrfacher Anrufe und Nachfragen niemand erklären kann, warum die Störung weiter anhält, verärgert die Mieter. "Vielleicht kommt morgen jemand, vielleicht übermorgen. Wir wissen einfach rein gar nichts", sagt Brinkmann. Auch für die Genossenschaft KWG, die die Wohnungen an der Ackerstraße vermietet und die Häuser derzeit modernisiert, ist die Situation "äußerst unangenehm", so Vorstandsmitglied Sven Eisele. "Wir machen Druck bei Vodafone und sind mit den Verantwortlichen in Kontakt. Mehr liegt nicht in unserer Macht." Der Anbieter habe versprochen, die Störung noch in dieser Woche zu beheben. "Wir hoffen, dass sie das Versprechen halten", sagt Eisele. Mieter baut illegalerweise eigene Schüssel auf Und in der Tat. Am vergangenen Dienstag, direkt nach Weihnachten, um kurz nach 9 Uhr sind tatsächlich Techniker vor Ort gewesen und haben die Anschlüsse repariert. Dabei hatte Thorsten Brinkmann sich kurzerhand selbst geholfen. Er hat seine eigene Satellitenschüssel, die im Zuge der Sanierungen erst Anfang Dezember abgebaut wurden, wieder angebaut. So war zumindest der Fernsehempfang gesichert. "Ich könnte auch meine Nachbarn mitversorgen", sagt er. Bisher habe aber niemand von seinem Angebot Gebrauch gemacht. Drei Stunden habe er gebraucht, um die Schüssel auf seinem Balkon auszurichten. "Dass ich hier für Vodafone arbeiten muss, um vernünftig fernsehen zu können, geht gar nicht", sagt er. Und eigentlich ist das, was Brinkmann macht, auch verboten. Denn die KWG hat untersagt, eigene Satellitenschüsseln anzubauen. Aber: "Solange das Problem da ist, soll er es machen", sagt KWG-Chef Eisele. "Wir werden keine Sanktionen aussprechen." Allerdings müsse er die Schüssel abbauen, sobald die Leitung wieder funktioniert. Positiver Nebeneffekt: Keine Gebühren Für die Mieter hatte das Ganze aber auch etwas Positives. Da sie keine Leistung erhalten, müssen sie für diesen Zeitraum auch keine Gebühren zahlen, versichert die KWG.

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