Stoff-Geschäft im Kreis Gütersloh geht gestärkt aus der Corona-Krise hervor

Kreis Gütersloh. Bereits 2017 spielte Inga Wallmeyer mit dem Gedanken, ein kleines Geschäft für Stoffe und Nähbedarf zu eröffnen. Letztlich fehlte der Mut. 2019 dann wagte die dreifache Mutter den Schritt – ohne zu ahnen, dass ein Virus wenig später vieles verändern würde. Mehrere Monate war auch &bdquo;Ingas bunte Stoffwiese“ an der Berliner Straße während des Lockdowns geschlossen. Dennoch würde die Inhaberin sich wieder zu dem Schritt entscheiden: ein klassisch inhabergeführter Einzelhandel, den es immer seltener in den Innenstädten gibt. &bdquo;Es macht total viel Spaß, mit den Kunden in Kontakt zu treten“, sagt sie. Wenngleich es schon eine Herausforderung sei, Selbstständigkeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Zweimal Zwangspause wegen QuarantäneSeit Oktober gibt es etwas Entlastung. Inga Wallmeyer hat eine Mitarbeiterin eingestellt. Anna Farina kommt vom Fach, hat beim Unternehmen Gerry Weber Modenäherin und Modeschneiderin gelernt und dort 14 Jahre lang gearbeitet – zuletzt im Bereich Lager. Die beiden Frauen kennen sich über die Kinder und kamen im Laden ins Gespräch. Anna Farina hatte das Gefühl, sich beruflich verändern, wieder kreativer tätig sein zu wollen. &bdquo;Da habe ich Inga angesprochen“, erzählt sie.Inga Wallmeyer kann zu diesem Zeitpunkt Verstärkung gebrauchen und sich eine Änderungsschneiderei als zusätzlichen Service gut vorstellen. Auch dieser Schritt erweist sich im Nachhinein als genau richtig. Kurz vor Weihnachten muss Familie Wallmeyer in Quarantäne. Zwischen den Jahren wäre das Geschäft ohnehin geschlossen gewesen, &bdquo;wir haben etwas eher Winterpause gemacht“. Neben dem Ladenlokal unterbricht Inga Wallmeyer in der Zeit auch ihren Online-Shop – denn zum Verpacken und Versenden der Stoffe müsste sie das Wohnhaus verlassen. &bdquo;In dem Moment geht nichts weiter und wenn man den Laden alleine schmeißt, hat man Pech gehabt“, schildert die Geschäftsfrau das Problem Selbstständiger.&bdquo;Zu zweit zu arbeiten, macht einfach mehr Spaß“ Für Inga Wallmeyer steht fest, dass sie ihre Mitarbeiterin mit allen Abläufen des Betriebes vertraut machen muss, damit sie im Fall der Fälle übernehmen kann. Zu Jahresbeginn arbeitet sie ihre Angestellte und Bekannte ein. Da kommt ein zweites Mal eine Corona-Quarantäne. Diesmal muss die Stoffwiese nur kurzzeitig pausieren. Danach kümmert sich Anna Farina um das Geschäft. &bdquo;Mit mir zu Hause im Backoffice“, sagt Inga Wallmeyer. &bdquo;Gut, dass sie da war.“ Unabhängig von Corona: &bdquo;Zu zweit zu arbeiten, macht einfach mehr Spaß.“ Und es gibt gut zu tun – stationär im Geschäft und online ohnehin. Was für viele Einzelhändler ein Fluch ist, ist für die Inhaberin der Stoffwiese ein Segen. &bdquo;Man muss sich darauf einlassen“, sagt Inga Wallmeyer. Sie weiß aber auch, dass aller Anfang schwer und ein Online-Shop alles andere als ein Selbstläufer ist.Online-Shop als Erfolgsmodell Sie selbst hatte den Vorteil, bereits Erfahrungen gesammelt und sich etwas aufgebaut zu haben, als die Corona-Welle vieles zum Erliegen brachte. Und sie verkauft ein Produkt, das gut online zu vertreiben ist. &bdquo;Es gibt Gewerbe, die haben es online schwerer“, sagt sie und nennt die große Konkurrenz bei Textilien als Beispiel, ebenso wie zerbrechliche Waren, bei denen der Versand mehr Aufwand bedeutet. Bereits 2014 hatte sich die gelernte Kinderkrankenschwester mit einem kleinen Online-Shop selbstständig gemacht. Damit wurde ihr Hobby zum Beruf. Der Keller des Wohnhauses platzte irgendwann aus allen Nähten. Aus mehr als 1.000 verschiedenen Stoffen konnten die Kunden damals wählen. Die Eröffnung des Geschäftes 2019 brachte dann räumliche Entlastung und schaffte neue Möglichkeiten für Wachstum. Mittlerweile hat Inga Wallmeyer mehr als 3.000 Produkte im Sortiment. Das Angebot sei mit den Kundenwünschen gewachsen.&bdquo;Die Leute haben sich in der Pandemie mit Nähen beschäftigt“ Von der Pandemie hat das Gewerbe durchaus profitiert. Am Anfang vom Run auf die Masken. Plötzlich waren die Exemplare aus Stoff heiß begehrt – jeder, der nähen konnte, nähte. &bdquo;So schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder vorbei“, erinnert sich die Geschäftsfrau. Allgemein war und ist Handarbeiten stark nachgefragt. &bdquo;Die Leute haben sich in der Pandemie mit Nähen beschäftigt.“ Das hat dem Laden in der Versmolder Innenstadt guten Zulauf gebracht. &bdquo;Wenn ich die Zeit nicht so gut überstanden hätte, wäre Anna nicht hier“, sagt Inga Wallmeyer. Den separaten hinteren Bereich des Ladenlokals hat sie zur Änderungsschneiderin umgebaut. Sobald es das Pandemiegeschehen zulässt, sollen dort auch Kurse stattfinden. &bdquo;Zurzeit ist mir das noch zu unsicher.“

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