Retter im Schneechaos im Kreis Gütersloh bekommt besonderen Besuch

Versmold. An den vergangenen Winter denkt Hans-Werner Herweg eher ungern zurück. Das Wetterchaos am 7. Februar, als der Schnee sich mithilfe von Windböen meterhoch auftürmte, bescherte ihm einen mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt und drei sich anschließende Monate im Rollstuhl. Der Tag zeigte ihm aber auch, dass menschliche Nähe und Hilfsbereitschaft auch in Zeiten von Abstand funktionieren können. &bdquo;Gegen 16.30 Uhr klingelte es an meiner Tür und Herr Herweg stand davor", erinnert sich der Versmolder Landwirt Ulrich Künnemann an seine Begegnung mit dem Sassenberger an jenem schneereichen Sonntag. Dieser hatte sich zuvor mit seinem Auto auf Höhe des Aussichtsturms am Storchennest in einer Schneewehe festgefahren. Auf der Suche nach Hilfe lief er rund 1,5 Kilometer durch den Schneesturm zu Künnemans Hof, obwohl er durch ein versteiftes Bein infolge einer Keiminfektion beim Gehen erheblich eingeschränkt war. &bdquo;Er hatte richtig Glück, dass er es bis zum Haus geschafft hat. Unterwegs hätte ihn niemand gefunden, dann wäre er vielleicht erfroren", sagt Künnemann, zumal Herweg sein Handy im Auto hatte liegenlassen. Sturz führt zu doppeltem Beinbruch Als Künnemann ohne zu zögern anbot, mit seinem Traktor das Auto aus dem Schnee herauszuziehen, schien sich zunächst alles zum Guten zu wenden. Gemeinsam fuhren sie zurück zum Aussichtsturm. &bdquo;Als ich dann vom Trecker absteigen wollte, passierte es", erinnert sich Herweg. Er rutsche ab und stürzte zu Boden. Der Sassenberger erlitt einen doppelten Beinbruch und neben dem im Schnee steckenden Auto gab es nun ein weitaus größeres Problem. &bdquo;Herr Herweg blieb liegen und konnte sich nicht mehr bewegen", erinnert sich Künnemann. Er platzierte seinen Trecker so, dass er als Windschutz für den am Boden liegenden Herweg diente und rief einen Krankenwagen. In der Zwischenzeit kam ein Jogger vorbei, der ohne zu zögern Künnemann unterstützte und sich um Herweg kümmerte. Für den war der Sturz äußerst ärgerlich, aber auch nicht total überraschend. &bdquo;Ich bin 35 Jahre lang mit meinem vorgeschädigten Bein herumgelaufen. Es war vorprogrammiert, dass da mal was passiert", sagt der 61-Jährige. Beim Mercedes endet die Hilfsbereitschaft Als der Krankenwagen schließlich im Bruch ankam, rutschte auch dieser von der Straße und steckte im Schnee fest. Künnemann zog ihn mit seinem Traktor wieder zurück auf den Asphalt, so dass die Sanitäter Hans-Werner Herweg ins Krankenhaus bringen konnten. Für Künnemann und dem mithelfenden Jogger, dessen Namen weder dem Landwirt noch Herweg bekannt ist, war damit die Arbeit aber noch nicht erledigt. Nun galt es, den Wagen von Herweg aus dem Schnee zu befreien. Während der Aktion kamen drei junge Männer in einem Mercedes vorbei. &bdquo;Ich bat sie, kurz zu warten, aber die waren zu ungeduldig", sagt Künnemann. Sie versuchten, die Stelle zu umfahren, und steckten kurz danach ebenfalls im Schnee fest. &bdquo;Die habe ich da aber nicht mehr rausbekommen", sagt Künnemann. Stattdessen brachte er gemeinsam mit dem unbekannten Jogger Herwegs Auto zur Versmolder Polizeiwache, um es dort mitsamt der Fahrzeugpapiere und dem Schlüssel abzugeben. &bdquo;Gegen Viertel vor acht war ich dann wieder zu Hause", erinnert sich Künnemann an seinen Tag als Helfer im Schnee. In den vergangenen Monaten hatte er gar nicht mehr an jenen Februartag gedacht, bis dann plötzlich vor knapp einer Woche Hans-Werner Herweg auf dem Hof erschien, um sich bei seinem Retter zu bedanken. Es sei ihm wichtig, dass solch eine Hilfsbereitschaft gewürdigt wird. Künnemann wurde von dem Besuch total überrascht und nahm die Geschenke gerne entgegen.

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