Irritation im Kreis Gütersloh über Kontoabbuchungen – Warnung vor dubiosem Unternehmen

Verl. Die Beträge, welche die Firma Megatipp Emergency Call Services abbucht, sind so unauffällig gehalten, dass sie auf dem Kontoauszug leicht übersehen werden können. Meist belastet das Unternehmen die Bankkonten seiner &bdquo;Kunden“ mit 89,90 Euro, manchmal sind es auch nur 49,90 Euro - das unter Umständen jedoch Monat für Monat. Die betroffenen Kontoinhaber sagen, sie hätten weder einen Vertrag mit der Firma abgeschlossen noch eine Einzugsermächtigung erteilt. Verbraucherzentralen und Geldinstitute warnen und raten, die eigenen Kontoauszüge im Blick zu behalten. Opfer der Masche sind unter anderem zwei Frauen aus Verl geworden. Beide waren aber aufmerksam und haben über ihre Bank die Lastschrift zurückholen lassen. Von den Geldinstituten, der Kreissparkasse Halle-Wiedenbrück und der Volksbank in Ostwestfalen eG, erfuhren sie, dass sie keine Einzelfälle sind. Megatipp ist bundesweit aktiv, wie die Landesverbraucherzentralen festgestellt haben. IBAN des einziehenden Megatipp-Kontos verweist auf Malta Bei ihrer Abbuchung gibt die Firma eine angebliche Kundennummer an und eine E-Mail-Adresse, die auf die Internetseite www.vorsorge-karte.com verweist, sowie eine Stuttgarter Telefonnummer. Letztere funktioniert sogar: In der baden-württembergischen Landeshauptstadt sitzt eine unselbstständige Zweigstelle des Unternehmens, das laut Impressum der Internetseite im türkischen Izmir registriert ist. Die IBAN des einziehenden Megatipp-Kontos verweist auf Malta. Megatipp Emergency Call Services bietet auf der genannten Internetseite die angeblich &bdquo;beste Vorsorge-Karte in der EU“ an, eine laut Unternehmen &bdquo;brieftaschengroße Karte, die wichtige Informationen über die Gesundheit und Notfallkontakte einer Person enthält“. Die gibt es mit unterschiedlichen Services in vier Varianten zu den von Abbuchungsbeträgen durchaus differierenden Monatspreisen von 69,99 bis 129,99 Euro. Lesen Sie auch: Gütersloherin fällt auf Betrüger rein: Wer erkennt diesen Mann? Bestellt hatten diese Dienstleistung aber weder die 57-jährige Volksbank-Kundin aus Verl, die die Abbuchung nach der Rückkehr aus ihrem Sommerurlaub auf ihrem Geschäftskonto entdeckte, noch die Verlerin, die die Lastschrift bei der Durchsicht der Sparkassen-Kontoauszüge ihres wenige Wochen zuvor verstorbenen Vaters fand. Volksbank in OWL hat die Gläubiger-ID mittlerweile sperren lassen Beide sagen, das Unternehmen gar nicht gekannt, geschweige denn eine Dienstleistung beauftragt zu haben. Wie die Firma Megatipp an die Kontodaten der Betroffenen gekommen ist, ist unbekannt. Eine Einzugsermächtigung haben beide zuvor nicht erteilt, sagen sie. Bleibt die Frage, weshalb die Banken dann die Abbuchungen zulassen. Jan Kleinheinrich, Sprecher der Volksbank in Ostwestfalen, erklärt, dass jedes Unternehmen, das über eine Gläubiger-Identifikationsnummer (Gläubiger-ID) verfügt, bei ihm bekannten Konten per Lastschrift Geld einziehen könne. Die Ausgabe der Nummern übernimmt in Deutschland die Bundesbank in Abstimmung mit der Deutschen Kreditwirtschaft (DK). Über eine solche Gläubiger-ID verfügt auch die Firma Megatipp. Bei der Volksbank in Ostwestfalen sei diese ID inzwischen gesperrt, sagt Kleinheinrich: &bdquo;Der Fall Megatipp ist uns bekannt.“ Abbuchungen bei Kunden der Volksbank in Ostwestfalen seien damit jetzt nicht mehr möglich. Beweislast der rechtmäßigen Abbuchung liegt beim Unternehmen Der Volksbank-Sprecher rät, Bewegungen auf dem eigenen Konto grundsätzlich regelmäßig zu kontrollieren. Denn eine unautorisierte Lastschrift lässt sich umgehend von der eigenen Bank zurückbuchen; die Beweislast für die Rechtmäßigkeit der Abbuchung liegt bei dem jeweiligen Unternehmen. Lesen Sie auch: Dubiose Mahnungen in Gütersloh: Das sollten Betroffene nun tun In der Regel ist das innerhalb von acht Wochen möglich, bei unberechtigten Abbuchungen verlängert sich die Frist auf 13 Monate. In diesem Falle frage die Bank bei dem einziehenden Unternehmen nach, erklärt Kleinheinrich. Falls dieses nicht innerhalb von 30 Tagen reagiert, werde die Lastschrift zurückgegeben. Verbraucherschützer raten außerdem dazu, den angeblichen Vertragsabschluss zu bestreiten und vorsorglich zu widerrufen, anzufechten und außerordentlich zu kündigen. Auf ihren Internetseiten stellen die Verbraucherzentralen dafür einen Musterbrief zur Verfügung. Das Schreiben kann an Megatipp Ltd., Turbinenstraße 7 in 70499 Stuttgart, gerichtet werden. Wenn unbekannt ist, wie das Unternehmen an die eigenen Bankdaten gelangt ist, sollte der Vorfall zudem dem Landesdatenschutzbeauftragten in Baden-Württemberg gemeldet werden. Die Zuständigkeit ergibt sich aus dem Firmensitz. Gegebenenfalls kann eine Anzeige bei der Polizei erstattet werden.

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