Nach 20 Jahren: Zweifachmutter im Kreis Gütersloh gründet erstes eigenes Unternehmen

Verl. Seit fast 20 Jahren ist Lilija Barg in der Pflege tätig. &bdquo;Ich habe ganz klein als Praktikantin angefangen“, sagt sie. Jetzt, mit 39 Jahren, hat die zweifache Mutter den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und kürzlich in Verl den ambulanten Pflegedienst Lichtblick gegründet. &bdquo;Ich bin sehr zufrieden mit dem Start. Wie haben jeden Tag zwei bis drei Neuaufnahmen. Der Bedarf in Verl ist da“, sagt Lilija Barg. Die Unternehmensgründerin hat schon einiges erlebt. Geboren in Usbekistan, gehörte sie dort mit ihrer Familie der deutschen Minderheit an. &bdquo;Ich bin ein Sowjetkind“, sagt sie lachend. Weil die Familie politisch verfolgt wurde, ging es 2002 nach einem Ausreiseantrag als Spätaussiedler nach Deutschland – zuerst nach Bruchsal im Badischen und später nach Gütersloh. &bdquo;Dort wohnte meine Schwester.“ Nach einem alles andere als leichten Start ohne große Deutschkenntnisse (&bdquo;Es hat fünf Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, dass Deutschland meine Heimat ist“) landete Lilija Barg 2005 über Blankenhagen zufällig in Verl – dort war eine Wohnung frei geworden. &bdquo;Als ich in Verl ins Rathaus musste, hat Herr Ortjohann vom Sozialamt etwas in mir gesehen und mir ein Praktikum im St.-Anna-Haus vermittelt. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar“, erzählt die 39-Jährige. So fing alles an. Das neue Unternehmen in Verl bietet die gesamte Pflegepalette an Nach Ausbildung und Festanstellung im Bereich Altenpflege im St.-Anna-Haus (heute Caritas) und Weiterbildungen in Intensivpflege und hier vor allem im Bereich Onkologie- und Palliativpflege fing Barg 2020 im St.-Elisabeth-Hospital in Gütersloh an. &bdquo;Dort habe ich auf der Onkologie- und Palliativstation den ganzen Corona-Stress mitgemacht – und bei der Arbeit immer wieder gedacht: Das kann ich besser“, erinnert sich die Verlerin. Im April 2025 habe sie dann &bdquo;einfach meine Gedanken aufgeschrieben und sich gedacht: Jetzt ist die Zeit.“ Viel Arbeit und viele Formalitäten später war es so weit: Am 1. Oktober startete Lilija Barg mit ihrer neuen Firma in Verl. Lesen Sie auch: Neue Gründung: Zweifachmutter in Gütersloh verwandelt Immobilien jetzt in Hingucker Lichtblick bietet die gesamte Pflegepalette an. Von Körperpflege und Wundversorgung über Versorgung per Magensonde oder Infusion und onkologische und palliative Pflege bis hin zu stundenweiser Betreuung oder Hilfe bei Spaziergängen sowie Einkaufen oder Mahlzeitenzubereitung ist alles dabei. Dazu kommen Beratungen aller Art. Krankentransporte soll es ab 2026 geben, kündigt die Gründerin an &bdquo;Uns ist sehr wichtig, dass wir uns Zeit nehmen. Die pflegebedürftigen Menschen stehen bei uns im Vordergrund“, so Barg. Einfach reden, einfach mal zuhören – das gehöre einfach dazu, &bdquo;auch wenn wir natürlich wirtschaftlich arbeiten müssen“. Und: &bdquo;Unsere Tür steht immer offen. Jeder, der mag, kann bei uns vorbeischauen und sich einen Rat holen. Und unser Kaffee ist wirklich gut.“ Die Räume von Lichtblick sind in der Tat kaum zu verfehlen. Im markanten Backsteingebäude an der Gütersloher Straße/Ecke St.-Anna-Straße hat der Pflegedienst das Erdgeschoss bezogen, während in der ersten Etage die Abteilung Krankentransporte untergebracht ist. Denn auch dieses Segment möchte Lilija Barg ab dem kommenden Jahr bedienen. &bdquo;Wir werden dafür noch einen Rettungssanitäter einstellen“, so Barg. Unter anderem Liegendtransporte bis 250 Kilo Körpergewicht inklusive Fachbegleitung seien dann möglich. Im heutigen Lichtblick-Domizil war früher Elektrogeschäft ansässig Im Pflegedienst sind aktuell drei examinierte und auf Palliativpflege spezialisierte Altenpfleger, zwei medizinische Fachangestellte und eine Bürokraft tätig. Dazu kommen Pflegedienstleitung plus Stellvertreter und eben Lilija Barg als Geschäftsführerin. &bdquo;Mit meinen Mitarbeitern habe ich sehr viel Glück gehabt“, sagt sie. Eine Pflegekraft in Vollzeit wird noch gesucht. &bdquo;Wir werden auch vom Sozialdienst der Stadt gut unterstützt“, freut sich Barg. Das neue Lichtblick-Domizil direkt an der Ortsdurchfahrt gegenüber vom Modehaus Kleinemas dürften übrigens viele Verler noch als Standort des Elektrofachgeschäftes Westphal kennen. &bdquo;Das war hier viele Jahre bis etwa Mitte der 90er-Jahre ansässig“, sagt Vermieter Thomas Berenbrinker. Später waren hier die Deutsche Bank, eine Seniorenpflege und der DRK-Pflegedienst ansässig. So gesehen schließt sich mit Lichtblick an dieser Stelle ein Kreis.

Meistgelesen