Mann aus Kreis Gütersloh fährt einen exklusiven Jaguar-Oldtimer

Verl. Der berühmte Posträuber Ronald Biggs schätzte die kraftvolle Raubkatze. Mit einem eleganten Jaguar MK II entkam der Gangster 1963 mit 2,6 Millionen britischen Pfund an Bord der Polizei. &bdquo;Dieser Wagen fuhr sich wie ein Sack Nüsse“, sagt Frithjof Meißner. Der Kaunitzer fuhr während seiner Suche nach einem Oldtimer der Marke Jaguar einen MK II zu Probe und war enttäuscht: &bdquo;Der war laut, unbequem und hoppelte.“ Möglicherweise hätte es Biggs bei seiner Flucht ein wenig später bequemer gehabt: Der Autohersteller aus Coventry präsentierte noch im gleichen Jahr ein modifiziertes Modell des MK II, den S-Type, der mit neuer Hinterachse und Einzelradaufhängung mehr Komfort bot und höhere Kurvengeschwindigkeiten zuließ. Frithjof Meißner kann diesen Vergleich ziehen. Der 67-Jährige nennt mittlerweile einen Jaguar S sein eigen und lobt dessen Straßenlage als &bdquo;fantastisch. Der Wagen fährt sich wie ein modernes Auto.“ Das Auto hat mal einem Diplomaten in Schweden gehört Wenige Monate vor Ausbruch der Corona-Pandemie wurde der pensionierte Gymnasiallehrer 2019 bei einem Hamburger Händler fündig. Ursprünglich hatte das Fahrzeug einem Diplomaten in Schweden gehört, dessen Sohn den geerbten Wagen später einem Sammler in Berlin verkaufte. So gelangte der Jaguar nach Deutschland. Diese Geschichte erwies sich für Frithjof Meißner als Glücksfall. Der adelige Vorbesitzer beispielsweise hatte nachträglich in den mehr als 1,7 Tonnen schweren und 4,77 Meter langen Briten eine Servolenkung einbauen lassen. &bdquo;Darüber bin ich sehr froh.“ Und der Berliner Sammler hatte bei der Oldtimer-Rallye Berlin-Hamburg-Berlin ausprobiert, wie schnell der Jaguar die Strecke zurücklegen kann – anschließend musste der Motor komplett überholt werden. &bdquo;Ich habe ihn also mit 0 Kilometern auf dem Tacho bekommen“, sagt Meißner. Lesen Sie auch: Auswanderin aus Gütersloh restauriert seltenen Oldtimer ihrer verstorbenen Eltern Werkstatt-Handbücher aus England organisiert Auf den stolzen Oldtimerbesitzer aus Kaunitz warteten gleichwohl noch ein wenig Arbeit und Ausgaben für die Restaurierung. Uhr und Drehzahlmesser funktionierten nicht, die Tachonadel flatterte. Meißner besorgte sich aus England die Werkstatt-Handbücher für seinen Wagen, las und übersetzte sie. Für den ehemaligen Englischlehrer war das eine leichte Aufgabe. Im Gegensatz zu den Reparaturarbeiten – die überließ er lieber einem darin bewanderten Freund. &bdquo;Er hat geschraubt, ich habe zugeschaut.“ Als Herausforderung entpuppte sich die Instandsetzung der opulent verbauten hochwertigen Materialien im Innenraum. Das Armaturenbrett besteht aus poliertem Walnussholz. 220 PS sind möglich Ein Spezialist aus Lippe bot an, es für 10.000 Euro aufzuarbeiten. Meißner winkte ab und fand schließlich in einem Tischler, den er von häuslichen Innenausbauarbeiten her kannte, einen begeisterten Handwerker. Das rote Conolly-Leder der Sitze restaurierte ein Sattler. Meißner wollte möglichst viel Originalsubstanz erhalten. Bei den eigentlichen Sitzflächen war das nicht möglich. Die waren nach 53 Jahren durchgesessen und verschlissen, mussten aufgepolstert und mit neuem Leder bezogen werden. Wenn der Reihensechszylinder mit satten 3,8 Litern Hubraum auf Touren kommt, knurrt die Großkatze. 220 PS entwickelt die Maschine, die den luxuriösen Viertürer auf 200 km/h beschleunigen kann. &bdquo;Ich habe es ausprobiert“, sagt Meißner. &bdquo;Aber nur einmal.“ Es gibt nur 15.000 von den besonderen Oldtimern Den Oldtimer, der nur in einer Stückzahl von 15.000 Exemplaren hergestellt wurde und davon lediglich ein Drittel mit Linkssteuerung für den europäischen Festlandsmarkt, nutzt der Kaunitzer wirklich als Fahrzeug. 12.000 Kilometer hat er seit November 2019 mit seinem S-Type zurückgelegt. Geschützt abgestellt bleibt er nur dann, &bdquo;wenn ich sehe, dass es regnen soll, oder wenn Salz auf der Straße liegt. Oder bei 30 Grad – er hat nämlich keine Klimaanlage“. Ansonsten fehlt es dem Briten nicht an Luxus. Der Innenspiegel ist bereits abblendbar, die Stange, an der er befestigt ist, kann für einen kleinen Fahrer verlängert werden. Das Original-Radio mit fünf Stationstasten ist noch vorhanden, die Heizung im Fond separat einstellbar, jeder Passagier findet seinen eigenen Aschenbecher vor. Damals kostete das Fahrzeug 26.500 Mark Der 3,8-Liter-Version spendierte Jaguar den elektrisch zuschaltbaren Schongang &bdquo;Overdrive“. Elektrisch umschalten lässt sich auch zwischen den beiden in den hinteren Kotflügeln untergebrachten Tanks, die heute klein wirkenden Scheibenwischer stellten sich in die Startposition zurück. Das alles hatte seinen Preis: Ohne Sonderausstattung kostete der 3.8 S zur Markteinführung 1963 in Deutschland 26.500 Mark – das entsprach fast 48 Durchschnittslöhnen. Wer das bezahlen konnte, der konnte auch den Durst der Raubkatze stillen. Im Langzeitdurchschnitt benötigt der Jaguar von Frithjof Meißner 17,5 Liter Super Plus. &bdquo;Wenn man etwas sportlicher fährt, kommt man auch über 20 Liter.“

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