Pyroattacke bei Feier des SC Verl - Verein sucht Kontakt zum Täter

Kreis Gütersloh. Diese Dinger sind keine lustigen Wunderkerzen. Sie sind größer, heller und vor allem heißer. Die Rede ist von bengalischen Feuern - kurz Bengalos genannt. Immer wieder geraten die Handfackeln vor allem im Zusammenhang mit Fußballspielen in die Schlagzeilen. Zuletzt auch im Kreis Gütersloh, wo es am Rande der Nicht-Abstiegsfeierlichkeiten des SC Verl zu einem Zwischenfall kam. Eine der brennenden Fackeln - eine von zweien, die an dem Tag gezündet wurden - geriet ausgerechnet unter einen Polizeiwagen. Es kam zu einer kurzen Verfolgungsjagd, der Verhaftung des Täters, Unmutsäußerungen einiger Anwesender und dem Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei. Die Ermittlungen zu dem Fall, das bestätigte Polizeisprecher Mark Kohnert, laufen derzeit. "Dem Wagen ist zum Glück nichts passiert", gibt Kohnert Entwarnung. Eher ein Problem in Großstädten Derartige Einsätze von Pyrotechnik haben im Kreis Gütersloh Seltenheitswert. "Das ist in den Fanszenen der Großstädte eher ein Problem", bestätigt Kohnert. "Bei anderen Klubs gehört das sicher zur Tagesordnung, aber hier im Kreis ist das kein großes Problem", sagt auch Mario Lüke, Vorstand Marketing beim Sportclub Verl. Doch warum sind die Fackeln eigentlich so gefährlich? In den pyrotechnischen Sätzen wird unter anderem Magnesium verbrannt, das eine Flamme mit einer Temperatur von bis zu 2.500 Grad Celsius entwickeln kann. Für schwere Verbrennungen muss es nicht einmal zu direktem Hautkontakt kommen. Zudem ist die Flamme extrem hell und kann zu gefährlicher Blendwirkung führen. Einmal gezündet sind Bengalos kaum zu löschen. Bei derartigen technischen Daten leuchtet es im wahrsten Sinne des Wortes ein, dass solche Fackeln in großen Menschenmengen - oder unter einem Auto - besser nichts zu suchen haben. "Bei langer Brenndauer kann es auch ein Fahrzeug entzünden", sagt Lukas Paschköwitz, Ausbildungsleiter der Feuerwehr Gütersloh. Neben Bengalos bereiten Böllerwürfe Sorgen "Bei sachgemäßem Gebrauch sind Bengalos schon sicher, aber wenn sie missbräuchlich, etwa mit zu wenig Abstand, abgebrannt werden, sind sie hochgefährlich", warnt Paschköwitz. Nicht ohne Grund sind Bengalos in sämtlichen deutschen Sportstätten verboten. Das Einschmuggeln oder abbrennen wird mit bundesweitem Stadionverbot geahndet. Das ist die Theorie. Und trotzdem kommt es in der Praxis immer wieder zu Vorfällen mit den Brennstäben. "Und es gibt nicht nur die Pyro-Problematik, sondern auch die der Böllerwürfe", sagt Mario Lüke. Jüngst war es beim Relegationsspiel um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga zwischen Dynamo Dresden und dem 1. FC Kaiserslautern wieder zu entsprechenden Vorfällen vonseiten der Dynamo-Fans gekommen. Und Dresden ist ein künftiger Gegner des SC Verl. "Es gibt einen guten Austausch unter den Behörden" Wenn der Kreis Gütersloh zwar keine pyrotechnische Problemzone darstellt, dann könnte die Gefahr aber von außen hereingetragen werden. "Es gibt diese klassischen Sicherheitsspiele, wie wir es etwa auch gegen Magdeburg erlebt haben. Da gibt es vorher Treffen mit den Sicherheitsbeauftragten und der Polizei und es werden alle möglichen Maßnahmen genau besprochen", erklärt Lüke. Mark Kohnert von der Polizei betont: "Es gibt einen guten Austausch unter den Behörden. In der Regel kommen immer auch szenekundige Beamte der Auswärtsgegner mit." Wie immer wieder Bengalos in Stadien gelangen, bleibt rätselhaft. "Fans kennen Ordner, oder es werden schon Tage vorher welche auf den Tribünen versteckt", vermutet Lüke. Das Abbrennen kann sogar als Straftat, etwa versuchte Körperverletzung, geahndet werden. "Wir gehen auch dagegen vor und stellen Strafanzeigen", versichert Kohnert. Insgesamt, das betont Lüke, setze man beim SC Verl auf Kooperation statt auf Konfrontation. "Unser Fanbeauftragter Thorsten Nöthling hält ständigen Kontakt zu den Fans. Wir stehen auch mit dem Täter vom letzten Spieltag im Dialog und im Austausch mit der Polizei. Doch wir werden natürlich nicht in laufende Ermittlungen eingreifen", sagt das Vorstandsmitglied. Lüke lässt auch keinen Zweifel daran, dass sein Klub für jeden zweifelsfrei identifizierten Pyro-Täter die gesamte Palette der Sanktionen bereit hält. Nutzen musste er sie aber bis jetzt noch nie. Auch beim vorletzten Saisonspiel des SC Verl gegen Borussia Dortmund II im Signal-Iduna-Park hatte es zwei &bdquo;Feuerwerk“-Einlagen gegeben. Während die Verler Fans staunten, dass die BVB-Anhänger auf der &bdquo;Süd“ mit Bengalos zündeln konnten, erschreckten sich die Schwarzgelben, als im Block der SCV-Anhänger nach dem 2:1-Führungstreffer ein Knallkörper für einen mächtigen Rumms in der an diesem Tag nur mit gut 3.000 Besuchern gefüllten riesigen Betonschüssel für 81.000 Zuschauer sorgte.

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