Diese Frau aus dem Kreis Gütersloh hat das Gassigehen zum Beruf gemacht

Verl/Schloß Holte-Stukenbrock. Kaum hat Marion Balik die Hecktüren ihres grauen Bullis auf dem Parkplatz an der Tausendjährigen Eiche in Schloß Holte-Stukenbrock zugeschlagen, strömen sieben von elf Hunden in alle Himmelsrichtungen aus. Ein Zwergpinscher verschwindet im Gebüsch, ein Dackel schnüffelt an einem aufgestellten Schild, ein Kleinspitz läuft schwanzwedelnd im Kreis herum. "Das ist vollkommen normal", sagt Balik. "Nach der Autofahrt müssen viele von ihnen erst einmal pinkeln gehen oder den Ort erkunden." Nachdem die ersten Hunde ihr Geschäft verrichtet haben, setzt sich die Verlerin mit der Hundegruppe in Bewegung und beginnt den gemeinsamen Spaziergang im Holter Wald. In den USA ist "Dogwalking" längst Trend Marion Balik betreibt seit Oktober 2019 ihren eigenen Gassiservice. Inspiriert wurde die 49-Jährige dabei vom sogenannten "Dogwalking" in den USA. In den Vereinigten Staaten ist das professionelle Ausführen von Hunden nämlich längst Trend. Hundebesitzer, die nicht genügend Zeit haben, um ihren Vierbeinern angemessen Auslauf zu gewähren, buchen einen "Dogwalker", der für Geld mit dem Hund spazieren geht. Marions Gassiservice, so der vollständige Name des Verler Unternehmens, sei eines der wenigen derartigen Angebote im gesamten Kreis Gütersloh. In Gütersloh gibt es den "Dogwalking"-Service "JederHund". Erst in Bielefeld und Paderborn sind die nächsten "Dogwalker" ansässig. Kaum vom Parkplatz herunter, zeichnet sich eine gewisse Gruppendynamik ab. Vier Hunde hält Marion Balik an der Leine. Sie geben gemeinsam mit der "Dogwalkerin" das Tempo sowie die Richtung vor. "Ich halte sie deswegen an der Leine, weil sie einen ausgeprägten Jagdinstinkt haben. Sehen sie etwas im Gebüsch, rennen sie sofort hinterher und sind weg." Die übrigen sieben Vierbeiner können ohne Leine laufengelassen werden und kreisen willkürlich um die Gruppe herum. Ausgenommen die kleine Nele, ein Zwergspitz, der augenscheinlich seine Ruhe haben möchte und wenige Meter hinter der Truppe hertrabt. "Es ist meine Aufgabe, sie müde zu machen" "Hunde brauchen viel Auslauf, um ausgelastet zu sein", sagt Marion Balik. Werden die Vierbeiner wieder Zuhause bei ihrem Herrchen abgegeben, sollen sie müde und ausgepowert sein. Futtersuche, Spiele oder Schwimmen seien gute Methoden, um die Tiere angemessen zu beschäftigen. "Manche Hunde müssen nach dem Spaziergang auch noch etwas warten, bis ihr Herrchen von der Arbeit zurück ist. Diese Zeit können sie dann mit Schlafen überbrücken. Es ist meine Aufgabe, sie müde zu machen", so die "Dogwalkerin".Lesen Sie auch: Ist Gütersloh hundefreundlich? In welchen Läden Vierbeiner erwünscht sind Warum Hundebesitzer ihre Haustiere für's Gassigehen abgeben, habe unterschiedliche Gründe. "Bei vielen meiner Kunden hat sich im persönlichen Umfeld etwas geändert. Ein Jobwechsel. Eine Trennung. Bei anderen gab es aber auch Schicksalsschläge, weswegen die Zeit für den Hund weniger geworden ist." Grundsätzlich sei es aber nichts Negatives, wenn der Vierbeiner anderweitig betreut wird. "Im Gegenteil. Ihr Hund ist ihnen so wichtig, dass sie ihn ausführen lassen." Am Tag führt Marion Balik zwei Hundegruppen mit jeweils etwa zehn Tieren aus. Ihre eigenen beiden Hunde Norbert und Rosi sind immer mit dabei. Die rund 60- bis 90-minütigen Spazierrouten wechseln stets. Gerne ist die "Dogwalkerin" aber im Holter Wald oder an den Emsquellen unterwegs. "Das hängt häufig auch davon ab, aus welchem Gebiet die Hunde kommen." Generell sammele Balik täglich Vierbeiner in Verl, Schloß Holte-Stukenbrock, Hövelhof aber auch Delbrück und Steinhorst ein, um anschließend mit ihnen Gassi zu gehen. Transportiert werden sie in einem ausgebauten Bulli. "Mein Mann hat mir zehn Hundeboxen eingebaut", so die Verlerin. Diese Voraussetzungen müssen Hunde erfüllen, um mitlaufen zu dürfen Damit Hunde professionell bei Marions Gassiservice mitlaufen dürfen, müssen sie bestimmte Anforderungen erfüllen. Eine Anmeldung bei der Stadt sei erforderlich. Der Hund müsse außerdem frei von Krankheiten sein. Ebenso bedarf es einer Haftpflichtversicherung. "Einfach für den Fall, dass etwas passieren sollte", sagt Balik und ergänzt: "Sicher ist sicher." Grundsätzlich seien Rasse und Alter egal. "Sie müssen aber in der Gruppe kompatibel sein und sich mit anderen Hunden vertragen." Wer professioneller "Dogwalker" werden möchte, der brauche nicht nur eine Leine und gutes Schuhwerk. Vielmehr sei auch Erfahrung in der Führung von Hundegruppen nötig. Schließlich müsse beim professionellen Gassigehen auf jedes Verhalten eines Hundes angemessen reagiert werden können. "Das ist eine erhebliche Verantwortung", sagt Balik, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. "Ich habe früher viele verschiedene Dinge gemacht, war unter anderem in der Gastronomie tätig. Aber nie war ich so zufrieden, wie heute. Ich habe den schönsten Job der Welt", sagt die 49-Jährige. "Immer unter freiem Himmel zu sein, was will ich mehr?"

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