Dreister Geschäftsmann prellt Kunden, Firmen und Fiskus um eine Million Euro

Verl/Bielefeld. Zwar hatte Benedikt V. (Name geändert) zu dem Zeitpunkt, an dem es für ihn richtig heikel wurde, auch rein wirtschaftsrechtlich schon keine weiße Weste mehr. Als der ehemals in Verl lebende Geschäftsmann jedoch den falschen Leuten eine Menge Geld schuldete, wusste er sich nicht anders zu helfen, als immer weiter in anderer Leute Taschen zu greifen. Das Bielefelder Landgericht verurteilte den 53 Jahre alten V. nun wegen einer ganzen Reihe von Delikten zu einem Jahr und elf Monaten Haft. Dass diese Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, hat Benedikt V. seinem nach anfänglichem Herausreden und Herumlavieren doch noch abgelegten Geständnis zu verdanken. Vor Gericht hatte er schließlich eingeräumt, einen Schaden von knapp einer Million Euro verursacht zu haben. Lesen Sie auch: Um Tausende Euro geprellt - Gütersloher Ehepaar zeigt Bauunternehmen an 2007 hatte der gelernte Kaufmann V. gemeinsam mit einem Mitstreiter eine in Verl ansässige Firma gegründet, die sich auf den Börsenhandel mit hochriskanten Future-Kontrakten spezialisierte. Das Unternehmen war zunächst ausgesprochen erfolgreich. Allerdings wies V. den erzielten Gewinn nicht in seiner für das Jahr 2008 abgegebenen Einkommenssteuererklärung aus - und hinterzog auf diese Weise 72.000 Euro Steuern. Dann wollte er plötzlich das ganz große Rad drehen In der Folgezeit wollte er offenbar das ganz große Rad drehen: Offensiv warb er um Kapital, welches er im Auftrag seiner Kunden gegen entsprechende Beteiligung an der Börse platzieren wollte. Dabei versprach er den Anlegern schier unglaubliche Renditen von 25 oder gar 50 Prozent im Monat. Geblendet von diesen Aussichten auf eine Menge Geld schlossen mehrere Zeugen Kooperationsverträge mit dem Kaufmann ab. Abgesehen davon, dass V. gar nicht die erforderliche Erlaubnis besaß, als Finanzportfolioverwalter tätig zu werden und er sich somit auch noch wegen Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz strafbar gemacht hatte - deutlich dramatischer war es für ihn persönlich, dass die Geschäfte an der Warenterminbörse nicht gut liefen und er nun vor der unangenehmen Aufgabe stand, seinen Auftraggebern mitzuteilen, dass er große Teile deren Geldes versenkt hatte. Denn: Einige dieser Geschäftspartner waren, so der Vorsitzende Richter Thorsten Bolte in der Urteilsverkündung, "eher von der unangenehmen Sorte: Da blieb es nicht bei ein paar bösen Briefen." Bedroht, zu Hause besucht, körperlich angegangen Sprich: Benedikt V. wurde bedroht, zu Hause besucht und auch körperlich angegangen. In einigen Fällen hatte er die irren Renditen sogar vertraglich garantiert - mit der Folge, dass er nun selber enorme Schulden machen musste, um sich die unliebsame Kundschaft vom Hals zu halten. Nun aber gab es denklogisch andere Gläubiger, die ebenfalls nicht ewig auf ihr Geld warten mochten. Also griff er in die Kasse eines Hamburger Unternehmens, dessen Geschäftsführer er mittlerweile war: Insgesamt entstand dieser Firma ein reeller Schaden von 660.000 Euro, die V. für eigene Zwecke verwendet hatte. Des Weiteren flossen auch 125.000 Euro eines weiteren Geschäftspartners auf das Konto des Angeklagten - dieses Geld war von dem Geschädigten eigentlich als Kredit in Form einer stillen Beteiligung an dem Hamburger Unternehmen gedacht gewesen. Lesen Sie auch: Belästigung, Saufgelage, Insolvenzbetrug? Angestellte entsetzt über Chef Adressfeld auf den Rechnungen einfach überklebt Darüber hinaus hinterzog Benedikt V. Umsatzsteuern in Höhe von mehr als 82.000 Euro. In einem Fall versuchte er gar noch, dies zu verschleiern, indem er das Adressfeld der eingereichten Rechnungen überklebte. All dies verkraftete das Hamburger Unternehmen auch wirtschaftlich nicht und war schließlich zahlungsunfähig. Ein vom Angeklagten beauftragter Rechtsanwalt teilte diesem im Dezember 2015 mit, dass die Stundungsverhandlungen mit mehreren Gläubigern gescheitert seien und V. nun Insolvenz anmelden müsse. Ein entsprechender Antrag ist bis zum heutigen Tag beim zuständigen Amtsgericht in Hamburg nicht eingegangen.

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