Wegen Bewerber-Ansturm soll künftig das Los über Bauplatzvergabe entscheiden

Verl. Die Nachfrage nach preisgünstigen städtischen Baugrundstücken ist ungebrochen. 700 Interessenten stehen aktuell im Rathaus auf der Warteliste. Jahrelang hat die Stadt versucht, ihr Punktesystem bei der Vergabe zu optimieren, hat hier die Einkommensgrenzen verändert und dort Kinderlose und Pendler in die Auswahl einbezogen, hat Kritik – vor allem von Einheimischen – geerntet, weil Kinderreichtum einen Vorteil bringt. Doch das &bdquo;Drehen an den Stellschrauben", so Beigeordneter Thorsten Herbst, reicht nicht mehr. &bdquo;Wir müssen das System grundsätzlich verändern, um angesichts weiter steigender Grundstückspreise für mehr Gerechtigkeit zu sorgen." Künftig soll jeder eine Chance haben, der in der Stadt Verl wohnt oder früher insgesamt mindestens zehn Jahre dort gelebt hat und jetzt zurückkehren möchte oder in der Stadt seinen Arbeitsplatz unterhält. Ein für die Verwaltung nicht unerheblicher Nebeneffekt: Der Aufwand bei der Vergabe wird verringert. Bei der Vergabe von 15 Grundstücken in Kaunitz soll sich das Verfahren ändern Beispiel Neubaugebiet am Schlangenweg: 150 Bewerbungen waren seinerzeit für die Grundstücke im Rathaus eingegangen, alle 150 waren auf die Kriterien des Punktesystems hin zu überprüfen. Bei etlichen fehlten einzelne Angaben und mussten nachgefragt werden. Und dann gibt es seit 2019 noch das angehängte Losverfahren, das Interessenten berücksichtigen soll, die zuvor nicht zum Zuge gekommen waren. &bdquo;Das hat den Aufwand nicht gerade verringert", so Herbst. Trotz aller Bemühungen habe sich der Kreis derjenigen, die einen im Vergleich zum freien Markt günstigen Bauplatz von der Stadt bekommen konnten, jedoch nicht großartig verändert. Schon bei der im Juni anstehenden Vergabe von 15 Grundstücken in Kaunitz will die Stadt deshalb das bisherige System auf den Kopf stellen. Die Abkehr vom Punktekatalog wird der Rat in seiner Sitzung am Dienstag, 4. Mai, 18 Uhr, beschließen. Alle Bewerbungen von Verler Bürgern beziehungsweise Rückkehrern landen in einem Lostopf. Unter notarieller Aufsicht wird dann eine Liste potenzieller Kandidaten mit Nachrückern ermittelt. Erst danach und nur bei ihnen prüft die Stadt, ob die Bewerber verschiedene Kriterien einhalten. So wird jeder, der selbst genutztes oder vermietetes Eigentum besitzt oder innerhalb der vergangenen beiden Jahre verkauft hat, von der Vergabe ausgeschlossen. Das gleiche gilt für Bewerber, die selbst oder deren Eltern so viele baureife Grundstücke haben, dass jedem Familienmitglied ein Bauplatz übertragen werden könnte. Die Erfolgsquote beim Los liegt laut Beigeordnetem bei 1:10 Wer ein Grundstück bekommen möchte, ist künftig also mehr oder weniger ausschließlich aufs Glück angewiesen – allerdings sind die Chancen laut Thorsten Herbst gar nicht so schlecht. Der Beigeordnete hat eine Quote von 1:10 errechnet. Die Preise für städtischen Baugrund sind gestaffelt nach Ortsteil und Einkommensverhältnissen. Maßstab ist die Summe der Einkünfte, nicht das Bruttoeinkommen. Das, so Herbst, solle zu mehr Gerechtigkeit zwischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Selbstständigen führen. Neu ist der Kinder-Bonus: Für jedes im Haushalt lebende Kind reduziert die Stadt den Kaufpreis des Grundstücks um 3.000 Euro bis maximal 12.000 Euro. Auf Betreiben der Grünen sollen auch Maßnahmen zum ökologischen Bauen, die ansonsten nicht gefördert werden und über das normale Maß hinaus gehen, auf gleiche Weise Berücksichtigung finden. Unverändert gilt eine Baufrist von drei Jahren nach Grundstückskauf. In dieser Zeit ist das Haus bezugsfertig herzustellen. Die Bauherren sind verpflichtet, das Gebäude mindestens zehn Jahre lang selbst zu nutzen.

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