Verler Schützen bangen um ihre Feste - und ihren Verein

Verl. Im Vereinsheim der St. Georg Schützenbruderschaft Dreiländeck hängen die Fotos sämtlicher Majestäten seit Anfang der 1950er-Jahre. Im Jahr 2020 ist kein neues Bild mit strahlendem Königs- oder Kaiserpaar hinzugekommen. Weil es kein Schützenfest gegeben hat. Womöglich wird auch der Rahmen für das Jahr 2021 leer bleiben, denn die Corona-Pandemie dauert an. ST. GEORG DREILÄNDERECK SÜRENHEIDE Die Infektionszahlen steigen und im Grunde rechnet kaum jemand damit, in diesem Jahr so fröhlich wie gewohnt feiern zu können. Eine offizielle Absage der Schützenfeste gibt es allerdings noch nicht. &bdquo;Im vergangenen Jahr kam die endgültige Absage im April", erinnert Kassierer Heinz-Josef Kosfeld an die Verfügung in der Corona-Schutzverordnung des Landes. Auf sie warten die Bruderschaften und Vereine auch jetzt. Bisher ist nur klar, dass in NRW große Festveranstaltungen bis zum 31. Mai untersagt sind. Informationen darüber hinaus gibt es noch nicht. Alle Schützenfeste in Verl finden später statt. &bdquo;Wir wünschen uns so schnell wie möglich eine klare Entscheidung", drückt Brudermeister Werner Paulfeuerborn aus, was wohl alle denken, denn nur so gibt es Planungssicherheit. &bdquo;Je eher wir es wissen, desto besser", sagt Paulfeuerborn, denn an solch großen Veranstaltungen hängt eine Menge dran. Festwirt, Schausteller, Zeltaufbau, Dekorationen, Einladungen an befreundete Schützenbrüder und -schwestern, Kleider für die Königin und die Throndamen und so vieles mehr. &bdquo;Sicherlich könnten wir das Schützenfest dennoch innerhalb von vier Wochen auf die Beine stellen", da ist sich Heinz-Josef Kosfeld sicher, &bdquo;aber wenn wir feiern, dann ohne Maske und Abstandsregeln, alles andere ist unrealistisch." Gerade für die ersten Schützenfeste im Jahr gibt es deshalb wenig Hoffnung, und selbst, wenn das Fest erst im August stattfindet, kann sich derzeit niemand so recht vorstellen, dass dann Festmarsch, Tanz und Party möglich sind. BÜRGERSCHÜTZENvereinVERL-BORNHOLTE-SENDE &bdquo;Diese außergewöhnliche Situation, wie wir sie schon im vergangenen Jahr hatten, ist eine große Herausforderung für die Vereine", sagt Jörg Brüggemann. Der 1. Vorsitzende der Bürgerschützen Verl-Bornholte-Sende und sein Team haben, wie auch alle anderen Verler Schützenbruderschaften und -vereine &bdquo;noch keine Alternative geplant". Irgendetwas online auf die Beine zu stellen, das halten alle für wenig geeignet. Der Ausfall der Schützenfeste, auf denen regelmäßig neue Mitglieder gewonnen werden, geht mit fehlenden Einnahmen einher. &bdquo;Die laufenden Kosten aber bleiben", sagt Jörg Brüggemann. Die Bürgerschützen trifft der Einnahmeverlust besonders, denn sie mussten ihre Heizungsanlage im vergangenen Jahr komplett erneuern. Kostenpunkt 27.000 Euro. &bdquo;Das hat uns eiskalt erwischt." Selbst wenn man sich die Summe mit dem Bürgerverein geteilt habe. Doch &bdquo;auf Unterstützung oder Förderung haben wir vergeblich gehofft", zürnt der Vorsitzende. &bdquo;Und wir stehen nicht alleine da, viele andere Vereine sind auch betroffen, die Politik lässt uns hängen." So viel Geld gebe die Stadt aus. &bdquo;Andere bekommen zum Teil sechsstellige Summen zugesprochen und wir bekommen gar nichts", rechnet Brüggemann vor. Bei diesen Sorgen trete die Frage nach dem Schützenfest beinahe in den Hintergrund. ST. HUBERTUS SCHÜTZENGILDE VERL &bdquo;Realistisch gesehen glauben wir nicht daran, dass unser Schützenfest am ersten Juli-Wochenende stattfindet", sagt Brudermeister Markus Nagelsdieck von der Gilde, &bdquo;aber offiziell müssen wir gucken, was die Politik vorgibt, der Funke Hoffnung stirbt zuletzt." Derzeit sei eine Präsenz-Vorstandssitzung in Planung, &bdquo;genügend Platz in der Schützenhalle wäre ja, wenn es die Rahmenbedingungen zulassen". Zunächst sieht es aber nicht danach aus. Der Bundesköniginnentag sei bereits verschoben worden, das Bundesfest im September noch nicht. ST. HUBERTUS SCHÜTZEN-Bruderschaft KAUNITZ Für den wahrscheinlichen Fall der Absage der Schützenfeste haben auch die St.-Hubertus-Schützen aus Kaunitz &bdquo;noch keinen Plan B", wie Peter Lichtenauer bestätigt. &bdquo;Den gibt es erst dann, wenn wir überhaupt wissen, was möglich ist." Im Grunde, sagt der Brudermeister, &bdquo;leben wir als Schützen ja auf einer Insel der Glückseligkeit, anderen geht es in der Pandemie viel schlechter". Lichtenauer treibt dennoch eine Sorge um. &bdquo;Irgendwann bekommen wir Probleme mit Festwirten und Schaustellern, noch ein drittes Jahr Ausfall, das geht auf keinen Fall." Im vergangenen Jahr hat der Festwirt Schützenfestpakete mit kühlen Getränken verkauft, die bestellt oder abgeholt werden konnten. Ob es diesmal etwas ähnliches gibt, darüber sei noch nicht gesprochen worden, sagt Peter Lichtenauer. &bdquo;Irgend etwas werden wir sicher wieder machen." Ein Team werde sich um die Jubilare kümmern. Ähnlich läuft es auch bei den anderen Vereinen. Und dann sind da noch die eigentlich nötigen Jahreshauptversammlungen. Alle hoffen, dass es in diesem Jahr noch die Chance zu Präsenzveranstaltungen gibt. Sollte das so sein, dann dürfte die Tagesordnung ordentlich lang werden. &bdquo;Dann gibt es einiges nachzuholen", bestätigt Peter Lichtenauer. Zwei bis drei Stunden sei dann sicherlich das Minimum.

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