CDU in Verl kürt Bürgermeisterkandidaten: Kampfabstimmung mit scharfen Angriffen

Verl. Der Stadtverband der CDU hätte damit rechnen können. Tatsächlich aber mussten die Stimmzettel am Samstagmorgen schnell noch mal neu gedruckt werden. Denn neben Amtsinhaber Michael Esken meldete kurz vor der Abstimmung mit Bernhard Balke ein zweiter Kandidat seine Ambitionen für das Bürgermeisteramt bei der Kommunalwahl am 13. September an. Esken, der vor fünf Jahren Nachfolger von Paul Hermreck wurde, erhielt bei der Aufstellungsversammlung des CDU-Stadtverbandes 35 der 37 möglichen Stimmen, Balke zwei. Fast würde etwas fehlen, wenn Bernhard Balke nicht in letzter Sekunde für ein oder auch mal sämtliche im Angebot stehenden Ämter kandidieren würde. Das hatte er etwa bei der Vorstandswahl des CDU-Stadtverbandes im Herbst 2019 bewiesen. Der Aufforderung des CDU-Kreisgeschäftsführers Hubert Kleinemeier, sich kurz vorzustellen, kam Balke nicht nach. Er nutzte die Bühne vielmehr, Michael Esken verbal scharf anzugreifen. &bdquo;Wer Bürgermeister werden will, der muss für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintreten", rief Balke. Er warf Esken vor, dieser sei 1996 an einem Wahlbetrug beteiligt gewesen. Balke spielte dabei offenbar auf seinen Eindruck bei den einstigen Landratswahlen an, erntete erzürnte Zwischenrufe und führte seine Vorwürfe nicht weiter aus. Zumal Kleinemeier eingriff, um Balke zu stoppen. Neben genervten Blicken blieb die Frage im Raum, wer dem Herausforderer wohl die zweite Stimme gegeben hat. Einstündiger Ritt durch alle in Verl relevanten Themen Eigentlich hatte die CDU ihren Bürgermeisterkandidaten bereits am 2. April benennen wollen. Corona kam dazwischen. Um genügend Abstand zu garantieren, wurde die Veranstaltung in die Schützenhalle an der Paderborner Straße verlegt. Kurz und bündig werde die Veranstaltung ablaufen, kündigte Stadtverbands-Vorsitzender Matthias Humpert an. Um Wahlkampfthemen sollte es an diesem Tag nicht gehen. Das angekündigte 20-Minuten-Interview mit Moderator Thorsten Nöthling weitete sich dann allerdings zum beinahe einstündigen Ritt quer durch alle derzeit in Verl relevanten Themen aus. Zur alten Dorfmühle mit Ausbildungswerkstatt BANG, MINT-Technikum und Gründerzentrum gebe es gute Gespräche, berichtete Michael Esken. &bdquo;Wenn wir in zwei bis drei Jahren fertig sind, wären wir schnell unterwegs." Mühlrad statt Turbine? Auch das ist aus Eskens Sicht vorstellbar. Sie könnte Anziehungspunkt einer möglichen Landesgartenschau in 2028/29 sein. &bdquo;Sollte es die Schau geben, wird auch der Verler See eine Rolle spielen." Zur Helfgerdsiedlung in Sürenheide: Die Stadt hat bereits das Gebäude Libellenstraße 1 erworben. Sollte sie Zugriff auf die anderen Wohnblöcke bekommen, könnte nach Eskens Ansicht ein Mix aus gefördertem und frei finanzierbaren Wohnbau entstehen. Über ein neues Stadion des SC Verl will Esken aktuell nicht diskutieren Neubau der Gesamtschule und des Hallenbades: &bdquo;In der Ratssitzung am 2. September soll ein Architekt beauftragt werden", kündigte er an. Dabei habe die Schule Vorrang. Der erste Spatenstich soll 2021 erfolgen, die Fertigstellung 2023. Sollte eine parallele Umsetzung von Bad und Schule nicht klappen, könnte Triathlet Thorsten Nöthling die ersten Bahnen im Hallenbad wohl erst 2024 drehen. In der Sportstadt Verl will Esken die drei Säulen Breiten-, Profi- und Gesundheitssport parallel fördern. &bdquo;Derzeit wird ein wissenschaftlicher Mitarbeiter gesucht", erklärte er. Auch dieser Prozess sei wegen Corona in den Hintergrund geraten, solle aber zeitnah wieder aufgenommen werden. Über ein neues Stadion für den Drittligisten SC Verl möchte Esken derzeit nicht diskutieren. Dieses würde sicherlich mit 20 Millionen Euro zu Buche schlagen und sei nur mit Unterstützung von Sponsoren möglich. &bdquo;Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass derzeit solch große Summen bewegt werden", schätzte er ein. Derzeit werde vielmehr geschaut, ob das Stadion Drittliga-tauglich gestaltet werden könne. &bdquo;Der SC Verl ist da schon länger dran." Esken versuche nah und authentisch bei den Menschen zu sein Esken berichtete von Mindereinnahmen von rund 150.000 Euro pro Monat während der Corona-Krise. &bdquo;Wir haben eine immer noch florierende Wirtschaft, allerdings gehen Aufträge langsamer als sonst ein und niemand kennt die Langzeitwirkung." Jede Ausgabe müsse derzeit genau hinterfragt werden. Warum er der richtige Mann an der Spitze der Stadt Verl sei, fragte Nöthling abschließend. Esken griff auf, was CDU-Stadtverbandsvorsitzender Matthias Humpert hervorgehoben hatte: &bdquo;Ich bin ein Bürgermeister, der versucht, authentisch und nah bei den Menschen zu sein und der sich um jedes Anliegen mit ganzer Kraft und ganzem Herzen persönlich kümmert." Die Kommunalwahlen finden am 13. September statt.

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