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Fußballer des SC Verl steigen in die 3. Liga auf

Dank der Auswärtstorregel reicht dem SC Verl ein 1:1 (0:1) im Rückspiel gegen Lok Leipzig. Seine Mannschaft habe sich unsterblich gemacht, sagt Trainer Rino Capretti.

Der Jubel bei allen Verlern kannte nach dem Schlusspfiff keine Grenzen. | © Jens Dünhölter

30.06.2020 | 01.07.2020, 06:25

Verl. Der SC Verl spielt bald drittklassig! Mit einem verdienten 1:1 (0:1)-Remis gegen Lokomotive Leipzig hat sich der Sportclub dank der mehr erzielten Auswärtstore erstmals in seiner Vereinsgeschichte für die eingleisige 3. Liga qualifiziert. Das Hinspiel in Leipzig war am Donnerstag mit einem 2:2-Remis geendet.

„Die Jungs haben sich unsterblich gemacht" sagte ein perplexer Trainer Guerino Capretti nach Abpfiff, während seine Spieler schon munter Kaltgetränke verteilten. „Ich bin so glücklich, so erleichtert – ich könnte fliegen." Nun darf sich Verl auf prominente Namen freuen: Unter anderem werden ihn bald Pflichtspiele gegen den 1. FC Kaiserslautern, Dynamo Dresden und 1860 München erwarten.

Lautstarke Unterstützung der Leipziger Delegation

Das Unterfangen Aufstieg verlief alles andere als glatt. Schon im Hinspiel hatte der SC Verl Probleme dabei gehabt, sein Offensivspiel wie gewohnt aufzuziehen. Auch in der Schüco-Arena dominierte der Sportclub zunächst optisch, in der gefährlichen Zone des Gegners ging ihm aber für lange Zeit jegliche Präzision ab: Erst nach 44 Minuten verzeichnete Verl per Standard durch Yannick Langesberg die erste Chance – der im Hinspiel noch unsichere Torhüter Fabian Guderitz war auf dem Boden und parierte.

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Stimmen aus der Schüco-Arena

Frederik Lach (SCV-Spieler, Kreuzbandriss): „Dem Knie geht es den Umständen entsprechend, aber der Kopf ist klar und hat gute Laune. Ich trauere dem Spiel gar nicht hinterher, denn ich gönne es jedem, der auf dem Platz war – auch dem, der vielleicht meinen Platz eingenommen hat."
Zlatko Janjic (SCV-Stürmer): „Über beide Spiele gesehen haben wir es verdient, heute vielleicht noch eindeutiger, denn wir haben mehr für das Spiel gemacht. Der Verein und ich haben uns darauf geeinigt, mindestens noch ein Jahr zusammen weiterzumachen."
Hans Katzwinkel (SCV-Vize): „Nach dem Eigentor war unsere Stimmung ganz weit unten, aber dann haben wir uns den Ausgleich verdient. Wir waren das fußballerisch bessere Team. Aber jetzt beginnt die Arbeit, ab morgen bauen wir die Strukturen für die 3. Liga aus."
Manfred Schnieders (FLVW-Vize): „Für Westfalen ist es eine wichtige Geschichte, einen weitere Drittligisten zu haben. Und auch für den westdeutschen Verband ist es hilfreich, weil wir jetzt keine Regionalliga mit 24 Teams spielen müssen."
Markus Schmand (SCV-Betreuer und Fahnenschwenker): „Erstens durfte ich die Fahne nicht mitnehmen – und zweitens habe ich sie vergessen."

Es folgte das Desaster: Im direkten Gegenzug verlängerte Kapitän Julian Stöckner eine weite Leipziger Hereingabe unbedrängt über seinen eigenen Torhüter Robin Brüseke ins eigene Netz (44.), Verl hatte sich für das im Hinspiel erhaltene Tor-Geschenk von Leipzigs Keeper Guderitz artig revanchiert. Ganz unverdient war dieses Zwischenergebnis nicht, nachdem Leipzig zuvor mehrfach durch Standardsituationen für Gefahr gesorgt hatte. Plötzlich war Leipzig in der Favoritenrolle.

Lok war anzumerken, für den Traum von der 3. Liga alles tun zu wollen. Auch auf der Tribüne, auf der sich die vielleicht zehnköpfige Delegation der Gäste die Stimmbänder wund schrie, während die Heimseite in phlegmatischer Stille beobachtete. Bahnte sich da ein kleines Drama an?

"Mental anstrengendsten Spiele meines Lebens", sagt der Torhüter

Nein, denn in der Pause folgte offenbar eine saftige Ansprache. Verl spielte feinen Fußball, dominierte und ließ sich selbst von einer achtminütigen Unterbrechung, weil Schiedsrichter Arne Aarnink verletzungsbedingt vom Platz musste, nicht aus dem Takt bringen. Ron Schallenbergs 1:1-Ausgleich auf Vorarbeit des auffälligen Patrick Schikowski war hochverdient (73.). Leipzig rannte bis in die zwölfminütige Nachspielzeit hinein an, aber erfolglos: Das Verler Bollwerk hielt.

„Mental waren das die zwei anstrengendsten Spiele meines Lebens", sagte Torhüter Brüseke, der wie viele seiner Teamkollegen erstmals drittklassig spielen wird. „Wir haben ein überragendes Jahr gespielt, nahezu perfekt." Und gab gleich eine mutige Devise für das nächste Jahr aus: „Wir wollen weiter Powerfußball spielen. Und müssen auch erstmal geschlagen werden."