Coronafreie Testung? Verl will infizierte und nicht infizierte Bewohner separieren

Verl-Sürenheide. Die Stadt Verl schlägt vor, infizierte und nicht infizierte Bewohner in den vollständig unter Quarantäne gestellten Wohnblocks im Ortsteil Sürenheide zu separieren. Auf das Corona-Virus positiv Getestete könnten dann in einer Immobilie der Stadt untergebracht und dort betreut werden. Bürgermeister Michael Esken sagte gestern gegenüber dieser Zeitung, würden dann die übrigen Menschen so lange getestet, bis alle ein negatives Ergebnis aufwiesen, könne zum Wohl der Betroffenen das Gebäude aus der Quarantänezone herausgenommen werden. Bürgermeister will Vorschlag auf jeden Fall umsetzen Diese Maßnahme wollte Esken am Nachmittag dem Krisenstab des Kreises Gütersloh vorschlagen. Sollte die Idee dort nicht auf Zustimmung treffen, will der Bürgermeister sie für Verl in eigener Verantwortung umsetzen. Esken betonte, man wolle die Bewohner der Häuser ansprechen, ihnen diese Maßnahme erklären und setze auf deren Bereitschaft, für die Zeit der Quarantäne gegebenenfalls umzuziehen. In Sürenheide gibt es in den Wohnblocks Häuser, in denen lediglich eine oder zwei infizierte Personen leben. Unter Quarantäne stehen aber auch alle Nachbarn. Einzig auf einen Teil der Gebäude am Zollhausweg lasse sich das Verfahren nicht anwenden. Hier wohnen überwiegend Werkvertragsarbeiter aus Südeuropa zu sechst oder acht in einer Wohnung, die allermeisten arbeiten beim Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Hier gab es bereits am Sonntag 100 bestätigte Corona-Fälle. &bdquo;Sie sind unsere Gäste, nicht unsere Gefangenen" Gestern Vormittag gingen der Bürgermeister und Jugendamtsleiter Patrick Bullermann gemeinsam mit einem Dolmetscher für Rumänisch durch die Quarantänebereiche. Per Megafon versuchten sie, den zumeist aus Rumänien, Bulgarien und Polen stammenden Bewohnern der Häuser die getroffenen Absperrmaßnahmen zu erläutern. Am Samstag hatte die Stadt die Wohnquartiere am Zollhausweg, an der Grillen- und an der Libellenstraße mit einem Bauzaun abgeriegelt, um die Einhaltung der Quarantänemaßnahmen zu erzwingen. Esken sicherte den Menschen die Hilfe der Stadt zu. &bdquo;Sagen Sie uns, was sie brauchen. Sie sind unsere Gäste, nicht unsere Gefangenen." Der Bitte, diese Worte auch ins Bulgarische und Polnische zu übersetzen zu lassen, konnte der Bürgermeister nicht nachkommen – dafür fehlen aktuell die Dolmetscher. Am Dienstagmorgen veröffentlichte die Kreisverwaltung einen Aufruf: Gesucht werden zur Unterstützung der Einsätze im Kreisgebiet 150 Übersetzer für die drei betreffenden Sprachen. Esken erläuterte den unter Quarantäne stehenden 668 Menschen zudem den am Vormittag von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verkündeten Lockdown. Auch die übrigen Menschen im Kreis Gütersloh müssten jetzt zu Hause bleiben. Man wolle, um die Zeit der Quarantäne so erträglich wie möglich zu gestalten, jeden Wunsch erfüllen. &bdquo;Der einzige Wunsch, den wir nicht erfüllen können, ist, dass Sie sich frei bewegen können." Für alle gehe es um die Gesundheit, es gelte vor allem, die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Zahlreiche Sachspenden aus der Bevölkerung Mittlerweile sind aus der Bevölkerung zahlreiche Sachspenden für die Menschen in Sürenheide eingegangen. Am Zollhausweg hat die Stadt ein kleines Spielzeug-Lager errichtet. Damit Rutsche und Co. auch genutzt werden können, will sie einen den Wohnblocks gegenüberliegenden Acker in den eingezäunten Bereich einschließen. Eine entsprechende Vereinbarung mit dem Landwirt sei getroffen, sagte Esken. Ein Teil der Fläche soll kurzfristig als Spielplatz hergestellt werden. Zudem begannen die Arbeiten für einen Sichtschutz. Er soll den unter Quarantäne stehenden Menschen ein wenig Privatsphäre sichern. Mit der Absperrung des Zollhausweges und seiner Integration in den Quarantänebereich wollte die Stadt gerade für die kommenden heißen Tage den Bewohnern eine vergrößerte Freifläche zur Verfügung stellen, damit sie sich nicht ausschließlich in ihren Wohnungen aufhalten müssen. Gestern wurden die Testungen in den Blocks am Zollhausweg fortgesetzt. Dafür waren wieder mobile Teams, bestehend aus Mitarbeitern des Kreisgesundheitsamtes und unterstützt von der Bundeswehr und dem Deutschen Roten Kreuz, im Einsatz. Die Beschränkungen in Sürenheide gelten vorläufig bis zum 4. Juli.

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