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Nobilia aus Verl schlägt die eigenen Rekorde und steigert Umsatz erneut

Europas größter Küchenhersteller hat 2019 den Umsatz auf fast 1,3 Milliarden Euro gesteigert. Auch sonst gehen die Zahlen fast überall nach oben. Ende des Jahres soll in zwei neuen Werken die Produktion beginnen.

Die Außenwerbung hängt, die Maschinen werden installiert - Ende des Jahres will Nobilia in seinem neuen Werk jenseits der Autobahn 2 am Gütersloher Hüttenbrink die Produktion aufnehmen. | © Andreas Frücht

Roland Thöring
21.02.2020 | 21.02.2020, 17:54

Verl-Sürenheide. Wenn Nobilia-Geschäftsführer Lars Bopf alljährlich im Februar die Wirtschafts- und Fachpresse zur Präsentation der Bilanz nach Sürenheide einlädt, hat das bereits Tradition: Er vermeldet Rekordzahlen. Den Umsatz steigerte der Branchenprimus im vergangenen Jahr um 4,9 Prozent beziehungsweise 60,3 Millionen Euro auf 1,288 Milliarden Euro; mit 3.738 Beschäftigten arbeiteten zum Stichtag 31. Dezember in den beiden Werken Sürenheide und Kaunitz 142 Mitarbeiter mehr als noch ein Jahr zuvor und so viele wie noch nie; und auch die dort produzierten 7,5 Millionen Schränke und 1,7 Millionen Arbeitsplatten bedeuten neue Bestmarken.

"Er wird die deutsche Küche nicht aus dem Markt treiben": Oliver Streit (r.) über den Brexit. Das Foto zeigt ihn mit den weiteren Geschäftsführern Michael Klein (l.) und Frank Kramer. - © Andreas Frücht
"Er wird die deutsche Küche nicht aus dem Markt treiben": Oliver Streit (r.) über den Brexit. Das Foto zeigt ihn mit den weiteren Geschäftsführern Michael Klein (l.) und Frank Kramer. | © Andreas Frücht

Damit ist Nobilia beinahe doppelt so stark gewachsen wie die Branche als Ganzes und hat seine Stellung als größter Küchenhersteller Europas bestätigt. Wachstumstreiber war vor allem das Geschäft mit Holzteilen. Dagegen stagnierte die Komplettvermarktung, also der Anteil der Küchen, die Nobilia inklusive Einbaugeräte verkauft.

Pro Arbeitstag schickte Nobilia im vergangenen Jahr mehr als 3.400 Küchen-Kommissionen in alle Welt. "Alle Welt" ist durchaus wörtlich zu nehmen. Geliefert wird in mehr als 80 Länder. Ziemlich genau jede zweite Küche verkaufen die Verler mittlerweile ins Ausland - Tendenz steigend. Die Exportquote erreichte 2019 mit 49,8 Prozent (plus 9,5 Prozent) ebenfalls einen neuen Spitzenwert, der Exportumsatz stieg um 55,6 auf 641,1 Millionen Euro.

China bereits auf Platz 5 der Exportmärkte

China wird dabei für Nobilia immer wichtiger. Bereits vier Prozent des Exportumsatzes erzielen die Sürenheider im Reich der Mitte, das ist mehr als beispielsweise in Großbritannien und doppelt so viel wie in Italien. China nimmt jetzt Platz 5 der Top-Lieferländer ein, hinter Frankreich, Belgien, Österreich und den Niederlanden. Der Coronavirus belastet den Handel mit China noch nicht. In Asien ist Nobilia überwiegend im langfristigen Objektgeschäft tätig. "Bei der Auftragseingangsentwicklung ist kein Rückgang feststellbar", so Lars Bopf.

Besonders hohe Wachstumsraten realisierte Nobilia im vergangenen Jahr jedoch in Europa, vor allem in Frankreich und Spanien. Mit einem Anteil von 43 Prozent ist der französische weiterhin der wichtigste Exportmarkt des Unternehmens.

"Wir pumpen nicht unkontrolliert Voumen in den Markt": Nobilia-Geschäftsführer Lars Bopf. - © Andreas Frücht
"Wir pumpen nicht unkontrolliert Voumen in den Markt": Nobilia-Geschäftsführer Lars Bopf. | © Andreas Frücht

Aus diesem Grund baut Nobilia aktuell an der französischen Grenze im saarländischen Saarlouis ein neues Werk. Die Gebäudehülle steht, die Dächer sind geschlossen. Jetzt werden die Maschinen montiert. Ende des Jahres, so Lars Bopf, sollen die ersten Teile produziert werden. Dabei will Nobilia das Werk ähnlich langsam anfahren, wie dies 2006 mit dem heute ausgereizten Werk 2 in Kaunitz geschehen ist. „Wir werden nicht unkontrolliert Volumen in den Markt schieben, sondern sehen, was dieser Markt hergibt." Zu Jahresbeginn hat das Unternehmen für Saarlouis die ersten 30 Mitarbeiter eingestellt, bis zum Start der Produktion soll sich ihre Zahl verdoppeln, so Michael Klein, neben Bopf, Frank Kramer und Oliver Streit Mitglied der vierköpfigen Geschäftsführung.

Parallel dazu errichtet Nobilia ein weiteres neues Werk an der Straße Am Hüttenbrink auf Gütersloher Stadtgebiet. Die Außenwerbung hängt bereits, und auch hier werden aktuell die ersten Maschinen installiert. In dieses Werk 3 zieht ein Teil der Fertigung aus Sürenheide um. Zu Beginn sollen 80 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz auf die andere Seite der Autobahn 2 verlegen.

Wie viel Geld das Unternehmen in den Aufbau der beiden neuen Werke steckt, verriet die Geschäftsführung am Freitag nicht - auch das hat Tradition, genauso wie es keine Auskunft zum Gewinn gibt. Insgesamt nahm Nobilia im vergangenen Jahr 131,5 Millionen Euro für Investitionen in die Hand. Ein Teil des Geldes floss in den Ausbau des firmeneigenen Fuhrparks. 20 neue Zugmaschinen und 100 neue Auflieger wurden angeschafft, sodass die Flotte nun auf 220 Lkw und mehr als 800 Auflieger angewachsen ist.